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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gleiche. Mein Freund sprach aber von einem ›Chubilgan gegen‹ , was ›erleuchtete Inkarnation‹ bedeutet. Da war mir klar, dass er jemanden von sehr hohem Rang meint. Wie zum Beispiel den Maidari Buddha.«
    »Und hat dein Freund dir gesagt, wo der Junge sich versteckt hält?«
    Tsering schüttelte den Kopf.
    »Nein. Aber ich denke, ich weiß, wo sein revolutionärer Klub sich trifft. Sie haben eine große Jurte in einem Gässchen von Ta Chure. In der Nähe habe ich meinen Freund mehrfach gesehen. Wenn das ihr Stützpunkt ist, dann befindet sich unser Herr Samdup vielleicht dort.«
    Christopher dachte nach. Das klang plausibel. Der Junge konnte durchaus in Urga sein und darauf warten, dass Samjatin handelte.
    »Hat dein Freund etwas von einem zweiten Jungen gesagt, einer weiteren Inkarnation? Einer Pee-ling -Inkarnation?«
    »Ich verstehe nicht. Meinen Sie einen Trulku wie den Dorje Lama?«
    »Ja. Er ist der Enkel des Dorje Lama. Mein Sohn.«
    »Nein«, sagte der Lama. »Er hat nur einen Chubilgan erwähnt. Ich denke, damit hat er einen Tibeter gemeint. Von einem Pee-ling-Trulku war nicht die Rede. Tut mir leid.«
    Chindamani nahm seine Hand und drückte sie fest.
    »Er wird dort sein, Ka-ris, da bin ich sicher. Mach dir keine Sorgen.«
    Dankbar drückte er ihre Hand.
    »Ich weiß«, sagte er. »Aber jetzt, da wir ihnen so nahe sind, werde ich immer unruhiger.«
    Er wandte sich wieder Tsering zu.
    »Wann können wir einen Blick darauf werfen, was in dieser Jurte vorgeht?«
    »Möglichst bald. Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Wieso nicht?«
    »Unsere Herrin Chindamani wird es Ihnen erklären.«
    Christopher blickte sie erstaunt an.
    Chindamanis Miene wurde ernst. Sie biss sich leicht auf die Lippen.
    »Es ist eine Prophezeiung, Ka-ris. Der Maidari Buddha muss auf dem Parinirwana-Fest erscheinen.«
    »Parinirwana?«
    »Der letzte Eintritt unseres Herrn Buddha ins Nirwana , den Zustand himmlischer Seligkeit. Das Fest gedenkt des Tages seines irdischen Todes.«
    »Und was besagt die Prophezeiung?«
    Sie blickte erst Tsering, dann wieder Christopher an.
    »Sie besagt, dass der Buddha des neuen Zeitalters an dem Tag erscheinen wird, da der letzte Buddha diese Welt verlassenhat. Sie sind ein und dieselbe Person. Der Buddha, der im Nirwana geweilt hat, muss aus der Seligkeit zurückkehren, um die Menschen zu retten. Es heißt, er wird im Maidari-Tempel von Urga auf der Erde erscheinen.«
    »Und wenn er nicht an diesem Tag erscheint?«
    Sie zögerte.
    »Dann muss er sterben, um wiedergeboren zu werden«, sagte sie. »Wenn er nicht proklamiert wird, dann kehrt er ins Nirwana zurück, wo er sich einen neuen menschlichen Körper für die nächste Inkarnation erwählt.«
    »Aber wenn Samdup dieses Jahr nicht erscheint, warum kann er das nicht nächstes Jahr tun? Oder im Jahr darauf?«
    Sie schüttelte den Kopf. Eine Krähe mit schwarzen, zerfetzten Flügeln flog, in eine Staubwolke gehüllt, an ihr vorüber.
    »Es muss in diesem Jahr sein«, sagte sie. Sie flüsterte fast. »Kannst du dich erinnern«, fuhr sie fort, »wie dein Vater dir in Dorje-la von einer anderen Prophezeiung erzählt hat? ›Wenn Dorje-la von einem Pee-ling regiert wird, dann wird die Welt von Dorje-la aus regiert.‹«
    Er nickte. Er erinnerte sich.
    »Hat dein Vater dir auch von der Fortsetzung berichtet?«
    Christopher dachte nach.
    »Ja«, sagte er. »Sie handelt vom Sohn eines Pee-lings Sohn. Er glaubte, damit sei William gemeint.«
    Sie lächelte ihm zu.
    »Ich denke, damit hatte er recht«, sagte sie. »Die Fortsetzung lautet: ›In dem Jahr, da der Sohn eines Pee-ling Sohns in das Land des Schnees kommt, in diesem Jahr wird der Maidari Buddha erscheinen. Der Sohn eines Pee-ling Sohns wird der letzte Abt von Dorje-la sein und zugleich der größte.‹ Verstehst du jetzt, warum es in diesem Jahr sein muss?«
    Christopher schwieg. Er starrte sie an und sah, wie ein langer,vom Staub gedämpfter Sonnenstrahl über ihr Gesicht fuhr, wie eine Haarsträhne, schwarz wie ein Vorzeichen, über ihre Wange fiel. Hinter ihr stand der hagere Mönch im Schatten, die Augen auf Christopher geheftet. Der fühlte sich wie ein Spielzeug, das von Hand zu Hand ging und von Kräften, die er nicht beeinflussen konnte, hin und her geworfen wurde.
    »Wann ist dieses Fest?«, fragte er. »Du sagtest, bald. Haben wir noch genug Zeit?«
    Ihr Blick hielt den seinen fest. Am Ende des Korridors krächzte eine Krähe und schlug mit den Flügeln.
    »Morgen«, sagte sie. »Es beginnt

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