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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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bei der letzten Comedy-Award-Verleihung gebracht hat.«
    Mist, hatte vergessen, dass wir uns die Show zusammen angesehen haben. »Na und?«, sage ich. »Bands spielen andauernd Cover-Versionen, und keinen stört das. Warum sollte das bei Comedians anders sein?«
    »Hey«, sagt sie lachend. »Dann tritt doch gleich als One-Man-Hindi-Westlife auf.«
    »Ich bezahle euch nicht fürs Rumstehen und Quatschen«, sagt Dad, als er die Teller und Schüsseln auf die Anrichte knallt. »Und jetzt tragt Essen da raus, bevor Gäste verhungern.«
    »Das ist aber nicht für Tisch neun«, sagt Sarika.
    »Hab ich gesagt Tisch neun? Tisch sechs ! Schieb ab, Jasveer!«
    Ich gehe zurück ins Restaurant. Mr Scheißlaune starrt mich an, aber mein Weg führt mich Gott sei Dank auf die andere Seite des Gastraums. Tisch sechs ist nicht halb so genervt darüber, dass die Bestellung ewig gedauert hat. Ich liefere das Essen ab und passiere auf dem Rückweg Tisch drei, Dominic Gethen. Ich muss jetzt mal langsam was sagen, Mann!
    Siobhan : Der Kellner kommt an unseren Tisch und sieht immer noch wie paralysiert aus. Dom ignoriert ihn nach wie vor. Kein Wunder, man stelle ein Curry vor ihm ab, und er mutiert zu einem ausgehungerten Schwein am Trog.
    »Ja?«, sage ich.
    »Ich wollte nur … sagen … fragen … ob Ihnen das Essen schmeckt?«
    »Alles ist wunderbar, danke schön.«
    Er bewegt sich nicht von der Stelle. Ich trete meinem Mann unterm Tisch leicht gegen das Schienbein.
    »Hmpf?«, grunzt er.
    »Dom, dieser junge Mann hätte gern ein Autogramm.«
    Ich schiebe ihm meine Serviette über den Tisch.
    »Haben Sie ’nen Stift, Kumpel?«, fragt Dom.
    Die Hand des Kellners umklammert einen Kugelschreiber, aber er gibt ihn nicht her. Versteinert? Da errötet sein schönes walnussfarbenes Gesicht vor unseren Augen. Ich schnappe mir den Kuli und reiche ihn Dom.
    »Wie heißen Sie?«, fragt Dom, der ganz offenbar weiteressen will.
    »Jasveer.«
    »Wie buchstabiert man das?«
    »Ähm, schreiben Sie einfach Jaz … mit z am Ende.«
    Wie immer kritzelt Dom irgendetwas Unleserliches auf die Serviette, und dann entschwindet der Kellner mit seiner Trophäe.
    »Meinst du, es ist schon zu spät, um Ali anzurufen und ihr alles Gute zu wünschen?«, frage ich.
    »Es ist nicht mal halb neun. Warum sollte das zu spät sein?«
    »Na ja, sie hat morgen ’ne OP. Vielleicht will sie ja früh zu Bett gehen. Egal, ich rufe sie an.« Wieder hole ich mein Handy aus der Tasche.
    Ali : Das Telefon klingelt, aber ich lasse Paul rangehen. Ich bin heute Abend nicht in der Stimmung, mit irgendjemandem zu plaudern. Eigentlich bin ich schon seit gestern Abend nicht in der Stimmung … Bin vielmehr in mich gekehrt, gereizt und streitsüchtig – und vor allem hab ich Angst. Angst vor dem Eingriff. Ich denke, jeder hat Angst vor einer OP. Aber ich hab auch Angst vor der Zeit danach … vor dem Moment, wenn zehn Tage später meine Periode doch wieder einsetzt, was so sicher ist wie das Amen in der Kirche. Warum tue ich mir das alles eigentlich noch an? Warum investiere ich unser sauer verdientes Geld – okay, hauptsächlich Pauls Geld – in dieses sinnlose Unterfangen? Ich weiß inzwischen nicht einmal mehr, warum ich überhaupt ein Baby will. Schon vor den letzten drei Behandlungen hab ich es nicht mehr gewusst. Vermutlich tue ich es nur, weil ich eine Frau in einem bestimmten Alter bin und man es von mir erwartet.
    Ich höre, wie Paul im Flur telefoniert. Hört sich an, als hätte er Siobhan an der Strippe. Sie ist meine beste Freundin, und doch ist sie der letzte Mensch, mit dem ich heute Abend reden möchte. Warum sollte ich mich daran erinnern lassen, dass ihr leicht fällt, was mich zahlreiche Hormonbehandlungen, medizinische Untersuchungen und ein Vermögen gekostet hat – ohne Erfolg!
    Paul kommt ins Wohnzimmer und setzt sich neben mich aufs Sofa. »Das war Siobhan«, sagt er. »Sie wünscht dir alles Gute.«
    Ich höre ihm nicht wirklich zu, sondern starre den Teller in seiner Hand an. Starre auf das Sandwich mit Käse, gemischtem Salat und Mayonnaise, das darauf liegt.
    »Soll ich dir ein Bad einlassen?«, fragt er zärtlich.
    »Danke, das kann ich auch selbst tun.«
    »Soll ich uns ’ne DVD aus der Videothek holen?«
    »Wir empfangen eine Unmenge an Fernsehkanälen, und du willst ’ne DVD ausleihen?«
    Schweigen. Nur seine Kaugeräusche erfüllen das Zimmer.
    »Kann ich denn sonst was für dich tun?«, fragt er mit vollem Mund.
    »In der Tat, Paul, das

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