Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
trotzdem fürchterlich aufgeregt.«
»Armer Junge«, sagt Oma, und ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie Jed meint oder Opa.
»Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.« Opa blickt auf. Sein Gesicht ist ganz eingefallen, und er hat Tränen in den Augen.
Oma geht zu ihm und nimmt ihn in den Arm, was komisch aussieht, weil sie so viel kleiner ist als er. »Du kannst nichts dafür, Barry«, sagt sie sanft.
»Diese Frau ist schuld«, erwidert Opa. Jetzt klingt er nicht mehr traurig, sondern wütend. »Wenn er ihr so viel bedeutet, wie sie behauptet, warum gibt sie dann nicht Ruhe und lässt ihn zufrieden?«
»Ich glaube nicht, dass sie das kann«, entgegnet Oma. »Sie ist seine Mutter.«
»Willst du sagen, das ist alles Ians Schuld?« Opa schüttelt Omas Arm ab und sieht sie an, als wäre er sauer auf sie.
»Nein, natürlich nicht«, sagt Oma.
»Genau das versuchte diese Psychiaterin nämlich aus Jed herauszuholen«, fährt Opa fort. »Ich schwöre es dir, sie deutete an, dass sein Vater ihn aufgehetzt hätte. Dass Jed einer Gehirnwäsche unterzogen wird.«
»Ich bin mir sicher, dass sie das nicht denken«, sagt Oma in besänftigendem Tonfall.
»Und ich sage dir, dass sie es tun!« Er seufzt. »Ich habe keine Ahnung, wohin das noch führen soll, Rita.«
»Ich möchte genauso sehr wie du, dass es bald zu Ende ist«, sagt Oma. Sie hält ein Geschirrtuch in der Hand. Ihr Gesicht kann ich nicht sehen, nur ihre Hände, die das Handtuch hin und her winden. »Aber bis dahin müssen wir ihn mit unserer Liebe unterstützen. Die brauchen sie beide.«
»Ich hoffe, du hast recht«, sagt Opa und greift nach Omas Hand, der Hand, die nicht das Geschirrtuch hält, und nimmt sie in seine große haarige Pranke.
Die beiden stehen fast eine Minute lang so da, ohne ein Wort zu sprechen, und halten an der Küchenspüle Händchen.
Dann fragt Opa: »Hat Hannah angerufen?«
Ich höre Oma nicht antworten, also nehme ich an, sie schüttelt den Kopf.
»Und so was schimpft sich Mutter«, sagt Opa. »Bei den beiden ist wirklich nicht besonders viel Mütterlichkeit zu beobachten.«
5. August
Mik ist ein richtig schlechter Babysitter, und genau deshalb finden wir drei ihn als Aufpasser echt super. Er soll auf uns achten, aber er sitzt nur vor seiner PlayStation und sagt, wenn wir ihn stören, bringt er uns um. Also können wir im Grunde machen, was wir wollen.
Das Problem ist nur, dass wir nicht besonders viel zu tun haben. Nachdem wir die Keksdose geplündert haben und mit den Schuhen auf den Sofas herumgesprungen sind und schlechte Fernsehserien geguckt haben (die wirklich ziemlich blöd sind), langweilen wir uns, und Mik sagt, wir sollen »verduften und im Park spielen«.
Ich frage: »Setzt du dich dann ins Baumhaus, damit du uns im Auge behalten kannst?«
»Warum zum Teufel sollte ich das tun?«, erwidert Mik. »Der Park ist auf der anderen Seite des Zauns, nicht im Rotlichtviertel!«
Ich werde knallrot.
»Lasst euch nur nicht kidnappen, okay?«, sagt Mik. Mir fällt ein, was Onkel Ians tätowierter Kollege aus dem Bombenkommando über entführte weiße Kinder und den Beginn des Bürgerkriegs gesagt hat. »Denn ich zahle bestimmt kein Lösegeld für euch!«
Wahrscheinlich liegt es an meiner Mum, aber ich bin überhaupt nicht gut darin, etwas zu tun, was ich nicht tun soll. Die ganze Zeit, die wir im Park sind, rechne ich ständig damit, dass Omaoder Pritis Vater kommt und uns zusammenstaucht, oder dass ein Nachbar uns ertappt und verpetzt.
»Ihr wisst ja, wenn wir erwischt werden, wird Mik behaupten, er hätte gesagt, wir sollen im Garten bleiben«, sagt Priti.
»Und selbst wenn er es nicht tut, werden die Erwachsenen sagen, wir hätten von selbst wissen müssen, dass wir nicht allein in den Park dürfen«, sage ich.
»Ja, aber wann ist Oma das letzte Mal hergekommen und wollte auf die Schaukel?«, erwidert Jed. »Oder Pritis Dad? Also keine Angst!«
Ich stelle mir Oma und Mr. Muhammed als kleine Kinder verkleidet vor, die hoch in die Luft schaukeln.
Priti tut so, als störte sie das alles nicht, aber ich vermute, sie hat tatsächlich ein bisschen Angst, ertappt zu werden, weil sie vorschlägt, dass wir im Wald spielen. Dort ist es unwahrscheinlicher, dass wir gesehen werden. Also gehen wir alle zu den Bäumen. Jed findet, wir sollten nach Kondomen Ausschau halten, um zu sehen, ob Zara und Tyreese »es machen«, aber Priti sagt, das wäre eklig. Also spielen wir Bombenjäger – dabei geht es darum, dass Jed-Eye
Weitere Kostenlose Bücher