Der neunte Buddha - Thriller
Schlaf, und ehe sie protestieren konnte, hatten sie sie schon hochgezerrt. Sie sah sofort, dass mit den Männern nicht gut streiten war, und leistete keinen Widerstand. Christopher fuhr ebenfalls hoch, aber einer der Männer hielt ihm eine Waffe an den Kopf.
»Ein Wort von dir, Towarischtsch, und dein Hirn landet vor dir in Urga! Ponimajesch? «
Christopher nickte und ließ sich zurückfallen. Er hatte nicht viel verstanden, doch die Situation sofort erfasst. Hinter dem Mann mit der Waffe stand ihr Wachtposten mit schussbereitem Gewehr. Auch Winterpole erwachte, begriff aber zunächst nicht, was vorging.
Als die Männer Chindamani aus dem Zelt zerrten, drehte sie sich am Eingang um und rief Christopher auf Tibetisch zu: »Ka-ris To-feh! Finde ihn! Sag ihm, dass ich ihn liebhabe! Und wenn du kannst, verstecke ihn! Es ist noch nicht Zeit! Sag ihm, seine Zeit ist noch nicht gekommen!«
Einer der Männer presste ihr eine schwere Hand auf den Mund. Sie wollten sie aus dem Zelt herausholen, fort vom Licht der Öllampe. Was sie mit ihr vorhatten, scheute das Licht. Der vierte Mann ließ Christopher los, steckte seine Pistole ein und folgte den anderen. Der Wächter blieb stehen und behielt seine Schutzbefohlenen scharf im Auge.
Schreckliches Schweigen breitete sich aus. Sie wussten, was passierte und was geschehen würde, wenn die Männer mit ihr fertig waren. Sie hörten heisere Rufe, dann ein langes brüllendes Lachen. Das Lachen brach ab, und einige Männer jubelten. Einer fing an zu singen – kein Klagelied von Mädchen oder Birken, sondern einen wüsten Gassenhauer deutschen Ursprungs, etwas von Ich liebe oder so, aber ins Russische übersetzt. Das wüste Grölen wirkte deplaziert in dieser Wildnis ohne Kneipe und den Geruch von saurem Bier.
Christopher schlug die Decke zurück und machte Anstalten aufzustehen. Der Wächter hob nervös seine Waffe. Eine Hand packte Christopher beim Arm und zerrte ihn auf das Lager zurück.
»Um Gottes willen, Christopher, seien Sie kein Narr!« Es war Winterpole, der ihn in der Dunkelheit anzischte wie eine Schlange.
»Die vergewaltigen sie!«, rief Christopher. »Verstehen Sie nicht? Die Hundesöhne vergewaltigen sie!«
»Das spielt jetzt keine Rolle, Christopher, wirklich nicht. Sie ist doch nur eine von diesen Dunkelhäutigen. Überlegen Sie sich, was Sie tun! Sie ist nicht wichtig, das wissen Sie. Sie werden doch nicht für das Weib Ihr Leben riskieren!«
Christopher wollte sich erneut erheben, aber Winterpole baute sich vor ihm auf und hielt seinen Arm noch fester gepackt.
»Solche wie die gibt es hier jede Menge, Christopher. Siehecken wie die Karnickel, diese Asiaten. Sie können davon haben, so viele Sie wollen, wenn das alles hier vorüber ist. Und nur die Besten, das schwöre ich. Schöne Frauen, das garantiere ich Ihnen. Also lassen Sie ab von dieser einen. Benehmen Sie sich einmal wie ein Profi. Das gehört zu ihrer Lebensweise, die kennen es nicht anders. Sie werden das nicht verhindern. Die töten Sie, wenn Sie sich einmischen. Also halten Sie sich raus!«
Da schlug Christopher zu, wie er noch nie zugeschlagen hatte. Er traf Winterpole so hart am Kinn, dass der in hohem Bogen auf den Rücken fiel. Christopher versuchte aufzustehen, aber Winterpole, vor Schmerz stöhnend, fuhr herum, erwischte ihn an den Beinen und brachte ihn zu Fall.
Jetzt machte der Wachtposten einen Fehler. Mit der rechten Hand versuchte er, die Männer auseinanderzubringen, während die linke ungeschickt das Gewehr hielt. Vielleicht glaubte er sich unangreifbar, weil er eine Waffe hatte. Oder er dachte, die Kämpfenden seien mehr aneinander interessiert als an ihm. In beiden Fällen irrte er.
Als der Posten nach Winterpole griff, packte Christopher seinen linken Arm und riss ihn hart nach hinten. Er hörte, wie das Gelenk auskugelte und der Mann vor Schmerz aufschrie. Das Gewehr fiel ihm aus den schlaffen Fingern. Der Mann hatte jedoch genügend Geistesgegenwart, um sich auf Christopher zu stürzen, während der am Boden nach der Waffe angelte. Aber Christopher hatte jetzt jede Selbstbeherrschung verloren.
Als der Russe sich über ihn warf, hörte er draußen einen Schrei, den Schrei einer Frau. Instinktiv entwand er sich dem Griff seines Gegners, streckte sich und hieb sein Knie nach oben, mit dem er den Mann hart im Schritt traf.
Jetzt konnte er das Gewehr aufnehmen. Mit dem langen Bajonett war es schlecht zu handhaben. Er hörte Chindamaniein zweites Mal schreien und dann
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