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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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nur einbilde. Seine Haut ist kochendheiß, und er ist ganz schlapp. Zu erschöpft sogar, um zu weinen. Erliegt reglos in meinem Arm, und man könnte meinen, er wäre schon tot, wenn er nicht so heiß wäre.
    »Cameron Lister«, ruft die Schwester durch die Notaufnahme. Sie ist eine zierliche schwarze Person. Sehr dunkelhäutig mit glänzenden großen Augen. Ich sehe sie freundlich an.
    Sie sieht mich. Ich stehe auf und gehe auf sie zu.
    Marcia : »Ist das der kleine Cameron?«, frage ich, als die Frau vor mir steht.
    »Ja«, sagt sie mit Panik in der Stimme.
    Das Haar des Jungen ist schweißnass und klebt an seinem Kopf. Sein Gesicht ist feuerrot. Ich lege der Frau eine Hand auf die Schulter und geleite sie in mein kleines Behandlungszimmer.
    »Was ist denn passiert, Ms Lister?«, frage ich, obwohl der Fall ziemlich klar zu sein scheint.
    »Ich bin nicht seine Mutter«, sagt sie.
    »Tut mir leid, das konnte ich nicht wissen. Sind Sie eine Familienangehörige?«
    »Das Kindermädchen. Er ist seit letztem Wochenende erkältet. Gestern war ich mit ihm beim Arzt, der eine Bronchitis feststellte und mir Tabletten mitgab.« Sie stellt das Pillendöschen auf den Tisch. Tetracycline. Schätze, hier müssen wir größere Geschütze auffahren.
    Christie : Wir werden in ein kleines Behandlungszimmer geführt, und ich lege Cameron auf die Liege, die an der Wand steht. Ich bleibe in seiner Nähe und halte seine Hand. Mit der anderen greife ich in meine Handtasche und hole mein Handy heraus. Ich rufe besser Kate an. Zwar hasst sie es, wenn ich sie auf der Arbeit störe, aber das hier ist schließlich wichtig. Die Krankenschwester sieht mich an. »Tut mir leid, meine Liebe«, sagt sie. »Aber das dürfen Sie im Krankenhaus nicht benutzen.«
    Ich sehe ihr – mit flehendem Blick – in die Augen, die so groß sind wie die eines verdammten Koalabären.
    »Ich hab die Regeln nicht gemacht«, sagt sie. »Es heißt, Handys stören die anderen Geräte hier.«
    Sie hört sich nicht so an, als ob sie selbst daran glaubt. Ich sehe zu, wie sie versucht, Cameron ein Thermometer in den Mund zu stecken. Nach ’ner Weile gibt sie’s auf und schiebt es ihm unter die Achsel.
    »Okay, dann machen Sie schon, aber beeilen Sie sich«, sagt sie.
    Ich wähle Kates Büronummer und warte.
    Pam : »Bancroft Brooks, Kate Listers Büro, wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Pam, hier ist Christie. Ich muss mit Kate sprechen.«
    Sie klingt unfreundlich. Nicht mal Zeit für ein bisschen Geplauder? Sieht ihr gar nicht ähnlich.
    »Sie ist in einem Meeting, Christie«, sage ich. »Ich kann sie unmöglich stören.«
    Diese Besprechung ist echt wichtig. Doug Fenwick ist dabei – unser Finanzdirektor – und Barbara Kipps alias Kippsy, die zweitwichtigste Seniorpartnerin. Sie ist nicht wie die anderen Partner. Mehr wie Queen Mum. Zwar keine hundertzehn Jahre alt oder so, aber echt süß. Ich wette, es geht um die anstehenden Entlassungen. Sie haben uns zwar gesagt, es würden keine erfolgen, aber sie haben uns letztes Jahr auch gesagt, wir würden einen Weihnachtsbonus erhalten. Das letzte Mal, als ich Kate in einem Meeting gestört habe, konnte man sie noch einen Block weiter rumschreien hören. Christie hat in diesem Punkt sicherlich auch schon ihre Erfahrungen gemacht.
    »Ich sage ihr, sie soll Sie so schnell wie möglich anrufen«, sage ich. »Wo sind Sie denn?«
    »Im Whittington-Krankenhaus.«
    »Im Krankenhaus? Sind Sie okay?«
    »Nicht wegen mir. Es geht um Cameron.«
    »Mein Gott. Was ist denn passiert?«
    »Ich weiß es nicht … ehrlich. Ich warte noch auf den Arzt.«
    »Ich werde Kate auf der Stelle benachrichtigen. Dann ruft sie Sie umgehend zurück und –«
    »Nein! Tun Sie das nicht«, unterbricht sie mich. Sie wird schon wissen, warum – sie kennt Kate genauso gut wie ich. »Ich warte erst mal die Diagnose des Arztes ab. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm.«
    Wenn was »nicht so schlimm« ist, fährt man doch nicht ins Krankenhaus, oder? Andererseits hat sie vermutlich Recht.
    »Sind Sie sicher?«, frage ich. »Mir macht es nichts aus.«
    »Nein, ist schon gut«, sagt sie. »Sie wird Ihnen den Kopf abreißen, wenn man sie aus ihrem Meeting holt. Und dann kommt sie nach Hause und reißt mir den Kopf ab.«
    »Ich werde ihr ausrichten, dass Sie angerufen haben.«
    »Nein, beunruhigen Sie sie nicht unnötig. Ich melde mich noch mal, wenn ich weiß, was Sache ist. Und ich werde jetzt auch Marco benachrichtigen.«
    Sie legt auf. Mist. Hab

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