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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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die vor Falkirks Erwachen galaktisches Niveau erreichen würde. Er döste. Ein guter Flug: genug Grünfeuerrinde im Frachtraum, um die Erde ein Dutzend Ausbrüche der Molekülpest überstehen zu lassen, und viele andere potentielle Heilmittel dazu, eine Ladung interessanter Mineralproben, und – Falkirk schlief ein. Eine halbe Stunde lang genoß er süßen Schlummer, lockeren Körpers, losgelösten Denkens.
    Bis ein dunkler Traum durch seinen Schädel brodelte.
    Dunkel-purpurnes Sonnenlicht, heiß und düster. Etwas Schlüpfriges kitzelt den Rand seines Bewußtseins. Er liegt in einer verbrannten Wüste auf einer breiten, weißen Platte. Unfähig, sich zu bewegen. Das Atmen immer schwerer. Die Schwerkraft – ein schrecklicher Druck, der ihn biegt und bricht, seine Knochen zerreißt. Kapuzengestalten bewegen sich um ihn, deuten, lachen, tauschen in einer unbekannten Sprache undeutliche Bemerkungen aus. Seine Haut schmilzt und nimmt eine neue Textur an: Stacheln sprießen in seinem Fleisch und drängen hinaus, bohren sich durch jede Pore. Überall Feuerpunkte. Eine dünne, scharlachrote Hand, geschrumpfte Finger wie Krebsscheren, vor seinem Gesicht schwebend. Kratzend. Kratzend. Kratzend. Sein Blut fließt zwischen den Stacheln, dick und träge. Er schaudert, müht sich, hochzukommen – hebt eine Hand, die Stücke von zitterndem Fleisch, an der Platte klebend, hinterlassend – setzt sich auf – Wird zitternd wach, schreiend.
    Falkirks Schrei dröhnte noch in seinen Ohren, als seine Augen sich dem Licht anpaßten. Korvettenkapitän Rodriguez hielt ihn an den Schultern fest und schüttelte ihn.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Falkirk versuchte zu antworten. Die Worte wollten sich nicht einstellen. Halluzinationsschock, begriff er, als ein Teil seines Verstandes versuchte, den anderen davon zu überzeugen, daß der Traum vorüber war. Er hatte gelernt, Krisen zu meistern: er absolvierte einen schnellen Disziplin-Countdown und beruhigte sich, wenngleich er noch schwer erschüttert war.
    »Alptraum«, sagte er heiser. »Und was für einer! Ich habe noch nie einen so lebhaften Traum gehabt.«
    Rodriguez atmete auf. Über einen bloßen Alptraum vermochte er sich offenbar nicht aufzuregen.
    »Wollen Sie eine Pille?«
    Falkirk schüttelte den Kopf.
    »Es geht schon, danke.«
    Aber der Traum wirkte nach. Es dauerte über eine Stunde, bevor er wieder einschlafen konnte, und er verfiel in einen leichten, unruhigen Halbschlaf, so, als sei sein Gehirn gegen die Wiederkehr dieser erschreckenden Phantasien auf der Hut. Fünfzig Minuten vor seinem programmierten Erwachen schreckte ihn ein entsetzlicher Schrei von der anderen Seite der Kabine hoch.
    Korvettenkapitän Rodriguez hatte einen Alptraum.
    Als das Schiff einen Monat später auf der Erde landete, wurde es natürlich den üblichen Entseuchungsprozeduren unterzogen, bevor irgend jemand oder irgend etwas herausgelassen wurde. Die äußere Rumpfwand wurde mit Dichtungsmittel besprüht, die alle Mikroorganismen vernichten sollten, welche von einer anderen Welt mitgeflogen sein mochten; die Besatzungsmitglieder traten durch die Sicherheitsschleuse heraus in eine Quarantänekammer, ohne mit der Luft in Berührung zu kommen; die Luft im Schiff wurde in Entziehungskammern geleitet, wo sie einer gründlichen Reinigung unterzogen wurde, und das ganze Innere des Schiffes machte eine Sechs-Phasen-Sterilisierung durch, beginnend mit fünfzehn Minuten totalen Vakuums, endend mit einer Stunde Neutronenbeschuß.
    Dieses Verfahren verursachte dem Vsiir eine gewisse Unbequemlichkeit. Er befand sich schon am Tiefpunkt seiner Energiephase, vor allem wegen der wiederholten Enttäuschungen bei seinen Versuchen, mit den sechs Menschen in Verbindung zu treten. Nun war er gezwungen, sich an eine ganze Reihe wechselnder, unangenehmer Umwelten anzupassen, ohne sich dazwischen ausruhen zu können.
    Selbst die anpassungsfähigsten Organismen ermüden. Bis das Entseuchungsteam des Sternflughafens melden konnte, das Schiff sei von fremden Lebensformen völlig frei, war der Vsiir sehr, sehr müde.
    Wieder drang die Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre in den Frachtraum. Der Vsiir begrüßte sie beinahe freudig, jedenfalls im Gegensatz zu all dem, womit man ihn eben noch bombardiert hatte. Die Luke war offen; Stauer stemmten die Kisten hoch, um sie über das Feld zur Lagerkuppel gleiten zu lassen. Der Vsiir benutzte diesen Augenblick, um ein paar Beine auszustrecken und aus dem Schiff zu klettern. Er befand

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