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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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schließlich darauf trainiert, keine Panik zu verbreiten.
    »Entschuldigen Sie«, sagt die Frau mit einem starken Yorkshire-Akzent, » können Sie mir sagen, wo ich die Ambulanz finde?«  
    »Die Notaufnahme? Der Eingang ist gleich da drüben«, sagt einer der Pfleger und deutet in die betreffende Richtung.
    »Danke, da hatte ich wohl Tomaten auf den Augen«, sagt sie und versucht ein Lächeln, das ihre übergroße Nervosität aber nicht zu überdecken vermag. Keine Frage, diese Frau gehört definitiv nicht zum hiesigen medizinischen Personal.
    Janet : Jetzt fühle ich mich wirklich blöd. Der Eingang ist direkt hinter mir. Aber dieser Gebäudekomplex ist so riesig, und ich habe die ganze Zeit nach einem Schild gesucht, auf dem Ambulanz steht, wie man das immer im Fernsehen sieht … Stattdessen steht über dem Eingang in Riesenbuchstaben Notaufnahme, was wohl dasselbe ist, oder nicht? Meine Güte, dieses Krankenhaus ist riesig. London ist riesig. Ich komme nämlich nicht von hier. Ich stamme aus Wetherby. Das werden Sie vermutlich nicht kennen, es sei denn, Sie sind auch von dort oder Sie sind Glücksspieler und kennen den Namen von Ihrem Wettschein. Wir haben nämlich eine Pferderennbahn in Wetherby, müssen Sie wissen. Egal, der Ort liegt sechzehn Kilometer von Leeds und zwanzig Kilometer von York entfernt und exakt auf halbem Weg zwischen London und Edinburgh. Und genau dort, in Wetherby meine ich, war ich heute Morgen, als mich um neun Uhr dieser Anruf erreichte.
    Ich gehe durch die Tür und sehe mich um. Zu meiner Rechten sind ein Kiosk und eine Cafeteria, und direkt vor mir ist eine große Rezeption. Darauf gehe ich jetzt zu.
    »Ich suche meinen Mann«, sage ich dem uniformierten Mitarbeiter. »Er ist heute Morgen in die Ambulanz – sorry, ich meine, in die Notaufnahme eingeliefert worden.«
    »Die Notaufnahme ist da drüben«, sagt der Mann vom Sicherheitsdienst und zeigt auf eine große Doppeltür. »Gehen Sie einfach da durch, dann wird man Ihnen weiterhelfen.«
    Ich tue, wie mir geheißen, und trete in einen großen Wartebereich. Hier herrscht Chaos pur. Menschen, wohin man sieht.Viele müssen stehen oder auf dem Fußboden sitzen, weil es nicht genug Sitzplätze für alle gibt. An der Wand hängt ein Fernseher, aber der Ton ist abgestellt. Gerade läuft Bargain Hunter . Diese Serie würde ich jetzt zu Hause auch schauen, wenn ich diesen Anruf nicht erhalten hätte. Ich kann es nicht fassen, wie überfüllt es hier ist. Kann hier überhaupt irgendjemand auf Beachtung hoffen? Ich weiß, es wird viel über die staatlichen Krankenhäuser in diesem Land gemeckert, aber man schaue sich doch nur mal an, wie viel die zu tun haben. Es grenzt für mich an ein Wunder, dass die den ganzen Andrang überhaupt bewältigen.
    Ich weiß nicht, wohin ich mich als Nächstes wenden soll. Von einer Krankenschwester oder einem Arzt fehlt hier jede Spur. Da entdecke ich einen weiteren Empfangsschalter. Dahinter eine Frau, die einen großen schwarzen Computerbildschirm vor sich stehen hat. Ich zwänge mich durch einen Pulk von Teenagern hindurch, die vor einem Snackautomaten herumstehen, um zu ihr zu gelangen.
    »Entschuldigen Sie«, sage ich, »aber ich suche meinen Mann.«
    »Name?«, fragt sie. Sie liest in einer Zeitung und schaut mich nicht an. Sie muss in meinem Alter sein, doch sie trägt riesige runde Ohrringe und ein starkes Augen-Make-up.
    »Janet Donn«, antworte ich. »D, O, zwei N.«
    »Ist das der Name Ihres Mannes ?«
    Natürlich will sie Phils Namen wissen. Wie dumm von mir. Ich bin wirklich ziemlich durch den Wind, nachdem sie mich angerufen haben.
    »Tut mir leid«, sage ich. »Mein Mann heißt Philip Donn.«
    Ohne mich anzuschauen, wendet sie sich ihrem Monitor zu. Es heißt, hier im Süden wären die Leute nicht so freundlich. Vielleicht stimmt das. Nach einer Weile sagt sie: »Eine Person dieses Namens wurde hier nicht eingeliefert.«
    »D, O, zwei N«, wiederhole ich.
    »Schon klar«, meint sie. »Aber hier ist niemand mit diesem Namen registriert. Wann, sagten Sie, wurde er eingeliefert?«
    »Das habe ich Ihnen zwar noch nicht gesagt«, erwidere ich, »aber der Anruf kam um neun Uhr heute Morgen, also muss er irgendwann in der Zeit davor hier eingewiesen worden sein.«
    Wieder schaut sie in den Computer, und wieder schüttelt sie den Kopf. »Sind Sie sicher, dass er ins Whittington eingeliefert wurde?«
    »Ja, das hat der Arzt, der mich angerufen hat, gesagt. Hab mir den Namen des Krankenhauses extra

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