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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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würden sauer auf mich sein, mich vielleicht sogar rausschmeißen.«
    »Sei nicht albern«, sage ich. »Aber warum erzählst du mir gerade jetzt davon? Ist denn am Donnerstag noch irgendwas vorgefallen? Warst du mit Kerry zusammen?«
    »Ich wollte am Donnerstag arbeiten kommen, aber Kerry rief morgens an und fragte mich, ob ich mit zur Eisbahn komme. Wir waren seit Ewigkeiten nicht mehr da … und da hab ich gesagt, ja, ich komme mit.« Die Worte sprudeln nun förmlich aus ihr heraus, und ich unterbreche sie nicht. »Wir gingen also hin, sind ein bisschen Eis gelaufen, und dann sahen wir diesen Typen. Er war nicht auf dem Eis. Er saß einfach nur da und hat uns beobachtet –«
    »Moment mal, Michele, was für ein Typ?«
    »Na ja, der Typ mit den komischen Augen, der auch immer vor unserem Laden rumgehangen hat. Der Typ, der die ganze Zeit vor dem Starbucks saß.«
    Marco? Grundgütiger Himmel. Hab ihn seit dem Abend bei Siobhan nicht mehr in der Nähe meines Geschäfts gesehen. Hab seitdem auch nicht mehr viel an ihn gedacht, um ehrlich zu sein. Und ich hab Michele gegenüber auch nicht erwähnt, dass ich ihm bei Siobhan begegnet bin … Doch irgendwas sagt mir, dass ich das hätte tun sollen.
    »Und was geschah weiter?«, frage ich. »Hat er mit euch gesprochen?«
    »Nein … Na ja, irgendwie schon. Ich meine, er hat nichts gesagt, aber Kerry hat mit ihm gesprochen …«
    »Okay, jetzt mal raus mit der Sprache. Was genau ist passiert?«
    »Wir zogen auf dem Eis unsere Kreise, und dann hab ich ihn auf den Rängen sitzen sehen. Ich hab Kerry erzählt, dass das der Freak ist, der immer vor unserem Laden rumlungert. Ich hatte echt Schiss, weil ich dachte, dass er mich vielleicht bis zur Eishalle verfolgt hat. Tja, und Kerry, die hatte ja vor nichts und niemandem Angst und … na ja, die fuhr dann einfach zu ihm rüber und hat ihm was zugerufen.«
    »Und was?«
    »Sie hat ihm gesagt, er solle sich verpissen und mich, ihre Freundin, in Ruhe lassen.«
    »Hat er was darauf erwidert?«
    »Nein, er ist aufgestanden und gegangen. Aber er könnte sich ja irgendwo versteckt haben, um uns weiter nachzustellen, oder? Ich und Kelly sind danach zum Finsbury Park gegangen. Dahin könnte er uns doch gefolgt sein, oder nicht?«
    Allerdings.
    »Hast du jemandem davon erzählt? Bist du zur Polizei gegangen?«
    Als ich seinerzeit mit ihr über den Stalker sprach, hat sie mir erzählt, dass sie mit Kerry und ihren Freunden über den Mann gesprochen hätte.
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich dachte, wenn ich der Polizei von dem Typen erzähle, dann würden die auch Sie verhören, und dann käme raus, dass ich an dem Tag blaugemacht habe und so … Ich wollte nicht, dass Sie sauer auf mich werden …« Wieder bricht sie in Tränen aus, das arme Mädchen.
    »Erstens: Ich bin nicht sauer. Und zweitens: Du musst der Polizei unbedingt von dem Vorfall berichten.«
    »Aber ich weiß ja nicht mal, wer er ist.«
    Aber ich , denke ich. Ich könnte es Michele erzählen, aber … Hätte ich dieses Wissen nicht schon früher mit ihr teilen müssen? Immerhin verfolgt er sie ja ganz offensichtlich durch die halbe Stadt. Ich merke, wie das schlechte Gewissen anfängt, an mir zu nagen. Doch was wäre gewesen, wenn ich ihr von Marco erzählt hätte? Hätte das irgendwas geändert? Wäre ihre Freundin in diesem Fall noch am Leben?
    »Kannst du ihn denn beschreiben, Michele?«, frage ich sie. »Und könnten deine Freunde aus der Eishalle ihn ebenfalls beschreiben? Vielleicht kennt einer von denen ihn ja sogar. Wie dem auch sei, du musst unbedingt mit der Polizei reden. Je früher, desto besser.«
    »Okay.«
    »Und ruf mich später noch mal an, wenn du willst.«
    »Danke, Ali«, sagt sie.
    »Wofür?«
    »Dafür, dass Sie nicht sauer auf mich sind. Hatte echt Angst, Ihnen davon zu erzählen.«
    »Aber warum denn? Ich bin doch kein Monster.« Paul in seinem Sessel schaut zu mir her. Vermutlich stößt meine letzte Bemerkung bei ihm auf Skepsis. »Und wenn du das nächste Mal einen Tag frei haben willst, dann sag es mir einfach. Ist ja nicht so, als ob wir uns vor Arbeit kaum retten könnten.«
    »Was war denn los?«, fragt mich Paul, nachdem ich das Gespräch mit Michele beendet habe.
    Ich antworte nicht, sondern greife erneut zum Hörer. »Ich rufe mal rasch Siobhan zurück«, sage ich stattdessen.
    »Mir schien, sie telefonierte eben von einem Restaurant aus«, meint er. »Versuch’s am besten gleich auf ihrem Handy.«
    Auch diese

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