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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ersticken, ich hatte das Gefühl, mein Körper verwandle sich in etwas Fremdartiges, ich spürte, wie mein Blut durch die Poren herausrann – « Falkirk zuckte die Achseln. »Wie andere schlechte Träume eben auch, nur zehnmal so lebhaft. Fünfzigmal. Ein paar Stunden später hatte Korvettenkapitän Rodriguez dieselbe Art von Traum. Verschiedene Abläufe, dieselbe Wirkung. Und dann fing einer nach dem anderen in der Schlafschicht an, schreiend aufzuwachen. Zwei von uns verbrachten schließlich drei Wochen mit Glückspillen. Wir sind ziemlich stabile Leute, Doktor – wir sind dafür ausgebildet, fast alles auszuhalten. Aber ich glaube, ein Zivilist wäre bei solchen Träumen endgültig übergeschnappt. Es waren nicht so sehr die Bilder, als vielmehr die Stärke, die Lebendigkeit.«
    »Und die Träume kamen während der Reise immer wieder?«
    »Bei jeder Schicht. Es kam so weit, daß wir nicht mehr einzuschlafen wagten, weil wir wußten, daß die Teufel in unseren Schädeln herumkriechen würden. Oder wir nahmen ganz starke Schlafmittel. Trotzdem kamen die Träume, auch wenn wir so gedopt waren, daß man in einem solchen Zustand normalerweise mit Träumen nicht mehr zu rechnen braucht. Eine Alptraumseuche, Doktor. Eine Epidemie.«
    »Wann war die letzte Episode?«
    »In der letzten Schlafschicht vor der Landung.«
    »Sie haben seit dem Verlassen des Schiffes nicht mehr geschlafen? Alle, meine ich?«
    »Nein.«
    Einer der anderen Raumfahrer sagte: »Vielleicht hat er es Ihnen nicht klar genug gemacht, Doktor. Das waren Killer-Träume, bei denen man den Verstand verlieren konnte. Wir hatten Glück, noch bei Verstand heimzukommen. Wenn das überhaupt der Fall ist.«
    Mookherji trommelte mit den Fingerspitzen und forschte in seinem Erfahrungsschatz nach einem vergleichbaren Fall. Er konnte keinen finden. Er wußte von Massenhalluzinationen, Episoden, bei denen ganze Menschenmassen sich eingeredet hatten, sie hätten Götter, Dämonen, Wunder gesehen, die Toten gehend, flammende Symbole am Himmel. Aber eine Reihe von Halluzinationen in einer Reihenfolge, Schicht für Schicht, bei einer ganzen Besatzung zäher, pragmatischer Raumfahrer? Das war nicht vorstellbar.
    »Pete, die Männer haben Vermutungen darüber angestellt, woran es liegen könnte«, sagte Nakadai. »Eine verrückte Idee, vielleicht, aber – «
    »Nämlich?«
    Falkirk lachte unsicher.
    »Das ist ziemlich phantastisch, Doktor.«
    »Nur heraus damit.«
    »Tja, daß von dem Planeten etwas mit zu uns an Bord gekommen ist. Etwas, na, Telepathisches. Das mit unseren Gehirnen manipulierte, wenn wir schliefen. Was wir als Alpträume empfunden haben, war vielleicht dieses Wesen in unseren Schädeln.«
    »Wahrscheinlich ist es bis zur Erde mit uns geflogen«, meinte ein anderer. »Es könnte noch an Bord sein. Oder irgendwo frei herumlaufen.«
    »Das unsichtbare Alptraum-Gespenst?« sagte Mookherji mit einem schwachen Lächeln. »Ich glaube kaum, daß ich das akzeptieren kann.«
    »Es gibt aber telepathische Wesen«, betonte Falkirk.
    »Ich weiß«, erwiderte Mookherji scharf. »Ich bin selbst eines.«
    »Entschuldigen Sie, Doktor, wenn ich – «
    »Aber das veranlaßt mich nicht, in jedem Gebüsch nach Telepathen zu suchen. Ich schließe Ihre fremde Bedrohung nicht aus, wohlgemerkt. Ich halte es aber einfach für wahrscheinlicher, daß Sie sich dort irgendeine Gehirnentzündung geholt haben. Eine Viruskrankheit, eine Art Enzephalitis, die in Form chronischer Halluzinationen auftritt.« Die Raumfahrer wirkten bedrückt. Offenbar wollten sie lieber Opfer eines unbekannten Monsters sein, das sie von außen bedrohte, als die eines unbekannten Virus in ihren Gehirnen. »Ich behaupte gar nicht, daß es das sein muß«, fuhr Mookherji fort. »Ich bringe nur Hypothesen vor. Wir werden mehr wissen, wenn wir ein paar Untersuchungen angestellt haben.« Er schaute auf die Uhr und sagte zu Nakadai: »Lee, im Augenblick kann ich nicht sehr viel mehr feststellen, und ich muß zu meinen Patienten zurück. Ich möchte, daß diese Leute hier der gesamten Serie neuropsychologischer Untersuchungen ausgesetzt werden. Laß die Ergebnisse in mein Büro übermitteln, wie sie einlaufen. Führ die Untersuchungen in versetzter Reihenfolge durch und laß die Männer je zu zweit schlafen, nach jeder Reihe – ich schicke einen Techniker herüber, der die Telemetrie anschließt. Ich möchte sofort verständigt werden, wenn sich ein Alptraum einstellt.«
    »In Ordnung.«
    »Und laß sie

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