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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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haben. Ist bestimmt nicht sonderlich angenehm, wenn einer Ihrer Gäste so einfach umfällt, aber Sie haben wirklich vorbildlich reagiert.«
    »Wie bitte?«, fragte die Frau verständnislos.
    Herrgott, ich hätte es kommen sehen müssen, aber wie üblich tat ich es nicht.
    »Nun, mein Mann ist doch gestern Morgen auf seinem Zimmer zusammengebrochen«, sagte ich. »Vermutlich hatten Sie zu der Zeit gerade keinen Dienst, aber wer immer hier unten war, hat ihm praktisch das Leben gerettet.«
    Die Frau sah ihren Kollegen an und sagte: »Das war doch deine Schicht gestern Morgen, oder nicht?«
    Der Mann nickte. »Ja, aber wir haben gestern keinen Notarztwagen rufen müssen – für niemanden.« Und dann grinste er mich vielsagend an, dieser niederträchtige Scheißkerl.
    Ich konnte das Hotel gar nicht schnell genug wieder verlassen. Glücklicherweise hatte ich das Minicab angewiesen, draußen zu warten, und musste nicht auf der Suche nach einem Taxi in den Straßen herumirren. Der ganze Spaß hat mich fünfundvierzig Pfund gekostet. Fünfundvierzig Pfund, die wir eigentlich nicht übrig haben. Fünfundvierzig Pfund, um herauszufinden, dass mein Mann ein dreckiges, verlogenes Stück Scheiße ist.Sorry für die Ausdrucksweise, aber das ist wirklich die einzige Bezeichnung, die mir für ihn noch einfällt.
    Ich brauche ihn wohl kaum zu fragen, wo er sich letzte Nacht herumgetrieben hat. Es ist ja schließlich nicht das erste Mal, nicht? Normalerweise beschränkt er sich »damit« auf seine Geschäftsreisen, aber nicht immer. Als ich mir den Herpes eingefangen hatte, da war er zuvor bei einer in Leeds gewesen. Jedes Mal, wenn meine Lippe anfängt zu kribbeln, werde ich daran erinnert. Aber das war nicht der einzige Vorfall dieser Art. Vor ein paar Jahren kam der Drecksack von einer Messe in Frankfurt mit einem Tripper zurück. Er hat versucht, die Sache vor mir zu verheimlichen, aber ich hab die Antibiotika in seiner Tasche gefunden. Da hat er mir weismachen wollen, die seien ihm wegen einer Mittelohrentzündung verschrieben worden. Was seltsam war, weil Phil der Typ Mann ist, der sich schon beim leisesten Anzeichen von einem Schnupfen ins Bett legt und sich wie ein Schwerkranker umsorgen lässt. Nie und nimmer hätte er eine Mittelohrentzündung vor mir verheimlicht, hätte sie vielmehr zum Anlass genommen, mich tagelang durchs Haus zu scheuchen. Natürlich kam die Wahrheit schließlich doch ans Licht, und er bat mich um Verzeihung. Und er hat geschworen, dass er sich ändern würde – wie schon so oft zuvor. Wir sind damals sogar zu einem Eheberater gegangen, und Phil zu einem Therapeuten, zu dem er mich sogar einige Male mitgenommen hat. Nach einer Weile dann hab ich wirklich geglaubt, er hätte sich geändert, hab wirklich gedacht, ihm wieder vertrauen zu können. Doch wie es scheint, hab ich mein Sexleben für nichts und wieder nichts mit einem völlig Fremden erörtert.
    Nichts hat sich geändert. Nicht das Geringste. Aus ’nem Leoparden wird schließlich auch niemals ein Pflanzenfresser, oder? Nur dass Phil kein Leopard ist, nein, so ein eleganter und geschickter Jäger ist er nicht. Er ist ein Schwein, Punkt.
    »Hi, Mum.«
    Die Stimme reißt mich aus meinen trübsinnigen Gedanken. Ich drehe mich um und sehe meine Tochter hinter mir stehen.
    »Lizzy, was machst du denn hier?«
    »Ich konnte nicht mehr bis morgen warten. Hab meinen Chef mit Hundeaugen angesehen, und so konnte ich gegen Mittag dann gehen. Hab mich gleich in den nächsten Zug gesetzt«, sagt sie. »Ich hätte ja angerufen, aber du hast ja ein ziemlich gestörtes Verhältnis zu deinem Handy. Egal, ich dachte, dann überrasche ich euch eben beide.« Sie wirft einen Blick auf ihren Vater. »Wie geht’s ihm denn?«
    Die Antwort darauf fällt mir nicht leicht. »Oh … Er ist … Er wird wieder in Ordnung kommen, die haben hier alles im Griff.«
    »Ja? Was haben die Ärzte denn gesagt?«
    »Dass er viel Ruhe braucht. Er nimmt Medikamente zur Blutverdünnung, aber Ruhe ist in seinem Fall einfach das Beste.«
    »Er hat so ein verdammtes Glück gehabt«, sagt sie. »Die Frau eines Kollegen hatte im letzten Jahr auch ein Blutgerinnsel in der Arterie. Sie wusste nichts davon, bis der Klumpen das Herz erreichte, und da war es schon zu spät. Sie war erst neununddreißig. Es war einfach schrecklich – und so plötzlich. Sie hinterließ zwei Kinder.«
    »Ja … er hatte wirklich Glück, dein Vater«, sage ich.
    Plötzlich breitet Lizzy die Arme aus und

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