Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
euch!«
    Die beiden Männer gehorchten. Drinnen schlürften die drei Damen immer noch ihren Morgentee und knabberten Kümmelkuchen. Als die Leibwächter hereinkamen, ließ die Gouvernante ihre Tasse gleich zu Boden fallen. Die Begum sah von ihrem Teller auf, begriff sofort, was geschehen war, und warf Christopher einen Blick zu, der in Hasanabad glattdas Todesurteil bedeutet hätte. Moira Carpenter wirkte auf Christopher wie das Fleisch gewordene Gegenteil von christlicher Nächstenliebe. Niemand sagte ein Wort.
    Christopher ging nur hinein, um den Schlüssel an sich zu nehmen, der von innen in der Tür steckte. Er schloss von außen ab und steckte den Schlüssel in die Hosentasche. Dabei fragte er sich, ob sie inzwischen Carpenter gewarnt hatten.
    Im Obergeschoss schaute er in jeden Raum des Mädchenflügels hinein. Alle waren kalt und leer. Irgendwo fiel eine Tür zu. In der Ferne hörte er einmal kurz Stimmengewirr, dann war wieder alles still. Am Ende des Ganges führte eine schmale Treppe ins Dachgeschoss. Christopher fiel ein, dass sich Tsewong irgendwo dort oben erhängt haben sollte.
    Die Treppe endete vor einer schmucklosen Holztür. Christopher stieg langsam hinauf, wog jeden Schritt ab und lauschte auf das leiseste Geräusch. Sein Herz schlug heftig. Er glaubte, Stimmen hinter der Tür zu hören, aber sie verstummten wieder, und er war nicht sicher, ob er sich das alles nicht nur eingebildet hatte. Aber er spürte, dass da etwas war.
    Als er die Tür öffnete, lag wiederum ein schmaler Gang mit Holzdielen vor ihm, ein dunkler Tunnel, nur von einer einzelnen Glühbirne erleuchtet. An seinem Ende sah er eine zweite Tür, die der ersten aufs Haar glich. Er näherte sich ihr vorsichtig, wobei er sich von den dicht beieinanderstehenden dunklen Wänden beengt fühlte. Als ein Dielenbrett knarrte, stand er eine Weile still, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam.
    Hinter der Tür hörte er eine Art Scharren, ein gedämpftes, rhythmisches Geräusch, das er nicht definieren konnte. Scharrscharr . Dann eine kurze Pause. Scharr-scharr . Wieder eine Pause. Scharr-scharr . Erneut eine Pause. Und so weiter.
    Christopher lauschte angestrengt und zerbrach sich den Kopf, was das sein könnte.
    Scharr-scharr. Pause. Scharr-scharr .
    In Augenhöhe hatte die Tür eine kleine Klappe mit einem Knopf, etwa fünfzehn mal acht Zentimeter groß. So etwas hatte Christopher schon an Zellentüren im Gefängnis gesehen. Vielleicht war dies das Krankenrevier der Mädchen, ein Ort, wo Fiebernde isoliert werden oder Herzkranke Ruhe finden konnten. Vielleicht hatte ja der Mönch Tsewong hier logiert.
    Scharr-scharr . Das Geräusch war jetzt deutlicher zu hören.
    Christopher ergriff den Knopf und öffnete die Klappe. Durch eine kleine Glasscheibe konnte man einen Teil des Raumes überschauen. Die Wände und der staubige Fußboden waren hell erleuchtet. Durch eine Milchglasscheibe in der Decke fiel mildes Sonnenlicht in die kleine Kammer. Christopher trat ganz nahe heran und drückte sein Gesicht an die Glasscheibe.
    Direkt vor ihm, mit dem Rücken zur Tür, saß John Carpenter über ein kleines Feuer gebeugt. In einer Hand hielt er einen langen Schürhaken, mit dem er mechanisch über den eisernen Rost fuhr. Damit erzeugte er das rätselhafte Geräusch, das Christopher gehört hatte. Das Feuerchen war schon am Erlöschen, die wenigen Kohlen waren zu Asche zerfallen und schwelten nur noch wenig. Hier und da züngelten Flämmchen aus der Glut, aber auch sie wurden kleiner und kleiner. Carpenter fuhr mit dem Haken lustlos durch den Rest, wodurch ab und zu noch ein Funken aufsprühte, der rasch verglühte.
    Aber nicht Carpenter fesselte Christophers Aufmerksamkeit. Der war Nebensache angesichts dessen, was sich in der Mitte des Raumes abspielte. Dort standen zwei Personen – ein Mann und ein Mädchen –, gleichsam ein lebendes Bildim Sonnenlicht. Der Mann war Inder, aber er trug einen Anzug von einem Luxusschneider der Londoner Savile Row und stützte sich auf einen Rohrstock mit silbernem Knauf. Er war um die Fünfzig, klein und rundlich. Er sah aus, als hätte ihn jemand für die Szene hergerichtet und poliert. Er glänzte und strahlte wie ein frisch geputzter alter Löffel in einem Antiquitätenladen. Wie gebannt starrte er auf das Mädchen.
    Es war nackt. Ein weißes Unterkleid lag auf dem Boden, wo die Kleine es abgelegt hatte. Langes schwarzes Haar floss ihr über die Schultern und berührte leicht ihre zarten Brüste. Sie war vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher