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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Danke, lieber Gott. Ich mein’s ernst, weißt du. Vielen Dank .
    Nie wieder Starbucks. Deswegen sitze ich jetzt hier. Der Cappuccino ist nicht gut. Der Kaffee ist nicht fair gehandelt und schmeckt nach nichts. Aber mir gefällt’s hier trotzdem. Mir gefällt’s, dass ich meinen Atem sehen kann – selbst an warmen Tagen. Ich beobachte die Leute, die auf dem Eis ihre Kreise ziehen. Teenager hauptsächlich. Gruppen junger Mädchen, die sich aneinanderklammern, kichern und sich dem Tempo der langsamsten, wackeligsten Läuferin anpassen. Jungs sind auch hier. Sie schweben in kleinen Rudeln übers Eis, als wären sie auf der Jagd. Es ist, als ob man einen Tierfilm im Fernsehen anschaut. Tatsächlich könnte man die ganze Veranstaltung hier mit wirklich witzigen David-Attenborough-Kommentaren würzen, wenn man das Talent dafür hätte. Was ich nicht habe.
    Ich will auch nicht Eislaufen können. Ist nicht mein Ding. Aber ich sehe den Leuten gern dabei zu. Ich fühle mich sicher hier – in der sechsten oder siebten Reihe auf den Rängen. Weiter unten zu sitzen, das würde mir Unbehagen bereiten. Allzu große Nähe hat mir schon Unbehagen bereitet, als ich noch einer von ihnen war. Wie präsent sie wirken. In der Blüte ihrer Jugend. Körperlich und geistig. Sie sind perfekt, und sie wissen alles . Von da an kann es eigentlich nur noch bergab gehen. Aber das begreifen sie noch nicht. Der Körper steht gerade an der Schwelle zum zweiten Lebensjahrzehnt, und mit dreißig stellt man dann fest, dass man eigentlich gar nichts weiß.
    Ich erkenne das Mädchen wieder. Sie arbeitet bei Ali im Laden. Sie ist fast noch ein Kind. Sollte sie nicht gerade bei der Arbeit sein?
    Michele : »Der Aufpasser dahinten fährt nicht schlecht«, meint Kerry und deutet auf den Typen, der direkt vor uns übers Eis gleitet. »Ich meine, für ’nen Paki«, fügt sie hinzu. Sie ist einfach unmöglich. So was kann man allenfalls denken, aber doch nicht sagen. »Ich glaube, der will was von dir, Baby«, sagt sie. »Der weicht dir ja kaum von der Seite.«
    »Wahrscheinlich, weil ich so ’ne schlechte Läuferin bin«, sage ich. »So ist er schneller an Ort und Stelle, wenn man mich vom Eis tragen und auf die Krankenstation bringen muss.«
    »Blödsinn, du fährst doch gut. Los, mach mal schneller.« Sie packt mich am Arm, und ich torkele hinter ihr her. »Lass uns Rick und diese Kids einholen, bevor sie noch verhaftet werden.«
    Rick, Lee und Jack haben gerade ’ne Gruppe vierzehnjähriger Mädchen auf dem Kieker – leichte Beute, wie sie denken. In dem Alter waren wir auch immer hier – ich, Kerry und Nikki – und haben uns mit den Älteren hier eingelassen. Und ich fand’s toll, wenn ich ehrlich bin. Ein bisschen Aufmerksamkeit von ’nem Achtzehnjährigen? Was Besseres gibt’s in dem Alter gar nicht. Hier ein bisschen Schäkern, da ein bisschen Knutschen. Okay, Kerry hat ein paarmal über die Stränge geschlagen, aber nicht so wie Nikki. Die war immer leichte Beute. Und wir wissen ja, wie das ausgegangen ist. Jetzt sitzt sie zu Hause mit ’nem Baby fest, während ich und Kerry uns im Eisstadion vergnügen wie eh und je. Der Vorschlag kam heute Morgen von Kerry. Sie rief an, als ich noch schlief. »Hey, lass uns wieder mal zur Ally Pally gehen«, sagte sie.
    »Kann nicht, muss arbeiten.«
    »Na und? Dann melde dich doch krank. Hab ich auch gerade gemacht.«
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, Ali zu belügen. Hab noch nie blaugemacht. Okay, ein paarmal schon … Aber ich bin froh, dass ich heute hier bin. Ist wirklich lustig. Als ob wir wieder vierzehn wären oder so. Wir erreichen Rick und die anderen.
    »Vergreift euch an jemandem in eurem Alter, Jungs«, ruft Kerry ihnen zu.
    »An jemandem wie dir vielleicht, du fette Kuh?«, sagt Rick.
    Die Mädchen kichern.
    »Leck mich«, sagt Kerry und fährt davon. Ich stolpere hinter ihr her, weil sie noch immer meinen Arm festhält.
    »Hast du Carlton in letzter Zeit gesehen?«, frage ich.
    Sie schüttelt den Kopf. »Du stehst auf ihn, was?«, fragt sie.  
    »Red keinen Scheiß. Ich kenne ihn doch schon seit ’ner Ewigkeit.«
    »Und deswegen darfst du nicht auf ihn stehen, oder was?«
    »Ich mach mir nur Sorgen wegen ihm.«
    »Du bist ’n Weichei«, meint sie. »Carlton ist ’n großer Junge. Der kann auf sich selbst aufpassen.«
    »Ach ja? Erinnerst du dich noch an den Anfang von Casualty ? Da ist doch immer so ’n Bauarbeiter, der an ’nem Gerüst hochsteigt, stimmt’s?«
    »Worauf

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