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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Seite unserer Lichtung befand sich eine breite, niedrige Ebene, die in der Ferne in eine Wüste überzugehen schien; ich konnte eine wenig einladende Fläche nackten Sandes sehen, die in sonderbarem Gegensatz zu dem fruchtbaren Urwald auf meiner Linken stand. Daneben lag ein kleiner See. Es war die Art Gelände, die eine vielfältige Fauna anzog, da es in einem kleinen Bereich jede Art von Lebensraum zu geben schien.
    Und die Fauna! Der Reichtum an fremdartigen Tieren versetzte mich immer wieder in Erstaunen. Es gab sie in allen Formen und Größen, Farben und Gerüchen, und das einzige, was sie alle gemeinsam hatten, war ihre Gutartigkeit. Im Laufe meiner Wanderung mußten an die hundert Tiere auf mich zumarschiert sein, mich betrachtet und wieder das Weite gesucht haben. Darunter ein halbes Dutzend Arten, die ich noch nicht gesehen hatte, sowie eine der intelligent wirkenden Giraffen mit den Augenstengeln und ein Hund ohne Fell. Wieder hatte ich das Gefühl, daß die Giraffe mir etwas mitteilen wollte.
    Es gefiel mir nicht. Es gefiel mir ganz und gar nicht.
    Ich kehrte zu unserer Lichtung zurück und sah Holdreth und Davison noch immer wild herumstürzen und so viele Tiere wie möglich in unseren Frachtraum stopfen.
    »Wie geht es?« fragte ich.
    »Der Frachtraum ist voll«, sagte Davison. »Wir treffen jetzt unsere Ersatzauswahl.« Ich sah ihn Holdreths zwei Nackthunde hinaustragen und statt dessen ein Paar achtbeiniger pinguinartiger Wesen aufheben, die sich ohne Gegenwehr wegschleppen ließen. Holdreth machte ein unglückliches Gesicht.
    »Wozu wollen Sie denn die, Lee? Die hundeähnlichen Wesen scheinen doch viel interessanter zu sein, nicht?«
    »Nein. Ich nehme lieber die beiden da mit. Seltsame Tiere, was? Seht euch das Muskelgeflecht an, das – «
    »Halt mal«, sagte ich. Ich starrte das Tier an. »Das ist merkwürdig. Es hat acht Beine.«
    »Werden Sie Zoologe?« fragte Holdreth belustigt.
    »Nein – aber ich mache mir Gedanken. Warum hat der hier acht Beine, ein anderes Tier sechs, und manche nur vier?«
    Sie sahen mich verständnislos an, mit der Verachtung des Fachmanns.
    »Ich meine, in der Evolution hier müßte doch eine gewisse Logik bemerkbar sein, nicht? Auf der Erde haben wir vierbeiniges Leben entwickelt, auf Venus sind es vorwiegend sechs Beine. Aber haben Sie schon einmal ein solches Evolutionsdurcheinander gesehen wie hier?«
    »Es gibt Seltsameres«, meinte Holdreth. »Die Symbionten auf Sirius Drei, die Wühler von Mizar – aber Sie haben recht, Gus. Das ist wirklich eine merkwürdige evolutionäre Streuung. Ich glaube, wir sollten hierbleiben und das gründlich untersuchen.«
    Davisons Strahlen machte mir sofort klar, daß ich einen Fehler begangen hatte. Ich beschloß, es auf andere Weise zu versuchen.
    »Der Meinung bin ich nicht«, sagte ich. »Ich finde, wir sollten mit dem starten, was wir haben, und später mit einer größeren Expedition zurückkommen.«
    »Na, hören Sie, Gus, machen Sie sich nicht lächerlich!« sagte Davison lachend. »Das ist die Chance meines Lebens – warum sollten wir die ganze zoologische Abteilung holen?«
    Ich wollte ihnen nicht sagen, daß ich Angst davor hatte, noch länger hierzubleiben. Ich verschränkte die Arme.
    »Lee, ich bin der Pilot, und ihr müßt auf mich hören. Der Plan sieht einen kurzen Aufenthalt hier vor, dann müssen wir starten. Kommen Sie mir nicht damit, ich machte mich lächerlich.«
    »Aber das tun Sie, Mann! Sie stehen blindlings der wissenschaftlichen Forschung im Weg – «
    »Hören Sie zu, Lee. Unsere Nahrung ist ziemlich knapp berechnet, damit ihr beide mehr Frachtraum habt. Und wir sind nur ein Sammlerteam. Es reicht nicht für längere Aufenthalte auf einem einzelnen Planeten. Wenn ihr am Ende nicht eure eigenen Tiere fressen wollt, schlage ich vor, daß wir weiterfliegen.«
    Sie schwiegen eine kurze Zeit, dann sagte Holdreth: »Dagegen können wir wohl nicht an, Lee. Hören wir auf Gus und fliegen wir zurück. Wir haben später Zeit genug, uns hier gründlich umzusehen.«
    »Aber – ach, meinetwegen«, sagte Davison widerstrebend. Er griff nach den achtbeinigen Pinguinen. »Ich trage die nur schnell hinein, dann können wir starten.« Er sah mich seltsam an, so, als hätte ich etwas Kriminelles getan. Als er ins Schiff ging, rief ich seinen Namen.
    »Hören Sie, Lee, ich will Sie nicht von hier wegreißen. Es geht einfach um die Nahrungsvorräte«, log ich, um meinen unklaren Argwohn zu vertuschen.
    »Ich weiß

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