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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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»Wenn du nicht gehen möchtest …«
    »Schon gut«, sagt Jed.
    Fünf Minuten später kommt er die Treppe herunter. Er wirft sich aufs Sofa und tut so, als schaute er sich voller Ekel die Baby-Fernsehsendung über eine Schweinchenfamilie an, die Blythe gern sieht, nur macht er nicht den Eindruck, als würde er wirklich hingucken.
    Ich zeichne ein Bild von Jed und Oma, auf dem sie beide als Schweinchen verkleidet sind und auf Zehenspitzen umherschleichen wie irgendwelche Spione. Jeds Schweinchen sieht richtig wütend aus, aber Omas wirkt aus irgendeinem Grund nur alt und traurig.
    »Dir ist klar, dass das alles gar nicht zum Radiobauen ist?«, fragt Jed, als wir beide in den Betten liegen. Er scheint wegen vorhin noch immer schlechte Laune zu haben.
    »Was?«
    »Das ganze Zeug, das Shakeel hat. Er baut damit keine Radios.«
    »Woher willst du das wissen?« Ich beschäftige mich damit, einen Cartoon von ihm und Priti zu zeichnen, in dem sie alsPrinzessin Leia und Han Solo verkleidet sind und sich mit Laserschwertern duellieren.
    »Ich weiß es eben.«
    »Wofür hat er es dann?«
    »Zum Bombenbauen«, sagt Jed.
    »Sei nicht albern.« Ich blicke von meinem Skizzenblock auf und sehe zu dem anderen Bett, wo er an seiner Spielekonsole zockt.
    »Er ist ein Muslim, oder? Muslime machen so was. Das hat mir mein Dad erzählt.«
    »Das ist doch Blödsinn. Weshalb sollte er eine Bombe bauen?«
    »Um einen möglichst großen Haufen britischer Staatsbürger in die Luft zu jagen.«
    »Und wie soll er das anstellen?«
    »Er wird sich den Sprengstoff umschnallen und einen großen Mantel überziehen, damit es niemand sieht, und dann geht er an irgendeinen belebten Ort, drückt den Knopf und – bumm! «
    »Dabei würde er aber selber sterben«, wende ich ein.
    »Klar! Darum geht es ja!«, sagt Jed. »Hast du noch nie von Selbstmordattentätern gehört?«
    »Doch, sicher.«
    »Mein Dad redet ständig von ihnen. Er glaubt, dass sie haufenweise unter uns sind und noch schlimmere Sachen planen als das, was mit deinem Dad passiert ist. Er glaubt, wir müssen sie alle finden und zur Strecke bringen.« Jed schnieft und sieht zur Decke hoch, dann fährt er fort: »Ich glaube, er ist in Wirklichkeit in irgendeiner Terrorabwehreinheit und ermittelt verdeckt.«
    »Echt?« Ich bin es ja gewöhnt, dass Jed sich Sachen ausdenkt; das macht er, seit ich ihn kenne. Als wir noch klein waren – eheseine Eltern sich trennten und mein Dad starb –, haben wir ihn oft gesehen, und meine Mum hat mir gesagt, ich soll nicht alles glauben, was er mir erzählt (das war, nachdem er behauptet hatte, er könnte unter Wasser zehn Minuten lang die Luft anhalten, und ich wäre zu feige, es ebenfalls zu versuchen).
    Jed zuckt nur mit den Schultern. »Vielleicht. Jedenfalls hat die Armee ihn garantiert nicht rausgeschmissen, deshalb nehme ich an, dass er undercover arbeitet.«
    Ich sage nichts.
    »Ich verstehe es ja selbst nicht.«
    »Was?«
    »Das mit den Terroristen. Ich meine, warum stellen sie die Bombe nicht einfach irgendwo ab und drücken den Knopf, wenn sie in sicherer Entfernung sind? Aber vielleicht sind sie zu blöd dazu, und der Gedanke ist ihnen noch nicht gekommen.«
    »Shakeel scheint aber wirklich clever zu sein«, wende ich ein.
    »Oder vielleicht können Spürhunde keine Bomben finden, solange Menschen sie mit sich herumtragen, sondern erst, wenn sie in Einkaufstaschen oder Koffern irgendwo abgestellt werden.«
    »Kann sein.« Ich male weiter: Shakeel erst als Yoda, dann als Darth Maul mit Zickzacklinien auf dem Gesicht.
    »Ach Mann!«, ruft Jed und wirft den Controller seiner Spielkonsole beiseite, als die Game-over-Melodie ertönt. Er legt sich auf den Rücken und sieht ärgerlich zu mir. »Was soll das eigentlich?«, fragt er und winkt in Richtung meines Skizzenbuchs.
    »Was?«, frage ich.
    »Das ganze Zeichnen.«
    »Ich male eben gern«, sage ich.
    »Zeig mal her«, sagt Jed.
    Er streckt die Hand in die Lücke zwischen den beiden Betten. Ich zögere, dann gebe ich ihm das Buch.
    Er blättert mit gelangweiltem Gesicht. »Die sind ganz okay.«
    »Danke«, sage ich. »Du musst sie rückwärts lesen.«
    »Wieso?«
    »Weil es Manga sind. Du weißt schon, japanische Comics.«
    »Ich weiß selbst, was ein Manga ist.«
    »Na, und man liest sie rückwärts, nicht wahr?«
    »Ich lese weder vorwärts noch rückwärts«, erwidert Jed und blickt wieder zur Decke.
    »Mein Englischlehrer sagt, es ist gar kein richtiges Lesen«, sage ich. »Weil nicht genügend

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