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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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wirklich verärgert aussieht. »Ein bisschen.«
    Sie spitzt die Lippen, als hätte ich sie richtig beleidigt. »Na los«, sagt sie steif. »Machen wir mit deiner blöden Schachtel weiter.«
    Also gehen wir nach oben in mein Zimmer und sehen uns an, was wir bis jetzt haben.
    »Was fehlt uns denn noch?«, fragt sie.
    »Stand da nicht was von einem Kleidungsstück?«
    »Ja, aber wo bekommen wir das her? Hängt da noch irgendwelches altes Zeug im Kleiderschrank?«
    »Nein, da hab ich geguckt.«
    »Dann bleibt nur noch eine Möglichkeit«, sagt Priti.
    »Und zwar?«
    »Wir müssen deine Oma fragen.«
    Ich will das eigentlich nicht, aber Priti läuft schon die Treppe hinunter. »Mrs. Evans«, ruft sie in so hochgestochenem Ton, dass sie klingt wie die Königin.
    »Ja, Liebes?« Oma kommt aus der Küche.
    »Wir haben uns gefragt … na ja, Ben hat sich gefragt, ob Sie uns mit etwas helfen können? Es ist für unser Projekt.« Sie steht beim Sprechen auf den Zehenspitzen wie eine Ballerina.
    »Was soll ich denn für euch tun?«
    »Die Sache ist die, wir brauchen etwas – ein Kleidungsstück, das einmal Bens Dad gehört hat.«
    So sagt sie es – einfach so –, ohne Zögern, als würde sie nur um ein Glas Wasser bitten.
    Omas Wangen werden rosa, und sie blickt mich an, doch ich spüre, wie ich selbst rot anlaufe, und ich kann nichts sagen.
    »Die Sache ist die, dass Ben dieses Projekt macht«, fährt Priti fort und springt von einem Bein aufs andere, wie immer, wenn sie nervös ist. »Na ja, wir beide tun es. Die Idee ist von mir, aber es ist Bens Box, deshalb würde ich sagen, es ist ein Gemeinschaftsprojekt. Sehen Sie, es geht um seinen Dad. Eine Gedenkschachtel. Auf der Internetseite, auf der wir darauf gestoßen sind, steht, dass so etwas gut ist für trauernde Kinder. Therapeutisch war das Wort, das sie benutzt haben.«
    »Ich verstehe«, sagt Oma. Ihre Augen sind jetzt rosa an den Rändern und wirken ein bisschen wässrig. Ich habe das entsetzliche Gefühl, dass sie gleich weinen wird.
    Aber das tut sie nicht. Sie fragt nur: »Kann ich die Schachtel mal sehen?«
    »Aber sicher«, sagt Priti.
    Genau davor hat mir gegraut.
    Aber es ist zu spät. Also führen wir Oma in mein Zimmer, und sie setzt sich aufs Bett und schaut sich alles an, was in der Schachtel ist. Und ich glaube, sogar Priti fängt an, sich zu fragen, ob die Idee wirklich so gut war, denn sie hopst noch immer von einem Bein aufs andere. Sie sieht mich nicht an und ich sie nicht. Wir gucken einfach beide meiner Oma zu, wie sie alles nacheinander langsam herausnimmt und es ganz genau betrachtet, ehe sie es sorgsam neben sich auf die Tagesdecke legt. Sie sagt nichts und wir auch nicht.
    Als Letztes nimmt Oma meine Liste von Dingen, die ich gern wüsste, in die Hand. Sie sieht sie eine Ewigkeit lang an. Dann legt sie alles genauso sorgsam in die Schachtel zurück und setzt den Deckel darauf. Alles bis auf die Liste, die sie zusammengefaltet auf ihrem Schoß lässt.
    Als sie hochblickt, glänzen ihre Augen, und die kleinen rosa Flecken auf ihren Wangen sind noch heller geworden.
    »Darf ich das behalten?«, fragt sie leise.
    Wir nicken beide.
    »Ich finde bestimmt etwas für dich, das dein Dad getragen hat«, sagt Oma und steht auf. »Ich suche dir etwas heraus.«
    Als Opa und Jed zurückkommen, ist es vier Uhr nachmittags, und Priti ist schon nach Hause gegangen. Jed sagt, er möchte ins Bett und geht sofort nach oben in unser Zimmer und schließt die Tür. Ich klopfe einmal an, aber er sagt mir nur, ich soll weggehen.
    Ich will die Treppe hinuntersteigen, aber in der Küche unterhalten sich Oma und Opa, und ich möchte sie nicht stören. Ich setze mich mit meinem Skizzenbuch auf die Stufen, aber ich zeichne nichts.
    Durch die Geländersprossen kann ich Opa sehen. Er lehnt an der Spüle und starrt in den Hausflur, aber er scheint nicht zu bemerken, dass ich da bin. Er ist ein großer Mann und hat noch sein ganzes Haar, sodass er, obwohl er ziemlich uralt ist, noch recht jung aussieht.
    (Ob Onkel Ian wohl sauer ist, dass Opa ihm nicht seine Größe vererbt hat?) Heute scheint er jedenfalls traurig zu sein, und dadurch wirkt er irgendwie kleiner.
    Oma fragt ihn, wie es war, und Opa antwortet: »Wirklich scheußlich.«
    »Was haben sie gefragt?«, will Oma wissen. Ihre Stimme klingt sehr besorgt.
    »Nur, weshalb er seine Mum nicht sehen will. Weshalb er glaubt, dass er sie hasst. Genau das, was man erwarten würde.« Opa blickt auf seine Füße. »Er hat sich

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