Der neunte Buddha - Thriller
ziehen.
Langsam erhob sich Chindamani und schob den toten Angreifer angewidert von sich.
»Beachte sie einfach nicht«, sagte Christopher. »Sie tun dir nichts. Komm langsam zu mir.«
Sie erhob sich und versuchte ihre zerrissenen Kleider zurechtzuziehen, um ihre Blöße zu bedecken. Er sprach ihr Mut zu und half ihr so, sich ihm zu nähern. Sie erreichte den Kreis der Männer und ging durch ihn hindurch.
Einer packte sie, um sie als Deckung für sein eigenes Entkommen zu benutzen. Mit einer einzigen Kugel durchschoss Christopher seine Kehle. Die anderen wichen widerwillig zurück und gaben Chindamani den Weg frei.
Nun stand sie zitternd neben ihm. Ihre Hand krallte sich in seinen Arm, die Nägel bohrten sich in sein Fleisch, dass es schmerzte. Sie sagte kein Wort. Er aber fühlte einen Zorn in sich aufsteigen, den weder die Dunkelheit noch die getöteten Männer dämpfen konnten. Er sollte sein ständiger Begleiter werden und nur langsam wieder abflauen.
»Wir verschwinden von hier«, sagte er. »Die Pferde stehen hinter uns. Ich halte die Bastarde hier fest. Schaffst du es bis zu den Pferden?«
Sie nickte und unterdrückte die letzten Schluchzer. Langsam wichen sie über den unebenen Boden dorthin zurück, wo die Pferde für die Nacht an Zeltpflöcken festgebunden waren. In der Dunkelheit hörte man, wie sie ab und zu leise wieherten und mit den Füßen stampften. Das Schießen hatte sie unruhig gemacht.
»Suche zwei Pferde aus, von denen du glaubst, dass wir sie reiten können«, sagte Christopher zu ihr. »Binde sie los. Kümmere dich nicht um Sättel, wir müssen ohne sie auskommen. Lass auch all die anderen frei bis auf eines für Winterpole, wenn er sich das zutraut.«
Sie verließ ihn, und ihr Selbstvertrauen kehrte zurück. Jemand hatte Wasser ins Feuer gegossen, und Christopher konnte nicht mehr genau sehen, was im Lager vor sich ging.
Plötzlich war da wieder diese weiche Stimme aus der Dunkelheit.
»Das Gewehr, Mr. Wylam. Werfen Sie es fort, solange Sie dazu imstande sind. Ich ziele aus kürzester Entfernung auf Ihren Rücken, also seien Sie vernünftig.«
52
Christopher erstarrte. Die Stimme kannte er: Es war Resuchin. Ein Stöhnen entrang sich seiner Brust. Er hatte vergessen, dass das Zelt des Generals dicht bei den Pferden stand. Fluchend warf er das Gewehr einige Meter von sich.
»Christopher! Was ist los?«, rief Chindamani aus der Dunkelheit.
»Bleib weg!«, rief er. »Nimm ein Pferd und reite davon! Warte nicht auf mich! Warte auf niemanden! Reite, so schnell du kannst!«
»Halten Sie den Mund, Mr. Wylam«, befahl Resuchin. »Aber sagen Sie zuerst dem Mädchen, wenn sie auch nur ein Glied rührt, erschieße ich sie, wo sie gerade steht. Ist das klar? Ich kann sie von hier genau sehen. Und ich sehe sehr gut im Dunkeln, das versichere ich Ihnen.«
Jetzt rief Christopher: »Bleib, wo du bist, Chindamani. Rühr dich nicht. Er sagt, er erschießt dich. Und glaube mir, das wird er tun. Aber halte dich bereit, die nächste Gelegenheit zu nutzen, wenn es sie gibt.«
Er wollte ihr die Gelegenheit verschaffen, indem er Resuchin lange genug ablenkte, damit sie sich den Pferden nähern konnte.
»Ich kann nicht ohne dich von hier fort, Christopher!«, rief sie zurück. »Ich lasse dich nicht allein!«
»Du musst fort! Um seinetwillen. Und um meinetwillen. Wenn der Moment kommt«, flehte er.
»Halten Sie endlich den Mund!«, bellte Resuchin. Er war unsicher, was eigentlich vorging. Wurde das Lager angegriffen? Hatten seine Gefangenen es einer Bande von Roten ermöglicht, sich an seinen Wachen vorbeizuschleichen?
Christopher fragte sich, wie gut Resuchin wirklich auf diese Distanz zielen konnte. Sie war kurz, aber er schätzte, der Generalmusste eigentlich Rechtshänder sein und mit seiner Linken nicht besonders gut schießen können.
»Ihre Männer haben sie vergewaltigt, Resuchin!«, rief er. »Sie haben uns sicheres Geleit bis Urga versprochen. Sie haben Ihren Männern befohlen, uns in Ruhe zu lassen, aber Sie sehen, was passiert, wenn Sie den Rücken kehren.«
»Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen sich ruhig verhalten. Wenn meine Männer eine Frau brauchen, dann mische ich mich nicht ein. Sie müssen genug Entbehrungen erdulden. Sie haben hier keine Privilegien und keine Rechte. In meinen Augen sind Sie und Ihr Begleiter nichts als Spione. Ich kann Sie auf der Stelle erschießen lassen.«
»So wie Sie die armen Kerle im Wald abgeknallt haben? Ohne Gericht? Richter, Geschworene und Henker
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