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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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stürzte sie ihm nach und bahnte sich den Weg durch die herabhängenden Netze, wobei sie mit wirbelnden Armen die krabbelnden Körper abzuwehren versuchte, mit denen sie in Kontakt kam.
    Ein letzter grauer Vorhang fiel, und dann sah sie Christopher, auf dem Rücken liegend, Dutzende von Spinnen abwehrend,die auf ihm herumkrabbelten, und Christophers Sohn, der sie mit dem Schwert seines Vaters zu vertreiben suchte. Aber immer mehr der schwarzen Wesen liefen herbei. Chindamani packte Christopher bei der Hand und half ihm aufzustehen. War er gestochen worden? Wenn ja, wie lange dauerte es, bis das Gift zu wirken begann?
    »Hier geht es nicht weiter!«, schrie er. »Wir müssen in den Gang zurück!«
    Eine Spinne kletterte Chindamanis linkes Bein herauf, dann eine zweite und eine dritte. Sie schüttelte sie ab, aber neue kamen. Eines der Ungeheuer landete auf Williams Nacken und krallte sich dort fest. Christopher warf es mit bloßen Händen hinunter. Er glaubte, die Spinne habe den Jungen gestochen, aber er konnte nicht nachschauen.
    Plötzlich rief William laut: »Seht mal, dort!«
    Er wies auf einen Fleck in der rückwärtigen Wand des Raumes. Da war eine Tür – völlig eingehüllt in Spinnweben, aber gerade noch zu erkennen.
    Aufgeregt rief Chindamani nach Samdup. »Mach schnell!«, rief sie. »Hierher! Hierher!«
    Sie konnte sehen, wie seine Lampe durch die Dunkelheit schwankte. Er stolperte, und Chindamani stürzte zu ihm hin. Überall waren jetzt Spinnen – wütend und mordlustig. Chindamani erreichte Samdup und zerrte ihn die letzten Meter weiter.
    »Hier ist es!«, rief Christopher und wies auf die Tür. Netz für Netz kämpften sie sich an sie heran. Wieder mussten sie über ausgetrocknete Körper steigen, die herumlagen wie leere Hülsen, aus denen die Spinnenbrut ausgekrochen war.
    Die Tür klemmte. Christopher riss an dem Ring, aber sie gab nicht nach. William und Samdup taten, was sie konnten, um die Spinnen in Schach zu halten. Chindamani griffebenfalls nach dem Ring, und beide zogen verzweifelt daran. Wann war diese Pforte wohl zum letzten Mal geöffnet worden? Vor einem Jahrhundert? Oder vor zehn? Sie verdoppelten ihre Anstrengungen, denn sie wussten, der Weg zurück in den Gang war ihnen versperrt. Entweder die Tür oder das Ende.
    Da gab sie einen Zollbreit nach und klemmte wieder, noch fester als zuvor. Christopher glaubte, seine Finger müssten brechen, aber er zog weiter, eher angefeuert von dem Schmerz.
    Dann klang es, als rastete etwas aus, und die Tür bewegte sich. Immer noch nicht viel, aber gerade genug, dass sie sich hindurchzwängen konnten. Christopher packte William und schob ihn in den Spalt, dann Samdup und danach Chindamani. Er hob ihre Lampe auf, die sie auf den Boden gestellt hatte. Sie übernahm sie von ihm, und er schloss die Tür. Sie hatten es geschafft. Bis hierher.
    Mehrere Spinnen waren zusammen mit ihnen durch die Tür geschlüpft. William schwang das Schwert nach ihnen mit einem Zorn, der zu groß war, als dass sein kindlicher Körper ihn noch hätte beherrschen können. Es war der erste echte Wutanfall, den er erlebte. Er richtete sich nicht nur gegen die Spinnen, die ihn mit Angst und Abscheu erfüllten, sondern auch gegen Tsarong Rinpoche und Samjatin, gegen all jene, die seine kleine Welt zerstört hatten. Es waren Wut, Trauer und Zweifel in einem – Wut über die heimtückische Entführung, Trauer über den Verlust alles dessen, was er gekannt hatte, und Zweifel an den so sicher scheinenden Dingen, die bisher sein Leben bestimmten.
    Vor ihnen liefen Stufen hinab wie Sönam es beschrieben hatte – nackt, steil und im Licht ihrer letzten Lampe wunderschön anzusehen. Sie ließen sich auf dem kleinen Absatz am Anfang der Treppe nieder. Keiner sagte ein Wort. Sie wolltenden Schrecken aus ihren Köpfen vertreiben, um den letzten Abschnitt des Weges an die frische Luft und in die Freiheit angehen zu können. Niemand wagte den Gedanken auszusprechen, ob diese Stufen noch weitere Überraschungen für sie bereithielten.
    Christopher drückte William fest an sich. Dabei fiel sein Blick auf den Nacken des Jungen. Er sah einen dunkelroten Fleck, wo die Spinne ihn gestochen haben musste. Aber William sagte, es tue kaum weh. Er war wohl noch einmal davongekommen.
    »Bald wird es hell«, sagte Chindamani. »Da sollten wir von hier verschwunden sein.«
    Christopher nickte. Sie hatte recht. Auch er wollte möglichst weit von Dorje-la fort sein, wenn Samjatin bemerkte, dass sie aus

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