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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Friedlich und rein, befreit vom Eis des Winters, floss er dem Meer zu. Christopher versuchte, sich vorzustellen, wie es gewesen sein musste, als vor einem Monat die kopflosen Leichen von zehntausend chinesischen Soldaten in ihm trieben, die Ungern-Sternberg und seine Leute hingeschlachtet hatten.
    Der Retter der Mongolei war endlich erschienen und verrichtete sein Werk unter den Menschen.
50
    Die ersten Schüsse hörten sie etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang an dem Tag, als sie das Feld mit den aufgespießten Köpfen entdeckt hatten. Wenn sie jetzt an Blumenmatten vorüberfuhren, wandte Chindamani ihr Gesicht ab. »O Rose, du bist krank«, flüsterte Christopher unhörbar, aber der Wurm, der sich in die Knospe von Chindamanis Leben gebohrt hatte, war nicht unsichtbar wie in William Blakes Gedicht.
    »Halten Sie an!«, rief Christopher.
    Wieder krachte ein Schuss in der Ferne, gefolgt von einem schwachen Echo.
    Winterpole bremste so scharf, dass der Wagen schleuderte. Er schaltete den Motor ab. Sofort herrschte tiefes Schweigen ringsum. Irgendwo ließ ein Vogel einen merkwürdigenTriller hören. Zwei weitere Schüsse folgten dicht aufeinander. Dann war es wieder still.
    »Was, zum Teufel, geht da vor?«, fragte Winterpole.
    »Seien Sie still!«, herrschte Christopher ihn an. Er versuchte die Richtung festzustellen, aus der das Geräusch kam. Es waren eindeutig Gewehrschüsse, da gab es keinen Zweifel.
    Erneut knallte es zweimal. Das Schießen hatte etwas Exaktes, Methodisches, was Christopher gar nicht gefiel. Es war nicht die Saison für die Jagd auf Waldschnepfen, und die Mongolen schossen nicht mit Gewehren auf Vögel.
    »Winterpole«, sagte er, »bleiben Sie bei Chindamani im Wagen. Halten Sie Ihre Pistole bereit und benutzen Sie sie, wenn notwendig, um jemanden abzuschrecken, der sich nähert. Auch wenn er harmlos aussieht. Wir dürfen kein Risiko eingehen. Ich versuche herauszubekommen, was es mit der Schießerei auf sich hat.«
    »Warum fahren wir nicht einfach weiter?«, meinte Winterpole.
    »Können wir abschätzen, in was wir da hineingeraten?«, gab Christopher zurück. »Bevor wir uns weiterbewegen, muss ich wissen, worauf da geschossen wird, auf Vögel oder auf Menschen. Ersteres bezweifle ich. Wenn Letzteres zutrifft, dann will ich sehen, wer da schießt und auf wen. Ich verlasse mich darauf, dass Sie Chindamanis Sicherheit gewährleisten. Jetzt wird es ernst, Winterpole. Da werden Sie sich Ihre weißen Hände ein wenig schmutzig machen müssen.«
    »Nennen Sie mich endlich Simon, alter Junge. Tun Sie mir den Gefallen.«
    Christopher sagte nichts. Er griff nach unten und holte seine Pistole hervor, die er aus Dorje-la mitgebracht hatte, Tsarong Rinpoches Pistole.
    Sie waren bisher am Rande eines großen Kiefernwaldes entlanggefahren, der rechts von ihnen lag. Christopher war sicher, dass die Schüsse von dorther kamen. Sein Verdacht bestätigte sich, als es wieder zweimal kurz hintereinander knallte, während er aus dem Wagen stieg. Wenn er die Bäume berücksichtigte, dann schätzte er, dass in etwa achthundert Metern Entfernung geschossen wurde.
    »Sei vorsichtig, Ka-ris To-feh«, sagte Chindamani, so leise sie konnte. Sie sprach allein zu ihm in ihrem privaten Universum. »Ich habe Angst um dich. Pass auf dich auf.«
    Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Wange.
    Mit den ersten Schritten war er im Wald verschwunden. Er fühlte sich wie ein Taucher, der aus der Sonne in eine grüne Welt hineinstürzte, in der schmale Streifen gebrochenen Lichts mit dunklen Schatten kämpften. Der Laut seiner Schritte wurde von dem dicken Teppich aus Kiefernnadeln verschluckt.
    Überall lagen abgefallene Zapfen herum. Schweigen regierte wie ein wahnsinniger König über ein menschenloses Reich, entschlossen und mörderisch, begierig, Verwüstung zu säen. Christophers Atem war der einzige Laut. Rau und melancholisch mischte er sich mit dem schweren Geruch von Kiefernharz und verrottetem Unterholz. Wenn hier Vögel waren, dann hatten sie sich versteckt, äugten stumm und bewegungslos hinter dichten Zweigen hervor. Und wenn es andere Tiere gab, dann leckten sie ihre Zähne in ihren Bauen tief unter der Erde.
    Der Wald erstreckte sich mit seinem satten Grün in alle Richtungen. Christopher kämpfte sich durch ein Gewirr von Ästen undtiefhängenden Zweigen. Nervös entsicherte er seine Pistole. Er musste dem Ort nahe sein, woher die Schüsse gekommen waren.
    Plötzlich bellte eine Männerstimme etwas, das ein

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