Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
strengen Regeln. Nur die Träume entzogen sich der Reglementierung. Die Träume und die Alpträume.
    Christopher öffnete die Tür zum Schlafsaal. Es war ein langer Raum mit Reihen von Betten wie der, in dem er selber einmal in Winchester geschlafen hatte, nur kälter und noch trauriger. Jemand hatte ein Fenster offen gelassen. Ein kalter Wind von den Bergen fuhr durch den Raum, als wollte er sich hier nach dem langen Weg austoben.
    Christopher spürte eine innere Unruhe in sich aufsteigen. Blasse Bettlaken flatterten im Luftzug. Die kleinen metallenen Bettgestelle, die weißen Wände, die Reihen der Nachtschränkchen ohne Farbe oder persönliches Gesicht – all das erinnerte ihn an einen Krankensaal … oder ein Asyl. Welche Alpträume hatten die Kinder der Knox Homes wohl, wenn sie in einer Winternacht in ihren schmalen Betten lagen? Sahen sie dunkle Götter … oder Reverend und Mrs. Carpenter, wie sie ihnen kühl zulächelten und tröstende Worte aus der Bibel vorlasen?
    Hinter der nächsten Tür befand sich ein kalter Waschraum. Wasser tropfte von einem Hahn auf weiße Emaille. Feuchte Handtücher hingen schlapp auf Holzgestellen. Ein Gitter von blassem Licht lag auf den Kacheln.
    Am Ende des Ganges erblickte Christopher eine kleine hölzerne Tür mit der Aufschrift »Krankenrevier«. Er klopfte vorsichtig, aber es kam keine Antwort. Er drückte die Türklinke herunter. Die Tür war nicht verschlossen. Drinnen stand ein niedriges Bett mit straff gespannten Laken unddaneben ein Waschtisch. Über der Emailleschüssel lag ein sorgfältig gefaltetes Handtuch. Auch hier keinerlei Abweichungen von der spartanischen Einrichtung. Er erinnerte sich daran, dass Moira Carpenter ihm zu erklären versucht hatte, dass Krankheit eine Folge von Sünde sei, dass man die Kranken behandeln müsse, aber nicht verwöhnen dürfe. Schwäche gegenüber Krankheit war eine Schwäche gegenüber der Sünde.
    Er wollte schon gehen, da fiel ihm etwas auf. An der Wand gegenüber dem Bett stand ein kleiner Wäscheschrank. Er schien erst kürzlich einen halben Meter von der Tür weggerückt worden zu sein, denn an der Stelle, wo er vorher gestanden hatte, war die Wand deutlich heller. Christopher konnte sich nicht erklären, weshalb man das getan hatte, denn jetzt befand er sich viel zu nahe an dem Waschtisch, wodurch die Schubladen nicht voll herausgezogen werden konnten.
    Er öffnete die oberste und schaute hinein. Darin lagen Laken, sorgfältig zusammengelegt und aufstapelt. Weiter unten hatte der Schrank noch zwei Schübe. Auch dort fand er nur Handtücher und ein paar einfache medizinische Utensilien. Vielleicht war mit der Wand hinter dem Schrank etwas nicht in Ordnung. Christopher zwängte sich zwischen Schrank und Waschtisch und versuchte den Schrank wegzuschieben. Er war schwer, aber auf dem glatten Fußboden ließ er sich ohne große Mühe bewegen.
    Christopher musste einen Schritt zurücktreten, damit das Licht des Fensters auf die Wand fiel. Was er da erblickte, war so unauffällig, dass er es übersehen hätte, wäre da nicht der verschobene Schrank gewesen. Jemand hatte mit einem Nagel oder vielleicht auch einem Taschenmesser zwei Buchstaben in die Wand geritzt. Er kannte sie, denn er hatte sie bereits gesehen. Er brauchte niemanden zu fragen, was siebedeuteten oder wer sie hier hinterlassen hatte. Es waren zwei verschlungene große W, und sie bedeuteten: William Wylam. Er selbst hatte dieses einfache Monogramm für seinen Sohn entworfen. Nun gab es keinen Zweifel mehr. William war hier gewesen.
16
    Er rannte wieder zurück ins Vestibül. Am Fuße der Treppe, die zu den Schlafsälen der Mädchen führte, standen zwei vornehm gekleidete Männer, offenbar die Leibwächter des Nawab. Als er sich näherte, trat der eine einen Schritt auf ihn zu und streckte ihm eine Hand entgegen.
    »Verzeihung, Sahib, aber ich habe Anweisung, hier niemanden durchzulassen. Man hat Sie gebeten zu gehen. Ich bringe Sie zur Tür.«
    Christopher war nicht in der Stimmung zu diskutieren. Er zückte den Revolver, den er dem Polizisten in Cormacs Haus abgenommen hatte. Den hielt er dem Wächter direkt an die Stirn.
    »Zur Tür gehen wir beide auf keinen Fall«, erklärte er. »Dort hinüber«, befahl er und zeigte mit der Pistole in Richtung des Salons. »Dein Freund auch. Sag ihm, er soll sich bewegen, sonst puste ich dir das Hirn weg.«
    Der Mann sah, das er es ernst meinte. Zusammen mit dem anderen ging er in Richtung Salon.
    »Tür auf und hinein mit

Weitere Kostenlose Bücher