Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
hat man immer das Gefühl, er würde lügen? (Wie Priti sagt, man sieht alles an den Augenbrauen.)
Warum findet Jed ihn so toll?
4. August
Klein-Stevie und ihre Familie sind aus dem Urlaub zurück. Wenn ich ehrlich sein soll, ich habe gar nicht gemerkt, dass sie weg waren. Wir haben nicht viel mit Stevie zu tun, weil Priti nicht mit ihr spielen will. Aber jetzt ist sie wieder auf ihrem Fahrrad draußen – dem rosa Ding mit den Troddeln an den Lenkergriffen – und fährt in Shorts und einem kleinen Sonnenhut in der Einfahrt Kreise. Sie ist fast so braun wie Priti. Ich habe einmal eine Sendung über kleine Mädchen in Amerika gesehen, die sich als Schönheitsköniginnen verkleiden, mit Perücken und viel Schminke, und Stevie erinnert mich an eine von ihnen.
Priti und ich sitzen auf der Gartenmauer vor dem Haus der Muhammeds. Jed ist nicht da, er musste zur Gerichtspsychologin (oder Irrenärztin, wie er das nennt – Oma hat ihn dafür gerügt). Ich habe Priti alles über den Ausflug zu der Wirtschaft und die Undercover-Terrorabwehragenten erzählt.
»Und wenn Jeds Dad einfach nur ein Bier trinken wollte?«, fragt Priti. »Ich muss nämlich sagen, ich könnte es ihm nicht verübeln, wenn er keine Lust hätte, mehr Zeit mit euch beiden zu verbringen als unbedingt nötig.«
»Er hat behauptet, er hätte etwas Wichtiges zu erledigen.«
»Klar, du glaubst aber auch wirklich alles«, sagt Priti. »Ich wünschte, Barbie würde aufhören, uns so anzuglotzen!« Ich sehe zu Stevie hinüber, die aufgehört hat, im Kreis zu fahren, und uns die ganze Zeit sehnsüchtig anblickt, als wollte sie dazugehören.
»Wir könnten gucken, ob sie spielen möchte«, sage ich.
»Nur Kleinkinder spielen«, sagt Priti. »Wir hängen ab.«
»Wir könnten gucken, ob sie mit uns abhängen möchte.«
»Ich hänge mit keiner ab, die noch Disney-Prinzessinnen auf der Unterwäsche hat«, erwidert Priti.
»Aber du hast ein Plötzlich-Prinzessin- Poster an der Wand hängen«, entgegne ich.
Priti sieht mich an und zieht die Augenbrauen hoch. »Wenn dir der gewaltige kulturelle Unterschied zwischen dem Mist, den die antifeministische Disney-Merchandising-Maschine ausstößt, und einem Filmklassiker mit Anne Hathaway nicht klar ist, dann wirst du es in der Welt der Animation nicht weit bringen.«
»Sie sieht eben ein wenig einsam aus.«
»Dann muss sie sich Freunde in ihrer Größenordnung suchen«, beendet Priti das Thema. »Jetzt erzähl weiter, was am RV passiert ist.«
» RV ?«
»Du guckst wirklich nicht viel Fernsehen, was? Das bedeutet in der Undercover-Sprache Rendezvous. Treffpunkt.«
Ich erzähle ihr den ganzen Rest. Das heißt, fast den ganzen Rest. Ich lasse aus, wie deprimiert Jed aussah, als Onkel Ian ihm sagte, er solle verschwinden.
Priti ist noch immer nicht überzeugt. »Wieso sollte das Bombenkommando Jeds Dad anwerben? Das will mir einfach nicht in den Kopf«, sagt sie.
»Vielleicht, weil sein Bruder am 11. September umgekommen ist?«, sage ich.
»Aber gerade deshalb ist es unwahrscheinlich!«, ruft Priti. »Ich habe genügend amerikanische Polizeiserien geguckt, um zu wissen, dass ein Teammitglied, das persönlich betroffen ist, die gesamte Operation gefährden kann.«
»Vielleicht ist es im wirklichen Leben anders«, wende ich ein.
»Unterschätze bloß nicht die Weisheit des Fernsehens«, sagt Priti. »Durch das Anschauen von Teenieserien habe ich mehr gelernt als bisher in der gesamten Unterstufe. Im Ernst.«
Stevie ist wieder auf ihrem Rad und fährt einen Kreis nach dem anderen. Die Durchmesser werden immer größer, sodass sie uns mit jeder Umdrehung näher kommt.
»Guckt mal!«, ruft sie, als sie mit fliegenden Zöpfchen vorbeizischt. Die Troddeln zischen. Ich winke nur. Priti sieht nicht einmal auf.
»Was meinst du, hat dein Onkel Ian seinen Bombenkommandokollegen von Shakeel erzählt?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Ich merke, wie meine Wangen sich röten.
»Weil wir tief in der Tinte sitzen, wenn sich herausstellen sollte, dass wir uns alles nur eingebildet haben.«
»Nicht so tief wie Shakeel, wenn es stimmt«, erwidere ich. »Dann stecken sie ihn ins Gefängnis.«
»Oder schlimmer«, sagt Priti.
»Wie meinst du das?«
»Hast du noch nie von Lynchjustiz gehört?«
Ich zucke mit den Schultern.
»Das ist wie in den Cowboyfilmen, wenn die Leute das Gesetz in die eigenen Hände nehmen und die Übeltäter auf knüpfen oder sie erschießen und die Köpfe auf Pflöcke stecken.«
Ich mache
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