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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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das Schiff, offenbar von beträchtlicher Neugier über den Neuankömmling auf ihrer Welt erfüllt. Ich konnte sehen, daß Davison danach gierte, sie mit Sack und Pack auf die Erde mitzunehmen. Ich wußte, was in ihm vorging. Er träumte von den x-tausend Arten außerirdischen Tierlebens dort draußen, und davon, jedem ein kleines Schildchen umzuhängen: ›Soundso davison‹.
    »Die Luft ist gut«, erklärte Holdreth plötzlich, als er den Kopf von seinen Reagenzgläsern hob. »Holt eure Schmetterlingskescher, damit wir sehen, was wir einfangen können.«
    Der Planet hatte irgend etwas an sich, das mir nicht gefiel. Er war einfach zu schön, um wahr zu sein, und ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, daß es das nicht gibt. Irgendwo ist immer ein Haken.
    Nur schien er hier zu fehlen. Der Planet war eine Goldgrube für Zoologen, und Davison und Holdreth strahlten, bis zu den Hüften in entgegenkommenden Exemplaren.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Davison mindestens zum fünfzigsten Mal, als er ein kleines, purpurrotes, eichhornähnliches Wesen aufhob und neugierig untersuchte. Das Eichhörnchen starrte Davison ebenso neugierig an.
    »Davon nehmen wir welche«, sagte Davison. »Die gefallen mir.«
    »Dann tragt sie rein«, sagte ich achselzuckend. Mir war gleichgültig, welche Exemplare sie mitnahmen, solange sie den Frachtraum schnell füllten und mich planmäßig starten ließen. Davison trug zwei von den Eichhörnchen ins Schiff.
    Holdreth kam zu mir herüber. Er trug eine Art Hund mit facettierten Insektenaugen und glänzender Haut, ohne Fell.
    »Wie ist der, Gus?«
    »Schön«, sagte ich dumpf. »Wunderbar.«
    Er stellte das Tier auf den Boden – es lief nicht weg, sondern saß da und lächelte uns an – und blickte mir ins Gesicht. Er fuhr mit der Hand durch seine schütteren Haare.
    »Hören Sie mal, Gus, Sie sind den ganzen Tag schon so düster. Was ist los mit Ihnen?«
    »Mir gefällt es hier nicht.«
    »Warum? Einfach so?«
    »Es ist zu einfach, Clyde. Viel zu einfach. Die Tiere laufen einfach zu uns hin, damit wir sie einsammeln können.«
    »Und Sie sind an Gegenwehr gewöhnt, wie?« meinte er lachend. »Sie sind nur wütend auf uns, weil wir es hier so leicht haben.«
    »Wenn ich mir überlege, was für Mühe es gemacht hat, nur die zwei scheußlichen, stinkenden Ameisenfresser zu fangen, und – «
    »Hören Sie auf, Gus. Wir verladen die Tiere schnell, wenn Sie wollen, aber das hier ist doch eine zoologische Goldgrube!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es gefällt mir nicht, Clyde. Ganz und gar nicht.«
    Holdreth lachte wieder und hob seinen Hund mit den Facettenaugen hoch.
    »Sagen Sie, wissen Sie, wo ich davon einen zweiten finde, Gus?«
    »Gleich da drüben.« Ich zeigte es ihm. »An dem Baum da. Die Zunge hängt ihm schon heraus. Er wartet nur darauf, mitgenommen zu werden.«
    Holdreth lächelte.
    »Was sagt man dazu!« Er fing das Exemplar ein und trug die beiden ins Schiff.
    Ich entfernte mich, um die Gegend zu besichtigen. Der Planet war für mich einfach zu unfaßbar, als daß ich ihn auf Anhieb akzeptieren konnte, ohne mich wenigstens genau umzusehen.
    Zum einen existieren Tiere einfach nicht so – in großen, gemischten Mengen, glücklich zusammenlebend. Mir waren von jeder Art nur ein paar Exemplare aufgefallen, und es mußten mindestens fünfhundert verschiedene Arten sein, eine seltsamer als die andere. So geht es in der Natur nicht zu.
    Zum anderen schienen sie alle miteinander gut auszukommen, auch wenn sie die inoffizielle Führerschaft durch das giraffenartige Wesen anerkannten. So geht es in der Natur auch nicht zu. Ich hatte noch keine Auseinandersetzung zwischen den Tieren beobachten können. Das sprach dafür, daß sie alle Pflanzenfresser waren, und das ergab ökologisch keinen Sinn.
    Ich zuckte die Achseln und ging weiter.
    Eine halbe Stunde später wußte ich ein bißchen mehr über die Geographie unserer Goldgrube. Wir befanden uns entweder auf einer riesigen Insel oder Halbinsel, weil ich in etwa zehn Meilen Entfernung ein gewaltiges Gewässer sehen konnte. Unsere Umgebung war ziemlich flach, abgesehen von einem größeren Hügel, von dem aus ich das Gelände überblicken konnte.
    Nicht weit vom Schiff entfernt gab es einen dichten Urwald. Er breitete sich in der einen Richtung bis zum Wasser aus, endete in der anderen aber ganz plötzlich. Wir hatten das Schiff am Rand der Lichtung aufgesetzt. Anscheinend lebten die meisten Tiere im Urwald.
    Auf der anderen

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