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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nichts mehr. Die Würfel waren gefallen. Sie würden den Gang unterhalb des Gön-kang benutzen. Er bückte sich und griff mit der rechten Hand nach dem Ring.
    Die Falltür war schwer. Sie öffnete sich nur langsam, aber ohne jedes Geräusch.

38
    Darunter war nichts als schwarze, feuchte und kalte Finsternis. Ein muffiger Geruch stieg aus der Öffnung, eher ein Gemisch von ungewöhnlichen Gerüchen, die nicht einzeln zu identifizieren waren. Es steigerte sich zu einem fürchterlichen Gestank, der sich widerwärtig in der Nase festsetzte. Chindamani wandte sich ab und musste ein Würgen unterdrücken. Christopher zog sich den dicken Schal über Mund und Nase. Die anderen folgten seinem Beispiel.
    »Ich steige zuerst hinunter«, flüsterte Christopher. »Dann William und Herr Samdup. Als letzte Chindamani. Jeder hat eine Lampe. Wenn eine ausgeht, sagt das sofort und zündet sie bei einem anderen wieder an. Bewegt euch so geräuschlos wie möglich. Der Letzte schließt die Falltür.«
    Als Christopher die Lampe in das Loch hielt – es war eine große, die Chindamani auf einem Seitenaltar gefunden hatte, – erblickte er die ersten Sprossen einer hölzernen Leiter.
    Langsam kletterten sie nach unten. Die Leiter endete etwa drei Meter unter dem Fußboden des Gön-kang . Als Christopher, William und Samdup angekommen waren, reichte ihnen Chindamani ihr Gepäck hinunter, bevor sie die Falltür schloss und selbst herabkletterte.
    Die Dunkelheit war absolut, eine Sache für sich, ein Gegenstand, nicht nur die Abwesenheit von Licht. Sie schien zu atmen, zu leben und mit jedem Augenblick stärker zu werden. Sie schluckte das Licht der Lampen, machte es schwach und unwirklich. Es umfloss sie wie ein matter Heiligenschein, verzerrt und entstellt von der alles verschlingenden Finsternis.
    Sie standen jetzt in einer kleinen, stickigen Kammer, die etwa viereinhalb mal drei Meter groß war. An einer Wand erblickte Christopher die Umrisse lackierter Truhen und Kästen. Daneben stand ein mächtiger, mit Edelsteinen besetzter Thron. Christopher trat an einen großen, mit leuchtend roten Päonien verzierten Kasten heran und öffnete den Deckel. Für einen Augenblick schien es, als sei das Licht seiner Lampe, das hineinfiel, in tausend Splitter zersprungen. Unzählige bunte Lichtreflexe tanzten in der Dunkelheit. Drinnen lagen Rubine, Smaragde, Diamanten und Amethyste gehäuft wie Kiesel am Strand von Brighton.
    Christopher nahm eine Handvoll heraus und ließ die Steine durch die Finger rinnen. Sie fühlten sich kalt und erstaunlich leicht an, als bestünden sie nur aus Farbe und Licht. Die bunten Flecken flirrten umher wie Kolibris auf einer sonnigen Waldwiese.
    Christopher nahm eine zweite Handvoll. Für ihre Reisewürden sie Geld brauchen. Und auch danach, um für Chindamani und den Jungen zu sorgen. Draußen in der realen Welt hatte es keinen Wert, die Inkarnation einer Göttin oder des Maidari Buddha zu sein.
    »Sind Sie hungrig?«, fragte Samdups Stimme dicht neben ihm. Christopher blickte zu ihm hinunter und schüttelte den Kopf.
    »Nein, Herr«, sagte er.
    »Sind Sie durstig?«
    »Nein.«
    »Dann brauchen Sie das nicht. Wir haben zu essen in unseren Taschen und werden nicht hungern. Draußen liegt Schnee. Wir werden also auch keinen Durst leiden. Wenn Sie etwas von diesen Steinen nehmen, dann werden sie schwerer auf uns lasten als ganz Dorje-la.«
    Christopher öffnete die Hand und ließ die Steine einen nach dem andern zurückfallen. Aus nicht erkennbarem Grund erschienen sie ihm jetzt wertlos wie Stücke erstarrten Kleisters oder rote und grüne Bonbons, die Kinder so gerne lutschen. Er schloss den Deckel und erhob seine Lampe.
    Die Bilder an den Wänden erwachten zum Leben. Neben den üblichen Göttern und Dämonen fanden sich hier auch grellfarbige Mandalas und Amulette in der Form von Lotosblüten, die feine Kalligrafien zierten. Kleine quadratische Fähnchen mit dem Bild eines geflügelten Pferdes, das ein rätselhaftes Juwel auf dem Rücken trug, hingen an den Wänden. Sie waren verblichen, fadenscheinig und von Staub bedeckt. Dicke Spinnweben hingen überall herum, manche uralt und zerfetzt wie die Gebetsflaggen, andere noch ganz frisch.
    Sie lauschten, ob sich irgendwo etwas regte, aber der Raum war nur mit leblosen Gegenständen gefüllt. Christopher dachte bereits, das Gerede von einem Wächter sei nur ein Trick, umDiebe abzuhalten. Aber warum wurde dann so ein Geheimnis darum gemacht?
    In der Wand gegenüber der

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