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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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freien Fläche stehen Fotos von Priti und ihren Geschwistern, und sie hängen auch an den Wänden. Es sind große Abzüge, einige in schweren goldenen Rahmen, andere mit Reißzwecken befestigt. Ich entdecke ein Ölgemälde von der ganzen Familie, das gemalt worden sein muss, als Priti noch ein Baby war. Jed lacht darüber, und auch ich kann sehen, dass der Künstler kein besonderes Talent hatte, denn sie sind darauf kaum wiederzuerkennen. Priti bedenkt mich mit einem Blick, als wäre alles, was Jed tut, allein meine Schuld, weil ich ihn mitgebracht habe.
    »Wo sind deine Eltern überhaupt?«, fragt er.
    »Bei der Arbeit«, antwortet Priti.
    »Also müssen deine Geschwister auf dich aufpassen? Das ist ja erbärmlich.«
    »Nicht erbärmlicher, als dass deine Großeltern auf dich aufpassen«, erwidert Priti und zieht eine Braue hoch.
    »Mein Dad hat einen ziemlich gefährlichen Job. Jemand könnte hinter ihm her sein – oder hinter mir. Deshalb darf ich nicht alleine zu Hause bleiben.«
    »Tatsächlich?«, fragt Priti. Sie sieht nicht so aus, als würde sie ihm auch nur eine Sekunde lang glauben. »Was arbeitet er denn?«
    »Darf ich dir nicht sagen«, entgegnet Jed. »Sonst gefährde ich seine Sicherheit.«
    Priti rollt mit den Augen. »Wenn du es sagst. Jedenfalls kann ich mehr oder weniger tun, was ich will. Meine Geschwister sind auch nicht begeistert, dass sie den Babysitter spielen müssen, deshalb kümmern sie sich kaum um mich. Zara ist am schlimmsten, sie ist darüber so sauer, dass sie mich im Grunde den ganzen Tag lang ignoriert, aber heute ist Shakeel an der Reihe, und er ist cool. Also, cool ist er nun nicht – er ist ein totaler Spinner, noch schlimmer als du, Ben –, aber er lässt mich coole Sachen machen.«
    »Zum Beispiel?«, fragt Jed. »Ich dachte, du hättest gesagt, wir bauen ein Baumhaus oder so.«
    »Da müssen wir warten, bis Shakeel mit seinem Radiobasteln fertig ist, oder was immer er gerade macht«, sagt Priti.
    »Wie lange wird das dauern?« Jed nimmt einen Delfin aus Porzellan von einem Regal und wirft ihn von einer Hand in die andere.
    Priti sieht mich an. »Ganz schön ungeduldig, dein Cousin, was?«
    »Warum gehen wir nicht in den Garten und warten dort auf ihn?«, frage ich und beobachte Jed, wie er eine Kristallnixe hochnimmt, die aussieht, als könnte sie viel Geld gekostet haben.
    Wir gehen nach draußen, und Jed fängt an, ins Gras zu treten, und lässt die Erdklumpen nur so durch die Luft fliegen. Priti macht kleine Löcher, indem sie ihre Rollen in die Erde bohrt, als wäre es ein Wettbewerb im Rasenverwüsten (mein Opa hasst so was!). Ich stehe nur dabei und fühle mich mies. Am Ende sage ich, um das Schweigen zu brechen, zu Priti: »Erzähl Jed von dem Ehrenmord.«
    Kaum ist der Satz aus meinem Mund heraus, bereue ich, etwas gesagt zu haben. Priti funkelt mich böse an.
    »Was für ein Ehrenmord?«, fragt Jed und kickt einen Grasklumpen in die Luft. Ich merke, dass er sich sehr anstrengt, desinteressiert zu wirken.
    »Willst du das wirklich wissen?«, entgegnet Priti in einem leicht herausfordernden Unterton. Sie sieht ihn an, und er erwidert ihren Blick. Er trägt eine Khakihose und ein Militär-T-Shirt, sie Bonbonrosa, aber sie wirken beide ziemlich entschlossen.
    »Keine Ahnung«, erwidert er. »Will ich das?«
    »Komm schon. Erzähl es ihm«, sage ich, obwohl ich eigentlich gar nicht weiß, weshalb ich darauf dränge.
    Also erzählt Priti ihm alles über Zwangsehen und Zaras Freund und den Ehrenmord, und am Ende merke ich, dass Jed gespannt zuhört, auch wenn er so tut, als ob das alles im Grunde nichts Neues für ihn ist.
    »Deshalb brauchen wir das Baumhaus«, sagt Priti. Sie ist jetzt ganz aufgeregt und tänzelt beim Sprechen von einem Fuß auf den anderen. »Das wird in Wirklichkeit ein Ausguck. Von da oben können wir den Park sehen und das Haus und wer den Weg entlangkommt. Wir machen dann ein Geheimsignal aus oder so was.«
    Jed klettert bereits am Baumstamm hoch zu der Plattform, die schon als Übergangslösung errichtet worden ist. »Wir können Wachtposten sein«, sagt er.
    »Ja, das ist die Idee.«
    »Heißt das, wir beobachten deine Schwester beim … beim Knutschen?«, fragt er grinsend.
    »Hoffentlich nicht!«, antwortet Priti.
    Er sieht mich an. »Ist sie heiß?«
    Ich gebe keine Antwort.
    »Nein«, sagt Priti, steckt sich den Finger in den Mund und tut so, als müsste sie sich übergeben.
    »Schade«, sagt Jed. Er steht jetzt auf der Plattform. »He, seht

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