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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ergründen. Wenn er nur auf der anderen Seite der Kammer eine Öffnung in der Wand entdeckt hätte, auf die sie hätten zulaufen können. So riskierten sie, sich in dem Dschungel der Spinnennetze zu verfangen, im Kampf gegen deren Bewohner sogar ihre Lampen zu verlieren und in absoluter Dunkelheit zu versinken. Das wäre ihr sicheres Ende.
    Eine große Spinne, die Beine ruckartig von sich werfend wie eine schlecht geölte Maschine, krabbelte über ein Stück zerfetztes Netz in Schulterhöhe auf sie zu. Christopher fegte sie mit dem Schwert hinweg und schleuderte sie ins Dunkel zurück. Eine zweite lief seltsam seitwärts auf seine Füße zu. Er trat hart darauf und spürte, wie er sie unter dem Absatz zermalmte.
    »Wohin sollen wir laufen, Christopher?«, frage Chindamani und drückte sich von hinten fest gegen ihn.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Wenn es die Treppe gibt, dann kann sie überall sein.«
    »Es muss sie geben. Alles andere in Sönams Geschichte ist auch eingetroffen.«
    »Vielleicht.« Er überlegte einen Augenblick. »Wir haben eine Möglichkeit, das herauszufinden. Die wahrscheinlichste Stelle ist gegenüber. Ich versuche, dorthin zu gelangen. Behaltet mich genau im Auge. Wenn ich durchkomme, und die Treppe ist dort, dann rufe ich. Und ihr rennt sofort los.«
    »Sei vorsichtig, Christopher«, sagte sie. Er konnte nur ihre Augen sehen, die hinter dem Schal hervorlugten. Er streckte eine Hand nach ihr aus und berührte sie. Sie legte ihre darauf. In einer Welt der Spinnen, zwischen dunklen Fäden undseidenen Geweben eines verworrenen, leidenschaftslosen Todes berührten sie sich schweigend für einen Augenblick. Haut traf nicht auf Haut, Lippen konnten sich nicht berühren, und tödliche Kälte lag in der Luft, die sie mühsam atmeten.
    Eine große Spinne landete auf Christophers Rücken. William schrie auf, und Christopher fuhr herum, wobei er das Monster abschütteln und zertreten konnte.
    »Lauf!«, rief Chindamani.
    Er rannte los, hieb mit dem Schwert eine Schneise in die endlosen Netze, riss und zerrte daran, konnte sie schließlich zerteilen und kämpfte sich so Schritt für Schritt durch den Raum. Überall auf dem Boden lagen kleine vertrocknete Leichname herum, traurige Bündel, die nichts Menschliches mehr an sich hatten. Bei jedem Schritt ließen sich mehr Spinnen auf ihn fallen, klammerten sich an seinen Rücken, seine Arme und Beine, suchten mit ihren Stacheln die dicke Schicht von Pelz und Stoff zu durchdringen.
    Wie er auf die andere Seite gelangt war, wusste er später nicht mehr. Schließlich hieb er die letzten Netze beiseite und stand vor nacktem Felsen. Fieberhaft holte er nach allen Seiten aus, zerschlug Netze wie nasse Tücher, schnitt sie in Stücke. Immer noch keine Öffnung in der Wand. Etwas prallte gegen seine Lampe und riss sie ihm aus der Hand. Die Welt versank im Dunkel. Klappernd fiel das Schwert zu Boden. Eine große Spinne landete auf seinen Kopf, dann eine weitere auf seine Schultern. Er stolperte über einen der kleinen Leichname und fiel auf die Knie. Verzweifelt griff er um sich, fand aber nichts als dickes, weiches Spinnengewebe.

39
    »Christopher!«
    Ihre Stimme hallte in dem niedrigen Gang wider. Als keine Antwort kam, rief sie verzweifelt noch einmal: »Christopher, wo bist du? Was ist passiert? Antworte mir doch!«
    Aber nur das Echo kam zurück. Sie hatte gesehen, wie Christophers Lampe erlosch. Jetzt antwortete er nicht mehr. Die Spinnen waren inzwischen überall – böse, unerbittlich und mitleidlos. Sie schauderte und rief wieder.
    »Christopher!«
    Da kam ein gedämpfter Schrei aus der gegenüberliegenden Ecke des Raumes.
    »Er muss gestürzt sein«, sagte Samdup. »Wir müssen zu ihm!«
    Chindamani biss die Zähne zusammen und betete zu Chenrezi um die Kraft, das zu tun, was sie jetzt tun musste.
    Sie nahm den Jungen bei den Schultern und blickte ihn fest an. William schaute mit schreckgeweiteten Augen zu.
    »Samdup«, sagte sie. »Ich muss Ka-ris To-feh jetzt helfen. Warte hier, solange dein Mut reicht. Wenn ich nicht wiederkomme, dann lauf den Gang bis zum Gön-kang zurück. Nimm den Jungen mit. Euch droht keine Gefahr. Sie werden euch nichts tun. Verstehst du?« Während sie noch sprach, rief William plötzlich nach seinem Vater und rannte in den von Netzen verhangenen Raum hinein. Seine Lampe tanzte dabei auf und ab. Chindamani versuchte, ihn zurückzuhalten, aber sie griff nur in alte, schmutzige Spinnweben.
    Ohne einen Moment zu überlegen,

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