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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Die Augen hielt sie geschlossen, als wollte sie sich von diesem Ort wegträumen, aber aus Carpenters Alptraum gab es für sie kein Entrinnen.
    Der Mann streckte die Hand aus und berührte sie sacht, ließ seine dicklichen Finger über ihre Haut gleiten, fuhr damit durch die zarte Behaarung ihrer Unterarme. Dann drehte er sie wieder und wieder wie eine Tänzerin, wie ein Püppchen auf einer Spieldose zum Klang einer alten Melodie. Er ließ sie die Arme heben und wieder senken, um zu sehen, wie sich ihre Brust hob und senkte. Er bewunderte die weiche Linie ihres Halses, wenn sie den Kopf in den Nacken legte. Kein Laut drang aus dem Zimmer, nur das Kratzen des Feuerhakens. Schließlich verstummte auch dieses, und Schweigen breitete sich aus. Das nackte Mädchen drehte sich weiter zu einer Musik, die es ganz allein hörte.
    Christopher öffnete die Tür. Niemand nahm Notiz von ihm. Carpenter war in die Betrachtung der erlöschenden Glut vertieft, der Nawab sah nur das Mädchen, und dieses war in Trance. Er stand lange da und wartete darauf, dass das Ritual zu Ende gehen möge. Der Nawab bemerkte ihn zuerst. Er fuhr herum, das Gesicht von unbeschreiblicher Wut verzerrt.
    »Das ist doch! Was erlauben Sie sich? Einfach hier einzudringen! Wofür halten Sie sich? Bei Gott, ich lasse Sie auspeitschen, wenn Sie nicht sofort von hier verschwinden!«
    Der Nawab hatte in Eton und Oxford studiert, wie sich ein orientalischer Gentleman zu benehmen hatte. In Eton hatte man ihm britische Manieren und in Oxford das Rudern beigebracht. Nicht zu lehren brauchte man ihn, wie man jemanden behandelte, der kein Nawab oder Vizekönig war.
    »Ich möchte Reverend Carpenter sprechen«, sagte Christopher. »Die Angelegenheit geht Sie nichts an. Sie können also den Raum verlassen. Bevor ich Sie hinauswerfe.«
    »Wissen Sie überhaupt, mit wem Sie reden? Ich werde Sie auspeitschen lassen für diese Unverschämtheit!«
    »Streiten Sie besser nicht mit mir!«, fuhr ihn Christopher an und hielt ihm den Revolver vor die Nase. »Ich habe keine Zeit. Ich knalle Sie ab, wenn Sie mich dazu zwingen. Es liegt ganz an Ihnen.«
    Der Mann schnaufte vor Empörung und hob seinen Stock, als wollte er Christopher schlagen. Aber er war nicht unvernünftig genug, es auch zu tun. Grollend bewegte er sich zur Tür. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um.
    »Meine Boys unten werden Ihnen das heimzahlen. Es wird Ihnen leid tun, dass Sie je geboren wurden, wenn die mit Ihnen fertig sind. Bei Gott, das will ich sehen!«
    Christopher schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Er warf Carpenter, der immer noch vor dem Feuerchen saß, einen scharfen Blick zu und hob dann das Unterkleid des Mädchens vom Boden auf. Es stand stocksteif da und starrte ihn an. Ihr Blick schien zu fragen, was als Nächstes passieren würde.
    »Zieh dich an«, sagte er und reichte ihr das Kleidungsstück.
    Sie nahm es, hielt es aber stumm in der Hand, als sei sie unsicher, was sie tun sollte.
    »Zieh es an«, wiederholte er.
    Sie rührte sich noch immer nicht. Da nahm er das Unterkleid und streifte es ihr über den Kopf, wobei er ihr half, in die Ärmel zu schlüpfen.
    »Geh fort von hier«, sagte er. »Du darfst hier nicht bleiben, verstehst du?«
    Sie blickte ihn verständnislos an. Er musste es ihr erklären.
    »Sie machen dich unglücklich«, beharrte er. »Du musst von hier fort.«
    Als ob er in den Wind gesprochen hätte, begann sie sich wieder zu drehen, hob und senkte die Arme. Christopher packte sie und schlug ihr leicht auf die Wangen, um sie zur Besinnung zu bringen. Sie schaute ihn an, als spüre sie nichts.
    »Verstehst du nicht?«, rief er laut. »Das ist kein passender Ort für dich. Du musst hier weg!«
    »Weg?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte. »Aber wohin? Das ist mein Zuhause. Ich kann nirgendwohin gehen. Nirgendwohin.«
    »Es ist gleichgültig, wohin du gehst«, sagte er. »Nur hier bleiben darfst du nicht.«
    Sie blickte ihn mit ihren blanken Augen an.
    »Es ist nicht gleichgültig«, widersprach sie kaum hörbar.
    »Lassen Sie sie in Ruhe, Wylam. Sie begreift besser als Sie es je können.« Er hatte sich inzwischen erhoben. Er trat an das Mädchen heran und legte einen Arm um ihre Schultern. So schritten sie beide zur Tür, der Missionar und sein Schützling. Mit leiser Stimme, unhörbar für Christopher, sprach er auf sie ein.
    Carpenter öffnete die Tür, sagte noch ein paar Worte zu dem Mädchen und ließ es dann gehen. Er sah ihm

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