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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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gehe ins Fitnessstudio. Ich schütte ihr Special K in die Schale, schnappe mir meine Sporttasche und knalle die Eingangstür hinter mir zu.
    Ich sitze im Auto, atme tief durch und versuche, mich wieder zu beruhigen. Mein Handy klingelt, als ich gerade den Zündschlüssel drehen will, und wieder werde ich sauer. Das ist bestimmt Pam, die wissen will, warum ich, ohne mich zu verabschieden, das Haus verlassen habe. Okay, die Antwort kann sie haben. Ich hole das Handy aus meiner Tasche und sehe aufs Display. Es ist Rob. Der hat heute die Schicht getauscht und müsste nun schon seit etwa einer Stunde im Dienst sein. Ich frage mich, was er will.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Erinnerst du dich noch an den riesigen schwarzen Kerl von letztem Samstag?«
    »Mhm«, erwidere ich. Und nein, wir haben ihn damals nicht wiedergefunden.
    »Ich hab ihn hier«, sagt Rob.
    »Und? Was gefunden?«
    »Nee, aber erinnerst du dich noch an den Typen, der die College-Kids um ihre Handys erleichtert hat? Ich vermute, er hat was damit zu tun. Auf ihn passt die Täterbeschreibung. Okay, ich muss weiter. Dachte nur, du schläfst besser, wenn du weißt, dass wir wieder einen Drecksack aus dem Verkehr gezogen haben.«
    Er hat aufgelegt. Keine Chance mehr, ihm zu erzählen, dass der von ihm erwähnte Täter hellhäutig ist. Und der Bastard von letztem Samstag ist schwarz. So schwarz wie mein beschissenes Herz.
    Carlton : Der Cop schiebt sein Handy wieder in die Hosentasche.
    »Bin kein Dieb, Mann«, sage ich ihm.
    »Ach ja? Schätze, der Detective auf der Dienststelle ist da anderer Meinung«, sagt er. Er schiebt mich Richtung Wagen. Ich wehre mich nicht. Das hab ich ’n paarmal gemacht, aber dann schlagen sie einen. Und dann haben sie was gegen dich in der Hand. Wegen »Widerstand gegen die Staatsgewalt« können sie einen einbuchten.
    Sein Kollege im Wagen fängt an zu lachen, als er mich sieht. »Rrrastafarrr-iiih«, sagt er. Sein Akzent ist lächerlich, und er ist so was von unlustig. Dabei bin ich nicht mal ’n Rastafari. Meine Kumpels liegen mir ständig in den Ohren, ich soll mir die Dreads abschneiden. Meine Mutter und die anderen auch. Aber das ist immerhin ’n freies Land, oder? Der Dienstwagen setzt sich in Bewegung, und ich hocke mit auf den Rücken gefesselten Händen hinten drin. Mein Handy klingelt – Sean-Paul-Klingelton –, aber ich kann nicht rangehen, weil sie mir ja Handschellen angelegt haben und so.
    »Was ist das denn für ’ne Affenmusik?«, sagt der Cop, der mich festgenommen hat. Er fummelt mit seiner Hand in meiner Jackentasche herum und holt das Handy raus. »Ah, ein Motorola«, sagt er. »Wem haste denn dieses Schmuckstück abgeknöpft, Carlton?«
    »Niemandem. Das Handy gehört mir.«
    Er sieht auf das Display. »Sieh mal an, Mutti«, sagt er.
    »Fragt sich nur, wessen Mutti«, sagt der andere.
    Der Cop nimmt den Anruf an und presst mein Handy an sein Ohr. Jetzt werde ich nervös, weil ich weiß, dass meine Mutter gleich ausflippen wird.
    Marcia : »Carlton?«
    »Nein, er kann gerade nicht ans Telefon gehen«, sagt die Stimme am anderen Ende. »Weil er nämlich gerade … verhindert ist.«
    »Wer ist da?«, frage ich.
    Ich höre Gelächter. Ein anderer Mann. Nicht Carlton.
    »Wer ist denn da? Wo ist Carlton? Was haben Sie mit meinem Sohn gemacht?« Jetzt schreie ich. Aber die Leitung ist schon wieder unterbrochen. »Carlton!«, rufe ich ins tote Telefon.
    Mein Herz. Es schlägt wie verrückt. Ich stecke mein Handy wieder ein und lehne mich gegen die Wand. Da kommt die neugierige Rose zu mir rüber.
    »Alles klar, Marcia?«, fragt sie, als ob sie sich tatsächlich Sorgen um mich machen würde. »War das Carlton?«
    »Alles bestens, Rose, alles okay«, sage ich und schiebe sie von mir weg. Sie ist ’ne richtige Wichtigtuerin. Klatscht und tratscht den lieben langen Tag. »Und jetzt lass uns ein bisschen Ordnung schaffen, ja?«
    Die Arbeit hier ist kaum zu bewältigen, aber irgendwie bin ich auch froh drum. So muss ich nicht so viel an Carlton denken. Er ist letzte Nacht nicht nach Hause gekommen. Das macht er oft. Er ist schon ein großer Junge, und ich sollte mir nicht so viel Sorgen um ihn machen. Aber andererseits bin ich auch seine Mutter. Wie soll man sich da keine Sorgen machen? Wenn man’s nicht tun würde, wäre man ’ne schlechte Mutter, oder? Und wer zum Henker war der Typ am Telefon? Ist mein Sohn am Ende überfallen worden? Liegt er vielleicht gerade in ’ner dunklen Ecke und verblutet? Und jetzt

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