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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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denn?«
    »Tja, das ist ja das Problem … ich weiß es nicht.«
    Sie schaut mich an, als wäre ich total übergeschnappt, was ich vielleicht auch bin.
    »Sie liegt in einem Bett im hinteren Teil des Saals«, erkläre ich. »An der rechten Wand, wenn man reinkommt. Ihr Ehemann ist heute Morgen bei einem Autounfall ums Leben gekommen – Fahrerflucht. Es geschah direkt draußen vor dem Krankenhaus. Die Schwestern auf der Station wissen alle darüber Bescheid; ich bin sicher, sie kennen die Frau.«
    »Aber ich habe gerade Pause«, sagt sie wieder und macht Anstalten weiterzugehen.
    In meiner Verzweiflung hole ich meine Geldbörse hervor; ich hab nur noch einen Fünfer im Portemonnaie. Keine Ahnung, wie ich es so bis zum Bahnhof schaffen soll, aber ich halte ihr den Schein entgegen. »Bitte«, flehe ich sie an. »Ich bin wirklich sehr verzweifelt.«
    Die Schwester schaut auf die Banknote, dann auf den Blumenstrauß, den sie mir schließlich aus der Hand nimmt. »Rosetti-Saal sagen Sie?«
    »Ja, danke schön … haben Sie vielen tausend Dank! Bitte nehmen Sie auch das Geld, ja?«
    »Lassen Sie mal«, sagt sie, und dann ist sie auch schon auf und davon.
    Dem Himmel sei Dank für diese Schwester, denke ich. Sie war zwar nicht besonders liebenswürdig, aber sie hat es gemacht. Es hätte mich schier um den Verstand gebracht, wenn ich die Blumen am Ende nicht hätte abliefern können. Keine Ahnung, warum ein trauriger Strauß Nelken plötzlich so ungeheuer wichtig für mich war, aber so ist es nun mal.
    Ich verlasse das Krankenhaus und sehe dort die Frau wieder, die den ganzen Abend am Bett ihrer Freundin, der … Witwe, gesessen hat. Ja, mein Gott, genau das ist sie nun, eine Witwe. Die Frau ist auf dem Weg ins Café, während sie im Laufen ihre Brieftasche hervorholt. Sie wirkt abgehärmt, und ihr Gesicht ist so grau wie ein altes Geschirrtuch. Ich wende den Blick ab. Ich muss hier raus.
    Siobhan : »Einen Kaffee, bitte«, sage ich.
    Ich nehme die Tasse, bezahle und gehe zu einem leeren Tisch. Alles geschieht wie in Zeitlupe. Was für ein beschissener Tag. Wie um alles in der Welt soll Ali diesen Verlust jemals verkraften, nachdem sie wieder erwacht ist? Vielleicht wäre es das Beste, in dieser schrecklichen Phase vorerst überhaupt nicht aufzuwachen. Aber wie lange wird man sie ruhigstellen können? Ich hole mein Handy aus der Tasche und starre es an. Es gibt eine Menge Leute, die ich benachrichtigen müsste. Aber ich kann es nicht. Noch nicht. Vielleicht rufe ich erst mal Kate an. Ich war bei ihr, als das Krankenhaus mich anrief. Sie war ein wenig verschnupft, als ich wieder ins Whittington zurückfuhr. Hab auf dem Weg dann Dom angerufen, um ihn anzuweisen, sich um Kieran und Josh zu kümmern und die anderen aus der Schule abzuholen. Er war alles andere als erfreut, aber manchmal … Ja, manchmal kann er ein richtiges Arschloch sein. Ja, ich rufe besser erst mal Kate an und berichte ihr, was geschehen ist. Vielleicht sind die Ereignisse ja dazu angetan, die Schwere und Tragweite ihrer Probleme ins rechte Licht zu rücken. Ich wähle ihre Nummer.
    »Hallo?«, sagt eine Stimme am anderen Ende, und es ist nicht Kates Stimme. Scheiße, das ist Marco.
    »Marco?«
    »Wer ist denn da?«
    »Hier ist Siobhan. Ich wollte eigentlich Kate anrufen. Hab wohl aus Versehen deine Nummer gewählt?«
    »Ja … Nein … Das ist schon Kates Handy. Ich hab’s aus Versehen eingesteckt. Wir haben dasselbe Modell, Kate und ich.«
    Was ist das für ein Krach im Hintergrund? Klingt ganz nach Pub-Geräuschen. Hab Marco nie für einen Kneipengänger gehalten. Aber nach allem, was Kate mir erzählt hat – abgesehen von den letzten Vorfällen –, scheint es eine Menge Dinge zu geben, die wir alle nicht über Marco wissen.
    »Möchtest du Kate sprechen?«, fragt er.
    »Ja, ist sie bei dir?« Das wäre wirklich eine Überraschung. Kate und Marco zusammen in einem Pub. Eine wahrlich positive Überraschung.
    »Nein … ist sie nicht … aber du könntest sie anrufen … auf meinem Handy.«
    »Ja, das werde ich tun.«
    »Gut … Ist alles okay?«
    Nanu, Marco macht Smalltalk? Oder zumindest so was in der Art. Wie dem auch sei, scheiß auf den Smalltalk. »Nein, Marco, nichts ist okay«, sage ich. »Überhaupt nichts ist auch nur ansatzweise okay. Du und Kate, ihr müsst dringend miteinander reden, weißt du.«
    Schweigen. Nur sein Atmen dringt an mein Ohr. Und die Soundkulisse des Pubs.
    »Ich hab sie heute getroffen«, fahre ich fort. »Es

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