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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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schließlich.
    »Aber die Ärztin von gestern Abend schien sich diesbezüglich ganz sicher zu sein«, sagt Paul.
    »Ja, ich war bisher auch einer Meinung mit ihr, Paul. Wir hatten eine längere Telefonkonferenz und kamen angesichts von Alis Beschwerden zu dem gleichen Ergebnis.«
    »Aber eine Hyper…wasauchimmer ist es nicht?«, sage ich. Ich weiß, wie es heißt, aber es scheint, als ob mir allmählich ein Teil meines Verstandes flöten geht.
    »Ähm, nein …«, sagt Bose und legt eine dramatische, vielleicht auch furchtsame Pause ein. Und dann: »Sie hatten eine Blutung, Ali.«
    »Was meinen Sie?«, frage ich nach.
    Bose setzt sich wieder hin und lehnt sich zu mir vor. »Um die Ovarien herum verläuft ein Netzwerk extrem feiner Blutgefäße. Bei jeder Eizellenpunktion besteht ein geringes Risiko, dass die Nadel eines dieser Gefäße verletzt. Normalerweise tritt die Gerinnung in einem solchen Fall relativ schnell ein, so dass die Blutung später nicht mehr festgestellt werden kann. In einigen, sehr seltenen Fällen jedoch wird die Blutung nicht gestoppt … Nun, um es kurz zu machen, Ali: Es hat sich eine Menge Blut in Ihrer Bauchhöhle angesammelt, was auch Ihr Unwohlsein erklärt.«
    Unwohlsein? Ich hab vor Schmerzen fast den Verstand verloren, mein Freund.
    Bose steht wieder auf – Ende der medizinischen Vorlesung. »Wissen Sie«, sagt er, »ich habe nun schon bei vielen hundert Frauen eine Eizellenpunktion durchgeführt, aber so was ist mir noch nie passiert.«
    Nun ja, im Grunde ist es ja mir passiert. Moment, ist das etwa ein um Entschuldigung heischender Blick, den er mir gerade zuwirft? Oder ist er einfach nur sauer, dass ich ihm jetzt seinesaubere Statistik ruiniert habe? Was auch immer, ich bin zu schwach, um mich groß darüber aufzuregen.
    Andererseits wünschte ich mir, Paul würde das an meiner Stelle tun, weil ich allmählich wirklich die Schnauze voll habe von diesem Wichtigtuer. Doch das Einzige, was mein Ehemann zustande bringt, ist ein schwaches »Und jetzt?«.
    »Wir müssen Ali noch einmal operieren und das Blut absaugen«, verkündet Bose.
    Herrgott, noch eine Operation?! Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen treten.
    »Aha«, sagt Paul. »Und werden Sie die OP selbst vornehmen?«
    »Nein, bedaure, das lässt mein heutiger Terminkalender leider nicht zu«, erwidert Bose fast lachend. »Aber keine Angst, der Eingriff ist wirklich keine große Sache.«
    Skeptisch schaut Paul den Arzt an.
    »Paul, Sie befinden sich hier in der Portman-Klinik«, dröhnt Bose. »Jedes Mitglied unseres medizinischen Personals ist Spitzenklasse. Selbst unsere Reinigungskräfte sind handverlesen. Wie auch immer, Ali, die Krankenschwester wird gleich kommen und Sie zurück auf Ihr Zimmer bringen.«
    Spricht’s, rauscht aus dem Behandlungsraum und lässt mich und Paul allein darin zurück. Ich plumpse wieder auf die Behandlungsliege und schließe die Augen. Ich spüre, wie Paul meine Hand ergreift.
    »Ich habe Angst, Paul«, sage ich.
    »Natürlich hast du Angst«, erwidert er sanft. »Aber die kriegen das schon wieder hin … Mach dir keine Sorgen, mein Engel. Du bist hier wirklich in den besten Händen.«
    So? Die Portman-Klinik ist die berühmteste ihrer Art. Hier haben die oberen Zehntausend entbunden und/oder sich die Gebärmutter herausnehmen lassen. Die Patientenkartei dieses Krankenhauses liest sich wie das Who is who der Schönen, Berühmten und Reichen. Und doch ist das hier der letzte Ort, an dem ich jetzt sein will.
    Ali : »Okay, fassen wir zusammen, nur damit wir uns richtig verstehen«, sagt Paul, und seine Stimme wird von Sekunde zu Sekunde lauter. »Zusätzlich zu den 20000 Pfund für die OP verlangen Sie jetzt auch noch Geld für die Unterbringung meiner Frau? Wie auch für die Ultraschalluntersuchung und die ihr verabreichten Schmerzmittel? Wäre das dann alles, oder werden Sie mir auch noch den Kaffee in Rechnung stellen, den man mir heute Morgen serviert hat? Der wurde mir mit einem Keks gereicht. Ich schätze, für den werden Sie mich auch gleich zur Kasse bitten.«
    Wann immer Paul sich aufregt – was selten genug der Fall ist –, treten die Adern auf seiner Stirn hervor. Vermutlich pumpt das Blut auch jetzt wie verrückt durch seinen Kopf, was ich allerdings nicht mit eigenen Augen überprüfen kann. Denn ich liege auf meinem Bett und wurde mit noch mehr Drogen ruhiggestellt, während mein Mann sich auf dem Krankenhausflur mit der Frau von der Klinikverwaltung herumstreitet.

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