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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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angeschwollen war. Kein schöner Anblick. Allerdings war sie sowieso kein hübsches Mädchen. Hast du die Bilder in den Zeitungen gesehen?Die sah aus wie ’ne Bulldogge. Und das ist das Komische daran. Ich meine, wenn sich schon jemand die Mühe macht, jemanden zu vergewaltigen und zu töten, dann sollte man doch meinen, dass er dabei ein bisschen wählerischer wäre, oder nicht?«
    Jesus, jetzt fängt sie auch noch an zu heulen. Was soll das jetzt? Sie hat mich doch danach gefragt.
    Der Kellner kommt an unseren Tisch zurück.
    »Wurde aber auch Zeit, Freundchen«, sage ich. »Zwiebel-Bhaji, Fleisch-Samosa, Hühnchen-Tikka Massala, Hummerkrabben-Reis, Fritten und zwei einfache Naans. Alles mitgeschrieben? Und jetzt zisch ab in die Küche, und sag einem von diesen Scheißern, er soll sich an den Herd stellen, und zwar schnell.«
    Jaz : Sie weint. Zwar hat sie den Kopf abgewendet, damit ich’s nicht mitkriege, aber ich hab’s trotzdem gesehen. So was hab ich schon oft erlebt. Paare, die hierherkommen, um über ihre Beziehung zu reden. Das endet immer in Tränen. Verrückt, oder? Ich meine, was soll das? »Schatz, wir müssen mal ein ernstes Wörtchen miteinander reden, du weißt schon, wegen dieser ganzen Probleme, die uns wirklich zutiefst belasten. Was meinst du, sollen wir das in unseren eigenen vier Wänden tun oder lieber in einem Restaurant, wo möglichst viele Leute zu uns rüberstarren können, wenn ich in Tränen ausbreche, und wo uns der Kellner unterbricht, während du mir gerade erzählst, wie scheiße ich im Bett bin. Frigidität, Impotenz und vorzeitige Ejakulation? Genau, ich nehme das Limonen-Chutney dazu, danke sehr.«
    Sehen Sie. Ich hab’s schon wieder getan. Tolle Idee und auch ziemlich gut ausformuliert. Schnell aufschreiben, bevor ich’s wieder vergesse. Mr Scheißlaune denkt zwar, ich notiere gerade seine Bestellung, aber … Verdammt, der Typ ist echt unhöflich. So gereizt werden die Jungs für gewöhnlich nur, wenn man sie freitags oder samstags zur Sperrstunde vor die Tür setzen will. Okay, dann mal ab in die Küche und die Bestellung in Auftrag geben.
    Kann nicht glauben, dass ich’s nicht geschafft hab, was zu Dominic Gethen zu sagen. Das hole ich nach, wenn die beiden um die Rechnung bitten. Vielleicht hab ich mich bis dahin ja wieder ein bisschen beruhigt.
    In der Küche geht’s zu wie auf ’nem Rummelplatz. Tarak befördert gerade Essensreste von den Tellern in den Abfalleimer, Charan versaut das Tandoori, und Dad schreit rum. Alles wie immer also. »Bestellung!«, schreie ich über das Getöse hinweg. »Bhaji, Fleisch-Samosa, Tikka Massala, Hummerkrabben-Madras, einmal Basmati-Reis, einmal Fritten, zwei einfache Naans. Und zieht am Draht, Leute, der Typ da draußen wird langsam echt ungemütlich.«
    Dad hört auf, Charan anzuschreien und schreit dafür jetzt mich an. »Wie? Was? Wiederhole noch mal. Ach lass, gib mir einfach Bestellblock.«
    »Es steht nicht auf meinem –« Doch Dad hat mir das Ding schon aus der Hand gerissen.
    »Was soll der Scheiß? ›Kali frisst Babys‹? ›Frigidität, Impotenz …‹ Warum da nichts steht von Bestellung? Ich dir gesagt schon tausend Mal, Jasveer, schreib dir immer auf Bestellung. Was ist, wenn du auf Weg in Küche tot umfällst? Wie ich soll kochen ohne schriftliche Bestellung?«
    Die Antwort darauf bleib ich ihm schuldig. Allerdings weiß ich jetzt, dass, wenn ich tot umfallen sollte, er sich mehr um das Essen der Gäste als um mich sorgen würde. Wahrscheinlich würde er das »Achtung, frisch gebohnert«-Schild neben meiner Leiche aufstellen und wieder zur Tagesordnung übergehen. Ja, ich liebe dich auch, Dad.
    »Bhaji, Fleisch-Samosa, Tikka Massala, Hummerkrabben-Madras, einmal Basmati-Reis, einmal Fritten, zwei einfache Naans«, sage ich. »Soll ich’s für dich aufschreiben?«
    »Nein, ich kann behalten in Kopf. Du hier warten. Tisch sechs ist fertig gleich.«
    Ich stehe bei den Warmhaltelampen und warte. Sarika kommtin die Küche und stellt sich neben mich. »Ist Tisch neun schon fertig?«, ruft sie.
    »Glaubst du, ich hexen kann?«, brüllt Dad. »Warte einfach.«
    Meine kleine Schwester sieht mich an und zuckt die Achseln.
    »Hey, Sari, hab gestern telefonisch was beim Bringdienst geordert.«
    »Ach ja?«
    »Ja, hab bei Pizza Hut angerufen und mir eine dünne, knusprige Supreme bestellt. Und da haben sie mir Diana Ross vorbeigeschickt.«
    »Witzig, Jaz«, sagt sie. »Sogar noch lustiger als bei diesem Typen, der den Joke

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