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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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noch auf der Lichtung, den weißen Uniformen der Lebenden und dem blutgetränkten Haufen der Toten. Er wandte sich zum Gehen, voller Sorge, im Dunkeln den Rückweg durch den Wald nicht mehr zu finden.
    Da kam eine Stimme aus der Nacht, eine weiche Stimme, die Russisch sprach.
    »Lass deine Waffe fallen, Towarischtsch. Du bist von allen Seiten umstellt.«
    Er tat, wie ihm geheißen. Als die Pistole auf den dunklen Waldboden fiel, gab es fast kein Geräusch.
51
    Hinter ihnen rötete sich der Himmel, als ginge im Süden die Sonne auf. Ein Höllenfeuer loderte von Horizont zu Horizont. Es war Mitternacht. Der kleine General, Resuchin mit Namen, hatte seinen Männern befohlen, mit ihren Fackeln den Wald in Brand zu setzen. Am Tag zuvor waren er und seine Truppe von vierzig Mann in einen Hinterhalt geraten, als sie auf dem Rückweg nach Urga von einer sechstägigenErkundungstour an diesem Wald vorüberzogen. Die Hälfte war gefallen, bevor es ihnen gelang, die Angreifer in offenes Gelände zu locken und zu überwältigen.
    Jetzt war Resuchin der Meinung, der Wald sei eine Gefahr für jegliche Truppen der Weißen, die hier vorbeikamen. Daher entschied er, ihn niederzubrennen. Christopher vermutete allerdings, dass für die Vernichtung von Natur in solchem Ausmaß keinesfalls militärische Gründe ausschlaggebend waren.
    Der General und seine Männer führten schon lange keinen Krieg mehr. Den hatten sie längst verloren. Sie waren nur noch Akteure in einer dramatischen Apokalypse, die Köpfe verwirrt von Drogen, Alkohol und Krankheiten, halb irre von Blutvergießen und Zerstörung.
    Für immer getrennt von Frauen, Familien und Geliebten, führten sie hier in der Mongolei nur noch ein Schattendasein. Sie sahen sich als Verdammte und verhielten sich entsprechend. Sie kannten weder Furcht noch Moral, weder Erwartung noch Hoffnung. Sie sahen keinen Grund, etwas anderes zu tun, als zu morden, zu plündern und sich an einer Welt zu rächen, die ihnen den Rücken gekehrt hatte. Sie waren die Männer des kühnen neuen Zeitalters, das jetzt heraufzog. Und sie würden eine Brut hervorbringen, deren Wüten noch schrecklicher und rätselhafter ausfallen sollte als alles, was diese Steppen unter Dschingis oder Hülegü Khan je erlebt hatten.
    Christopher ritt neben Chindamani. Hinter ihnen kam Winterpole. Sie gehörten zur Spitze von Resuchins Marschkolonne dicht hinter dem General selbst. Ihr Wagen war beschlagnahmt und von einem russischen Mechaniker mit Höchstgeschwindigkeit nach Urga gefahren worden.
    Anfangs hatte Winterpole mit Resuchin zu streiten versucht. Er erklärte, er und Christopher seien britische Agenten,die man Ungern-Sternberg zur Unterstützung geschickt habe. Aber der General hatte nur gelacht. Als Winterpole mit Nachdruck darauf bestand, hatte er ihn angezischt, er möge den Mund halten oder er werde erschossen. Da begriff selbst Winterpole, dass er einen Rückzieher machen musste. Aber innerlich kochte und wütete er noch immer, denn er war fest überzeugt, dass Ungern-Sternberg ihn brauchte und Resuchin wegen unhöflicher Behandlung des Vertreters einer befreundeten Macht maßregeln werde.
    Winterpole war ein Mann von Welt, doch seine Weltläufigkeit war hier fehl am Platz. Die Sünden und Laster der feinen Gesellschaft galten nichts in der Kaserne oder der offenen Steppe. Wo Winterpole herkam, gab es Regeln und Konventionen selbst für das schwerste Verbrechen. Wie sonst sollte man beherzte Männer von gewöhnlichen Kriminellen unterscheiden? Aber hier galten überhaupt keine Grundsätze. Die Hoffnungslosigkeit hatte solche Feinheiten ausgetilgt. Es herrschte der blanke Wahnsinn. Er wütete wie ein Waldbrand, der außer Kontrolle geraten war und alles auf seinem Wege verschlang.
    In sicherer Entfernung von dem brennenden Wald schlugen sie spätnachts ihr Lager auf. Am Horizont sah man noch den Feuerschein, den der Wind weiter über den Nachthimmel trieb. Die drei Gefangenen wurden zusammen in einem Zelt untergebracht und streng bewacht. Sie fielen in einen unruhigen Schlaf oder lagen wach und lauschten den Geräuschen, die aus dem Dunkel zu ihnen drangen – Vögel, die aus der Ferne riefen, Männer, die im Schlaf aufbrüllten, das Knistern des Lagerfeuers, das man gegen die durchdringende Kälte angezündet hatte. Die Wachen verboten ihnen, miteinander zu sprechen, wenn sie wach lagen, wurden aber nicht gewalttätig gegen sie. Die ganze Nacht hielt ChristopherChindamani ohne ein Wort in seinen Armen. Sie hing

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