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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schlage vor: Erstens, einer von uns bleibt immer wach – das heißt, wir schlafen schichtweise, und einer bewacht den Antrieb, bis ich ihn repariert habe. Zweitens – wir entfernen alle Tiere aus dem Schiff.«
    »Was?«
    »Er hat recht«, sagte Davison. »Wir wissen nicht, was wir an Bord gebracht haben mögen. Sie scheinen nicht intelligent zu sein, aber Gewißheit haben wir nicht. Die Babygiraffe mit den violetten Augen, zum Beispiel – angenommen, sie hypnotisiert uns, so daß wir den Antrieb selbst demolieren? Woher sollen wir das wissen?«
    »Ach, aber – « Holdreth wollte protestieren, verstummte aber und zog die Brauen zusammen. »Die Möglichkeit werden wir wohl einräumen müssen«, sagte er betroffen. »Wir leeren den Frachtraum, und Sie sehen, ob Sie den Antrieb reparieren können. Vielleicht fangen wir sie später alle wieder ein, wenn sonst nichts mehr passiert.«
    Wir einigten uns darauf, und Holdreth und Davison trieben die Tiere hinaus, während ich mich hartnäckig an die Arbeit machte. Bis zum Abend hatte ich soviel erreicht wie am Vortag.
    Ich hielt die erste Wache an Bord des seltsam stillen Raumschiffs. Ich ging in der Kabine herum und kämpfte gegen die mächtige Versuchung an, einzuschlafen, konnte aber durchhalten, bis Holdreth mich ablöste.
    Nur – als er auftauchte, stockte sein Atem, und er deutete auf den Antrieb. Er war ein drittes Mal auseinandergerissen worden.
    Jetzt hatten wir keine Ausrede, keine Erklärung mehr. Die Expedition war zu einem Alptraum geworden.
    Ich konnte nur einwenden, daß ich die ganze Schicht hindurch wachgeblieben war und niemanden und nichts am Antrieb gesehen hatte. Das war jedoch kaum eine befriedigende Erklärung, da das entweder mich als Saboteur auswies oder unterstellte, daß eine unsichtbare äußere Kraft den Antrieb immer wieder beschädigte. Beide Hypothesen ergaben keinen Sinn, jedenfalls nicht für mich.
    Inzwischen waren wir vier Tage auf dem Planeten, und die Ernährung wurde zu einem Problem. Mein genau kalkulierter Flugplan sah eigentlich vor, daß wir schon seit zwei Tagen unterwegs zur Erde hätten sein sollen. Wir waren dem Abflug aber noch nicht näher als vor vier Tagen.
    Die Tiere liefen weiterhin draußen herum, berührten das Schiff, untersuchten es, streichelten es fast, während die verdammten Pseudo-Giraffen uns seelenvoll betrachteten. Wir drei liefen herum wie Gespenster. Wir hatten Angst.
    Irgend etwas hielt uns davon ab, den Antrieb zu reparieren.
    Irgend etwas wollte nicht, daß wir den Planeten verließen.
    In dieser Nacht hielten wir zu dritt Wache im Kontrollraum. Der Antrieb war ohnehin demoliert. Die Kabel waren an so vielen Stellen gelötet, daß der ganze Schrank funkelte, und ich wußte, daß nur noch ein paar Eingriffe nötig waren, damit man überhaupt nichts mehr ausrichten konnte.
    In der nächsten Nacht hörte ich nicht auf, sondern lötete nach dem Essen weiter.
    Am nächsten Morgen war es so, als hätte ich gar nichts getan.
    »Ich gebe auf«, sagte ich, als ich mir den Schaden ansah. »Ich sehe keinen Sinn darin, meine Nerven damit zu ruinieren, etwas beheben zu wollen, was sich nicht beheben läßt.«
    Holdreth nickte. Er war leichenblaß.
    »Wir müssen einen neuen Weg finden.«
    »Ja. Einen neuen Weg.«
    Ich riß den Eßschrank auf und untersuchte unsere Vorräte. Selbst mit den synthetischen Dingen, mit denen wir die Tiere gefüttert hätten, wären sie nicht hinausgetrieben worden, waren wir sehr knapp. Wir hatten schon die Sicherheitsgrenze überschritten. Auf dem Heimweg würden wir hungern müssen – falls wir je heimfliegen konnten.
    Ich kletterte hinaus und legte mich auf einen großen Stein. Einer der Nackthunde kam heran und beschnupperte mich. Davison trat in die Luke.
    »Was machen Sie da, Gus?«
    »Frische Luft schnappen. Ich habe es satt, im Schiff zu sein.« Ich kraulte den Hund hinter den Ohren und schaute mich um.
    Die Tiere hatten ihre Neugier uns gegenüber meist abgelegt und versammelten sich nicht mehr so wie früher. Sie liefen auf der ganzen Ebene herum und nagten an kleinen Ablagerungen eines weißen, teigigen Stoffes. Es regnete jede Nacht herab. Wir nannten es ›Manna‹. Alle Tiere schienen davon zu leben.
    Ich verschränkte die Arme und legte mich zurück.
    Am achten Tag waren wir schon ganz schön mager geworden. Ich versuchte nicht einmal mehr, das Schiff zu reparieren; der Hunger wirkte sich aus. Aber ich sah Davison mit meinem Lötstrahl arbeiten.
    »Was machen Sie

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