Der Neue im Sportinternat
er... Sascha Lambert trainiert drüben in der Halle, schon gewusst? Hab sogar seinen Trainer kennengelernt.«
»Ja, der Sawatzki. Was soll ich sagen? Die Chemie stimmt zwischen uns nicht!« Adrian lächelt, nimmt es gelassen und wuschelt mit der Hand durch Leons Haar, als wolle er es bürsten. »Na ja, der hat ja auch seinen Schützling ... Sascha hab ich bisher nicht kennenlernen können. Sawatzki hütet ihn wie einen Diamanten. Er wird seine Gründe haben. Geht mich nichts an!«
Maurice kommt Leon und Adrian entgegen. Das vertauensvolle Miteinander zwischen den beiden ist ihm ein Dorn im Auge. Unfreiwillig ecken Leon und Adrian damit bei Maurice an. Es fällt ihm schwer, seine Eifersucht unter Kontrolle zu halten. Ohne ein Wort zu sagen, geht er an Leon und Adrian vorbei.
»Hallo Maurice«, grüßt Adrian freundlich, wie man es nicht anders von ihm gewöhnt ist.
»Zzzh!«, zischt Maurice durch die Zähne. Er geht weiter, murmelt etwas Unverständliches.
»Was ist denn mit dem los?« Adrian wundert sich über das Verhalten von Maurice. »Seine Launen sind unerträglich! Zur Abwechslung sollte er mal mit Trainingserfolgen glänzen. Ich muss mir was einfallen lassen. Eine Diva kann ich nicht gebrauchen! Zum Glück darf ich dich trainieren, Leon. Du lässt mein Trainerherz höher schlagen!«
Leon lächelt. Er freut sich jedes Mal aufs Neue über Adrians Komplimente. Das tut einfach nur gut! Für Leon sind Adrians aufmunternde Worte die totale Stärkung. In der Schlosshalle kommt Lori Leon und Adrian entgegen. Von Weitem lächelt sie schon, zupft ihr geblümtes Kleid, das so eben noch die Knie bedeckt, zurecht. In ihren hochhackigen Schuhen macht sie kleine elegante Schritte. Die feminine Eleganz ist ihr in die Wiege gelegt worden und keine einstudierte Inszenierung. Lori schwebt regelrecht; ihre Füße scheinen nicht den Boden zu berühren! »Na, ihr«, ruft sich Leon und Adrian zu.
»Hallo!« Adrian lächelt sie an.
»Hi!«, sagt Leon.
»Hast du gerade mal zwei Minuten für mich?«, fragt Lori Adrian. »Ich muss dich was fragen.« Sie lächelt Leon an, streichelt kurz über seinen Arm. »Alles klar bei dir? Ich habe deine Großmutter kennenlernen dürfen. Eine beeindruckende Persönlichkeit! Richte ihr bitte liebe Grüße aus!«
»Mach ich!« Leon wendet sich Adrian zu. »Ich geh schon mal rüber in die Halle, okay?«
»Ja. Ich komm gleich nach.«
»Ciao!« Leon lächelt sowohl Adrian als auch Lori an und verlässt das Schloss.
Auf dem Vorplatz vorm Schlosseingang ist Mateo mit einem Besen bewaffnet und fegt halbherzig vor sich her. Das Gesicht hält er in die Sonne gestreckt. Er sieht gelangweilt aus. Als er Leon sieht, ruft er ihn pfeifend zu sich. Leon hätte die Begegnung gern vermieden. Er geht zu Mateo rüber und sieht ihn nackt auf dem Bett vor sich liegen. Leon würde dieses Bild gern verbannen, weil es zu einem denkbar ungünstigen Moment in ihm hochkommt. Zusammenreißen ist angesagt. Aber wie nur?!
»Machst dich ja ziemlich rar!«, sagt Mateo, als Leon vor ihm steht. Er setzt den Besen ab und stützt sich mit den Händen drauf, steht völlig relaxt da. »Geht dir der Arsch auf Grundeis? Hast Angst vor mir, wie?« Mateo zeigt die Zähne wie ein Hund, feixt und knurrt ein grimmiges Grrr!
»Angst? Vor dir? Ha!« Leon ist die Ruhe selbst, wenigstens tut er so. Er will sich nichts anmerken lassen. Mateo soll ihn gefälligst für die personifizierte Coolness halten.
»Biste noch traurig wegen deinem kleinen Freund, diesem Langfinger?« Mateo schiebt die Hand in die Hosentasche, zieht eine Packung West vor. Mit einem verwegenen Grinsen nimmt er eine Zigarette aus der Packung, steckt sie in den Mundwinkel. In der halb leeren Packung hat er auch sein Feuerzeug verstaut. Er nimmt es in die Hand und zündet die Zigarette an. Mit der Kippe im Mundwinkel sagt er: »Im Trösten bin ich 'n Profi! Komm vorbei und ich zeigs dir! Hab ne sensible Seite. Wirst dich wundern, was damit alles geht! Im Kopf hab ich dich doch eh schon gefickt!«
»So?« Leon fühlt keinerlei Unbehagen mehr in Mateos Nähe. Ist das gut oder eher schlecht? Hat er sich etwa in einem Spinnennetz verfangen und wird von dem hinterhältigen Geschöpf wie eine Fliege eingesponnen, ohne es zu bemerken? Letztendlich hat Grandmere Colette möglicherweise recht, und Mateo ist kein übler Kerl. Es gibt viele Männer, die mit seinem Outfit inklusive Glatze rumlaufen und die noch lange keine Nazis sind. O Mann, nur weil er Mateo nackt gesehen
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