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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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kein anderes Auto zu sehen. Und auch keine Fußgänger oder Leute am Fenster. Alles scheint wie ausgestorben hier. Als Cop hab ich mit einigen Fällen von Fahrerflucht zu tun gehabt. Was hab ich die gottverdammten Arschlöcher verflucht, die nicht den Mumm hatten, sich dem zu stellen, was sie getan hatten. Und doch hindert mich das alles nicht daran, jetzt den ersten Gang einzulegen und wegzufahren.
    Gib Gas, du Idiot, gib Gas!
    Jaz : Boaaaaaaaaaaaaaaah! Das war knapp. Der Typ fährt ja wie ’ne gesenkte Sau. Hat mich fast von meinem Tretroller geholt, der Idiot. Nachdem ich das Gleichgewicht wieder erlangt habe, fahre ich den Hügel rauf. Oben angekommen geht’s dann rechts auf den Parkplatz. Am Tor steht »Keine Durchfahrt«, aber das gilt nur für Autos, oder? Immerhin bin ich in einer lebensrettenden Mission unterwegs – ich bestreite das Curry-Rennen. Mein Onkel ist im Krankenhaus, müssen Sie wissen, und meine Mutter ist der festen Überzeugung, dass er da vor die Hunde gehen wird, wenn er nicht bald was Anständiges zu essen kriegt. Und anständiges Essen heißt indisches Essen, so viel ist klar. Deshalb kutschiere ich jetzt eine Box mit Tupperware durch Nordlondon. Meine Mutter hat gekocht, nicht etwa mein Vater. »Glaubst du,ich lasse es zu, dass mein Bruder den gleichen Fraß essen muss, den du den Engländern vorsetzt?«, hat sie zu Dad gesagt. Und dann hat sie sich an die Arbeit gemacht. »Unglaublich, oder?«, hat sie gesagt. »Die Hälfte der Ärzte in diesem Land kommt aus Indien, und trotzdem kriegen die kein anständiges Krankenhausessen hin.« Ja, manchmal kann meine Mutter richtig witzig sein. Hab meine humoristische Ader wohl von ihr geerbt. Ich stelle meinen Roller auf einem der Ärzte-Parkplätze ab. Falls der Besitzer erscheinen sollte, kann er sich immer noch reinquetschen. Falls er keinen Mercedes oder ein anderes riesiges Auto fährt, heißt das. Da fällt mir ein, dass die meisten Ärzte genau solche Wagen fahren, also hätte der Besitzer des Parkplatzes vermutlich ein Problem. Und wenn schon, was will er machen? Man kann ’nem Roller ja schlecht ’ne Wegfahrsperre verpassen, oder?
    Ich bin froh, hier zu sein. Nicht, dass ich Krankenhäuser oder meinen Onkel besonders mag. Er ist okay, aber er nervt auch ein bisschen. Er ist wegen seines Fußes hier und leider nicht wegen irgendeiner Sache mit dem Hals, die ihn vom Reden abhalten würde. Aber ’ne Viertelstunde oder so kann ich ihn ertragen, bevor ich mir ’nen Kaffee holen muss. Trotzdem bin ich froh, hier zu sein. Auf diese Weise bin ich um die Mittags-Schicht im Restaurant herumgekommen und kann ein bisschen an meinem Programm arbeiten.
    Ja, ich hab eine Entscheidung getroffen. Ich werde es machen! Schon am kommenden Samstag bei der Open Mic Night im Bull & Gate. »Meine Damen und Herren, begrüßen Sie mit mir den brillanten Nachwuchs-Stand-up-Comedian Jaz Venkatesan!«
    Vielleicht sollte ich auf den Nachnamen verzichten. Möglich, dass der Ansager sich bei »Venkatesan« die Zunge bricht. Okay, dann einfach Jaz. Kurz, knackig – und man kann sich leicht daran erinnern. Und erinnern wird man sich an mich, wenn ich das Publikum erst mal aus den Socken gehauen hab. Ich hab fast fünfzehn Minuten Zeit und jede Menge gutes Material auf derPfanne. Muss nur noch ein bisschen dran herumfeilen. Hab das Programm letzte Woche nach der Arbeit Sari präsentiert, und sie hat sechs Mal gelacht. Ich hab’s genau gezählt. Und das waren keine halbherzigen Lacher aus Höflichkeit oder so. Glücklicherweise ist das Restaurant am Sonntag geschlossen, so dass Sari in die Vorstellung kommen und mich unterstützen kann. So sitzt wenigstens einer im Publikum, der lacht, oder? Ehrlich, ich bin total von der Rolle wegen des Auftritts. Aber das wird schon, das weiß ich ganz genau.
    »Entschuldigen Sie, Sie könnten mir wohl nicht zufällig sagen, wo ich das Ambassador Hotel finde, oder?« Ich bleibe stehen und drehe mich um. Vor mir steht eine ältere Frau in einem weiten Tweedmantel. Wir befinden uns am Hintereingang des Krankenhauses, und sie wirkt hoffnungslos verloren. Dem Akzent nach zu urteilen stammt sie wohl aus dem Norden. Ich habe Cousins in Leeds, die hören sich genauso an.
    Das Ambassador? Hm, der Name klingt ein bisschen zu hochtrabend für so einen schäbigen Stadtteil wie Archway. »Das weiß ich leider nicht«, sage ich ihr. »Haben Sie zufällig die Adresse?«
    Sie zeigt mir einen Zettel: Holland Road, W14. »Das Hotel ist beim

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