Der Neue im Sportinternat
Irgendwer treibt ein verdammt mieses Spiel im Internat, stürzt andere ins Unglück und gibt einen Scheißdreck drum. Was für ein mieser Wichser!
Noch ist es unmöglich, das Mosaik zusammenzusetzen. Entscheidende Teile fehlen! Nachdem Chocco dem Anschein nach als Dieb überführt wurde, hat Winkler Leon zum Gespräch gebeten. Winkler hat Leon Fragen zu Chocco gestellt. Die Unterredung hatte den Hauch eines Verhörs. Leon hatte keinerlei Probleme damit, weil er nichts zu verbergen hat. Winkler hielt ihm einen anonymen Brief vors Gesicht. Der Brief war mit einem Computer verfasst worden. Der Dieb ist in Zimmer 127 zu finden. Das Diebesgut ist im Kleiderschrank versteckt. Wenn Sie Schlimmeres verhindern wollen, stoppen Sie ihn umgehend! Winkler war überzeugt davon, dass Leon der Verfasser ist und sich aus guten Gründen nicht zu erkennen geben wollte. »Niemand ist gern ein Verräter, erst recht kein Sportler!«, sagte er und hoffte auf ein Geständnis. Leon musste Winkler enttäuschen. Das Gespräch fand ein rasches Ende. »Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, dann lassen Sie es mich wissen!«, bat Winkler Leon.
Zwei Wochen sind seitdem vergangen. Könnte Leon doch nur rausfinden, wer der Verfasser des Denunziationsschreiben ist. Aber die Identität aufzudecken, das ist unmöglich! Im Internat hat jeder Zugang zum Computerraum, daher kommt jeder in Frage und ist verdächtig! Im Internat zerreißt sich natürlich fast jeder das Maul über Chocco. Die Tatsache, dass es zu keinem weiteren Diebstahl gekommen ist, spricht zugegebenermaßen gegen Chocco. Leon allerdings ist von Choccos Unschuld überzeugt!
Leon packt sein Zeug zusammen, will zum Training. Ohne Chocco ist es im Zimmer sehr still; sein Lachen fehlt, sogar die quälenden Fragen bezüglich der Wahrhaftigkeit seines Jungendaseins. Er geht zur Tür, öffnet und erschreckt, wird regelrecht zu Stein. Falko steht wenige Zentimeter vor ihm. Die Hände hält Falko am äußeren Türrahmen, stemmt sich förmlich dran ab. Er zieht ein wenig den rechten Mundwinkel an, der linke bleibt bewegungslos, sieht wie gelähmt aus. Er bläst seinen Atem in Leons Gesicht. Leon starrt Falko handlungsunfähig an, denkt an die versuchte Vergewaltigung und fühlt sich ohnmächtig.
»Mein Schatz!«, haucht Falko und klingt dabei wie ein Henker, der schnell noch seine Axt schärft. Falko beugt sich leicht nach vorn, bis er mit der Nasenspitze fast Leon berührt. »Krieg ich gar keinen Begrüßungskuss? Nein? Wenn ich dich seh, hab ich sofort 'nen Ständer! Den Schwanz hab ich mir nicht mehr gewaschen, seit das Teil an deinem Knackarsch war. Leider hast du dich ja so geziert, Schätzchen. Aber ich krieg dich noch! Verlass dich drauf! Jetzt, wo deine kleine Freundin weg ist, lutscht dir niemand mehr die Stange. Oh! Nicht traurig sein, Schatz. Ich werde dich so ficken - du wirst dich wie 'ne gestopfte Weihnachtsgans fühlen!«
Leons Kehle ist wie zugeschnürt. Er starrt in Falkos Narbengesicht, fühlt dabei den Boden unter seinen Füßen schwanken. Es wäre ein Leichtes, auszuholen und direkt in die Narbenfresse zu schlagen. Leon kann nicht. Es ist keine Angst, die ihn lähmt. Es ist blankes Entsetzen! Falko wird ihn nie zufrieden lassen. Er oder ich!, weiß Leon. Einer wird das Feld räumen müssen. Es wird einen bitteren Kampf geben, der vermutlich unvermeidbar ist!
»Leon!«, ruft Adrian. Er steht am Ende des Ganges. »Wo steckst du? Dein Training hätte vor zehn Minuten anfangen sollen!«
»Dein Stecher!«, flüstert Falko und züngelt. »Er sorgt sich um dich. Wie rührend! Wir sehen uns!« Falko grinst Adrian an und geht zum anderen Ende des Gangs.
Adrian kommt zu Leon, sieht ihn an und fragt: »Geht es dir nicht gut? Du bist bleich wie die Wand!«
»Alles in Ordnung!«
»Sicher?«
»Ja.« Leon schließt die Tür ab, atmet durch. Adrian ist keine Minute zu früh angetanzt! Dafür hat er einen fetten Kuss und eine innige Umarmung verdient. Leon wünschte, er könnte seinem Empfinden Spontaneität verleihen und es ausleben, ohne missverstanden zu werden. Aber das ist wohl unmöglich, fürchtet er. Manchmal ist jemand wie ein Engel, der vom Himmel entsandt wurde, ohne es selber zu wissen. Für Leon ist Adrian so jemand!
»Ich hab mir Sorgen gemacht. Normalerweise erscheinst du immer pünktlich zum Training!« Adrian legt den Arm um Leon, lächelt. »Die vergangenen Wochen haben dafür gesorgt, dass ich sehr schnell besorgt reagiere. Was wollte Falko von dir?«
»Nichts,
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