Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
und Lil’ Priti die Stützpunkte von Terroristenzellen in die Luft jagen –, und am Ende sind wir Meilen tiefer im Wald, als wir sein sollten.
Der Park ist wirklich riesig. Hinter dem Spielplatz mit den Schaukeln ist ein Feld, das groß genug ist für drei Fußballplätze, und dieses Feld ist von Wald umgeben, der bis zur Hauptstraße geht. Wie sich herausstellt, gibt es dort sogar ein Tor, von dem ich gar nichts wusste, dass es zu den Geschäften der Pfauen-Promenade führt.
Und dort stoßen wir auf Tyreeses Gang. Sie gammeln vor dem Tor herum, sitzen auf ihren Motorrädern, rauchen undtrinken Dosenbier, und als wir sie sehen, ist es zu spät, um wieder kehrtzumachen, weil sie uns schon entdeckt haben. Ich will trotzdem weggehen, aber Priti sieht das anders. Sie ruft: »He, Tyreese – was macht dein kleiner Bruder?« Sie hat die Hände in die Hüften gestemmt und einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht.
Tyreese schaut die anderen an. Er sitzt auf seinem Motorrad und ist deshalb ungefähr doppelt so groß wie Priti. Er grinst breit. »Wieso, willst du ihn näher kennenlernen?«
»Nein, danke, ich stehe nicht auf weißes Gesindel«, sagt sie und macht noch ein paar Schritte auf ihn zu. »Ich bin anders als meine Schwester!«
Sie grinst, und Tyreese blickt sie wütend an. Mir wird klar, dass seine Gang wahrscheinlich nichts über ihn und Zara wusste.
»Ach ja, ich erinnere mich an deine Schwester – wie hieß sie noch gleich? Nettes Stück brauner Kandis!« Er hebt die Hand zu einem High-Five, und die Gang brüllt vor Lachen.
»Aber hör mal«, fährt Tyreese fort, »ich habe ihren süßen kleinen Hintern schon ein paar Tage nicht mehr gesehen. Haben deine Alten sie nach Pakistan verfrachtet, oder was? Verheiraten sie sie an so einen fetten, öligen, mittelalten Paki?«
Die Gang lacht wieder.
Priti fängt an, von einem Bein aufs andere zu hüpfen, bremst sich aber sofort wieder. »Na, nach allem, was Zara mir erzählt hat, haben selbst ›Paki‹-Opas einen größeren Pimmel als du«, sagt sie mutig.
Ich höre, wie Jed leise durch die Zähne pfeift.
»So?«, erwidert Tyreese. »Deshalb bekam sie wohl nicht genug von mir?« Er lässt sein Motorrad aufheulen und stößt die Hüften vor, und die anderen Biker lachen auf.
»Das war vielleicht, bevor du ihren Cousin niedergestochen hast«, sagt Priti. Sie hat die Augen zusammengekniffen und funkelt Tyreese an.
»Ich weiß nichts von einer Messerstecherei, ich nicht.« Tyreese grinst seine Gang an, und alle lachen. »Aber andererseits seht ihr ja auch alle gleich aus.« Wieder lachen alle auf.
»Ihr weißes Gesindel seht für uns auch alle gleich aus«, erwidert Priti und beginnt wieder nervös zu hopsen. »Deshalb nehme ich an, Zara fliegt jetzt einfach auf den nächsten Angeber. Aber keine Angst, ich richte ihr deine Liebesgrüße aus.«
Die Biker lachen, aber Tyreese guckt jetzt wirklich wütend.
»Kommt«, zischt Priti. Das braucht sie Jed und mir nicht zweimal zu sagen. Priti dreht sich um und setzt sich in Bewegung, und wir folgen ihr.
»Als ob ich je auf eine von euch abfahren würde!«, ruft Tyreese. Doch Priti geht einfach weiter, so schnell, dass Jed und ich uns beeilen müssen, um mit ihr Schritt zu halten.
»Geht weiter«, zischt Priti.
»Du warst echt klasse«, flüstert Jed.
»Danke«, antwortet Priti.
»Was, wenn sie uns folgen?«, frage ich.
»Keine Ahnung«, sagt sie. »Guckt einfach nicht nach hinten.« Als ich sie von der Seite anblicke, sehe ich, wie sie zittert, obwohl sie den Kopf hoch und die Schultern gestrafft hält. »Zara sagt immer, erst Klappe aufreißen und dann stiften gehen, das geht gar nicht.«
So gehen wir alle langsam weiter. Ich bezwinge mich und drehe nicht den Kopf, aber Jed wirft einmal einen schnellen Blick nach hinten. Tyreese ruft uns hinterher: »Sag deiner Schwester, ich warte auf sie!«
Wir gehen über die Fußballplätze zurück und nicht durch den Wald. Ich glaube, wir vermuten alle, dass Tyreese uns auf freiem Feld nicht so leicht niederstechen wird. Bis zu den Schaukeln ist es ein langer Weg, und als wir endlich dort ankommen, wendet Jed sich Priti zu. »Für ein kleines Mädchen war das ganz schön cool. Bist du lebensmüde, oder was?«
Priti wirft leicht den Kopf zurück. »Lebe schnell, stirb jung, das ist mein Motto«, erwidert sie.
»Was sollte das Ganze eigentlich?«
»Der geht mir auf den Keks, das ist alles«, sagt Priti, klettert über den Gartenzaun und steigt zum Baumhaus
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