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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schon, Gus.« Er drehte sich um und betrat das Schiff.
    Ich stand da und dachte einen Augenblick an gar nichts, dann ging ich auch hinein, um die Startumlaufbahn zu berechnen.
    Ich kam bis zum Treibstoffverbrauch, als mir etwas auffiel. Aus einem Steuerschrank hingen Kabel. Jemand hatte unseren Antriebsmechanismus demoliert, und das gründlich.
    Ich starrte einen langen Augenblick betroffen auf den defekten Antrieb, dann drehte ich mich um und ging in den Frachtraum.
    »Davison!«
    »Was ist, Gus?«
    »Kommen Sie mal her, ja?« Ein paar Minuten später tauchte er auf und sagte ungeduldig: »Was wollen Sie, Gus? Ich bin – « Er riß den Mund auf. »Sehen Sie sich den Antrieb an!«
    »Ja, tun Sie das!« fauchte ich. »Mir ist schlecht. Holen Sie sofort Holdreth herein.«
    Während er hinauslief, bemühte ich mich um den demolierten Mechanismus. Als ich die Tafel abgenommen hatte und hineinsehen konnte, wurde mir ein wenig wohler; der Antrieb war nicht so beschädigt, daß man ihn nicht reparieren konnte, wenngleich er übel zugerichtet worden war. Drei oder vier Tage harter Arbeit mit Schraubenzieher und Lötlampe würden genügen. Meine Wut wurde dadurch nicht geringer. Ich hörte Holdreth und Davison hinter mir hereinkommen und fuhr herum.
    »Also, ihr Idioten. Wer von euch war das?«
    Sie öffneten gleichzeitig den Mund, um zu protestieren. Ich hörte eine Weile zu, dann sagte ich: »Einer nach dem anderen!«
    »Wenn Sie behaupten wollen, daß einer von uns bewußt das Schiff durch Sabotage beschädigt hat«, sagte Holdreth, »möchte ich Sie darauf hinweisen – «
    »Ich behaupte gar nichts. Aber es sieht für mich so aus, daß ihr beiden beschlossen habt, noch eine Weile hierzubleiben, und die einfachste Art, meine Zustimmung zu erhalten, war dann wohl, den Antrieb zu demolieren.« Ich funkelte sie böse an. »Na, ich habe Neuigkeiten für euch. Ich kann das reparieren, und zwar in ein paar Tagen. Also – macht weiter! Geht eurer Arbeit nach, solange ihr könnt. Ich – «
    Davison legte die Hand auf meinen Arm.
    »Gus«, sagte er leise, »wir sind es nicht gewesen. Beide nicht.«
    Plötzlich verflog mein ganzer Zorn, verdrängt von tiefsitzender Angst. Ich konnte sehen, daß Davison es ernst meinte.
    »Wenn Sie es nicht gewesen sind und Holdreth auch nicht, und ich war es bestimmt nicht – wer war es dann?«
    Davison zuckte die Achseln.
    »Vielleicht ist es einer von uns, der nicht weiß, daß er es tut«, meinte ich. »Vielleicht – « Ich verstummte. »Ach, das ist Unsinn. Geben Sie mir den Werkzeugkasten, ja?«
    Sie kümmerten sich wieder um ihre Tiere, und ich machte mich an die Arbeit, wobei ich Überlegungen beiseite schob, die nichts mit der Reparatur zu tun hatten. Es ging mühsam, und bis zum Essen hatte ich das Nötigste geschafft. Meine Finger zitterten, und ich beschloß, erst am nächsten Tag weiterzumachen.
    Ich schlief schlecht und hatte Alpträume, untermalt von den Trompetenstößen der Ameisenfresser und dem vereinzelten Quietschen, Schnarren, Trillern und Zischen der anderen Tiere im Frachtraum. Es mußte vier Uhr früh geworden sein, bis ich wirklich einschlief, und der Rest der Nacht verging schnell. Als ich zu mir kam, wurde ich geschüttelt und starrte in die blassen, angespannten Gesichter von Holdreth und Davison.
    »Was ist denn?«
    »Aufstehen, Gus!« sagte Holdreth drängend und schüttelte mich wieder.
    Ich raffte mich mühsam auf.
    »Ist doch das letzte, einen mitten aus dem Schlaf zu
reißen – « Ich wurde aus der Kabine getrieben, den Korridor hinunter zur Steuerkabine. Verschlafen folgte ich der Richtung von Holdreths Zeigefinger und wurde plötzlich hellwach.
    Der Antrieb war wieder demoliert. Irgend jemand oder irgend etwas hatte meine ganze Reparaturarbeit vom vergangenen Abend zunichte gemacht.
    Wenn wir uns vorher gestritten hatten, hörte das jetzt auf. Von einem Spaß konnte keine Rede mehr sein; man konnte nicht mehr lachen, und wir arbeiteten wieder eng zusammen.
    »Gehen wir das Ganze durch«, sagte Holdreth, der nervös hin- und herging. »Der Antrieb ist zweimal sabotiert worden. Keiner von uns weiß, wer es getan hat, und auf der bewußten Ebene ist jeder von uns überzeugt, daß er selbst es nicht getan hat.«
    Er machte eine Pause. »Dann bleiben zwei Möglichkeiten. Entweder macht einer von uns das unbewußt, wie Gus gemeint hat, oder es ist ein Dritter. Beides ist gleichermaßen unerfreulich.«
    »Wir können aber Wache halten«, warf ich ein. »Ich

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