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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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für dich«, sagt der Tattoo-Mann. »Was würdest du tun?«
    »Weiß nicht«, sage ich.
    »Angenommen, dein langhaariger Waschlappen von Cousin wäre ein Selbstmordattentäter und hätte Sprengstoff vor die Brust gebunden«, sagt der andere Mann. »Was würdest du dann tun, hm?«
    Ich sehe Jed an. Einen Augenblick lang versuche ich mir vorzustellen, er wäre ein Terrorist. Einer von den Terroristen, die meinen Dad ermordet haben. Ich stelle mir vor, wie ich den Abzug drücke und eine Kugel losschicke – den bösen Terroristen reißt es um, und überallhin spritzt Blut. Aber ich sehe nur Jed da stehen, staubbedeckt, mit Stroh im Haar.
    »Also, würdest du schießen, Nine-Eleven?«, fragt der Tattoo-Mann.
    Ich stehe nur da, ohne zu wissen, was ich sagen soll, und mir ist so heiß, dass ich glaube, ich muss platzen. Oder mich nassmachen. Das Schweigen dehnt sich, weit und weiß wie der Himmel. Die Männer sehen mich höhnisch an. Jed starrt auf seine Schuhe.
    Schließlich bricht Onkel Ian das Schweigen. »Du bist wirklich ein Ausbund an Rückgratlosigkeit. Genau wie dein Dad, was, Junge?« Dann gibt er mir eine Kopfnuss, wie er es gerade bei Jed gemacht hat. Es tut mehr weh, als man denkt. »Wahrscheinlichist er deswegen gesprungen«, sagt er. »Konnte sich nie der Wirklichkeit stellen.« Er lacht auf und sagt mir und Jed, wir sollen ins Auto steigen.
    In meinem Kopf drücke ich den Abzug, und alle drei brechen zuckend und schreiend zusammen.
    Auf dem Weg nach Hause wird kaum gesprochen. Wie es aussieht, hat Onkel Ian zu viel getrunken, denn er fährt zu rasant und schimpft ständig auf andere Fahrer.
    Nachdem wir eine Weile gefahren sind, fragt Jed, ob wir eine Pinkelpause machen können, und Onkel Ian antwortet nein, er muss bis zu Hause warten.
    Dann fügt er hinzu: »Tut mir leid, dass ich dich angebrüllt habe«, aber es klingt nicht so, als täte es ihm sehr leid.
    »Schon gut«, sagt Jed. »Ich weiß ja, dass du dir nur Sorgen um mich gemacht hast.«
    »Deine Mum hat es wieder versucht«, sagt Onkel Ian. »Das macht mich rasend.«
    »Was hat sie jetzt gemacht?«, fragt Jed.
    »Sie zwingt dich, am Donnerstag zu irgendeinem neuen Seelendoktor zu gehen.«
    »Wieso?«
    »Sie glaubt, dass ich dir eine Gehirnwäsche verpasse oder so was.«
    Ich muss an das denken, was Priti gesagt hat.
    »Was, wenn ich nicht gehen will?«, fragt Jed – zu schnell, finde ich. Vielleicht erinnert er sich auch an Pritis Worte.
    »Versuch das mal deiner Mum klarzumachen!«, ruft Onkel Ian, was eine ziemlich komische Aufforderung ist, denn Jed redetja nicht mit seiner Mutter. Aber Jed gibt keine Antwort und sagt danach nichts mehr, und er fragt auch kein zweites Mal, ob er aufs Klo gehen darf. Das finde ich ziemlich blöd, weil ich auch dringend muss, aber zu große Angst habe, Onkel Ian zu fragen.
    Als wir endlich in die Sackgasse einbiegen (die Rückfahrt ist mir viel länger vorgekommen als der Hinweg), dreht sich Jed zu seinem Dad um und fragt: »Diese Männer in der Wirtschaft – das war das Antiterrorteam, oder?«
    »So was Ähnliches«, antwortet Onkel Ian.
    »Und hast du ihnen von Shakeel erzählt?«
    »Keine Sorge, mein Sohn. Der bekommt, was er verdient«, sagt Onkel Ian, dann hält er vor dem Haus und wendet sich uns beiden zu. »Kein Wort zu eurer Oma, was heute passiert ist, Jungs. Das bleibt unser Geheimnis, ja?«
    Darum müssen wir erzählen, wir wären im Zoo gewesen. Jed findet das lustig, aber mir gefällt es gar nicht, denn ich bin kein guter Lügner, und ich finde es nicht richtig, Oma anzulügen.
    Und erst später, nachdem er schon weg ist, fällt mir auf, dass Onkel Ian nicht einmal nach seinen Terminen gefragt hat, oder wie es ihm geht.
    Was ich gern über Onkel Ian wüsste
Warum möchte er nicht, dass Oma von dem Treffen in der Wirtschaft erfährt?
Gehört er wirklich zum Bombenkommando oder zur Terrorabwehreinheit, oder ist das nur ein Haufen Blödsinn, den Jed sich ausgedacht hat, damit er entschuldigen kann, dass sein Dad ihn so oft enttäuscht?
Warum macht Onkel Ian sich überhaupt die Mühe, uns mitzunehmen, wenn er uns dann doch den ganzen Nachmittag alleine lässt?
Warum ruft er nie vorher an, damit Oma weiß, wann er kommt?
Warum hat er die Armee verlassen? Oder ermittelt er jetzt wirklich Undercover?
Hat er seinen Kollegen aus dem Bombenkommando von Shakeel erzählt? (Vorausgesetzt, er hat uns überhaupt geglaubt.)
Warum sagt er nie etwas Nettes über meinen Dad?
Warum hasst er Jeds Mutter so sehr?
Warum

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