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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Augen sind geschlossen. »Ali … Ali ?« Ihr Gesicht fühlt sich klamm an, ihre Wangen sind totenbleich. Irgendwie schaffe ich es, einen Arm unter ihre Beine zu schieben und sie hochzuheben. Auf keinen Fall werde ich es mit meiner Last die Treppe hinauf schaffen, daher drehe ich mich um, trage Ali zurück ins Wohnzimmer und bette sie aufs Sofa. Da öffnet sie ihre Augen. »Alles okay, Liebes«, sage ich. »Du bist nur kurz ohnmächtig geworden.« Meine Hand liegt auf ihrer Wange, die so kalt ist wie Eis.
    Ali : »Da stimmt was nicht«, sagt Paul nach einer Weile.
    »Ich muss mich nur ein bisschen ausruhen«, erwidere ich. Gott, ich hab mich noch nie so müde gefühlt wie jetzt.
    »Nein, da stimmt einfach was nicht«, insistiert er.
    »Bitte, ich muss nur ein bisschen schlafen.«
    »Ich fahre dich zur Portman-Klinik.«
    »Portman …? Nein, bitte nicht!«
    »Aber die sind für das hier verantwortlich, und nur sie allein können das Problem beheben.«

DONNERSTAG
    Ali : »Also gut, dann wollen wir mal sehen«, sagt Bose und verteilt mit dem Scanner das Gleitgel, das er gerade auf meinen Bauch gegeben hat. Mein Bauch. Zum ersten Mal seit gestern sehe ich ihn wieder nackt, doch jetzt wirkt er irgendwie geschwollen. Fast so, als ob ich schwanger wäre. Und dann zu allem Überfluss auch noch Bose, der mich mit Ultraschall untersucht wie eine werdende Mutter. Wenn das kein grausamer Witz ist, was dann?
    Den Blick starr auf den Monitor gerichtet, fährt Bose mit dem Scanner über meinen Unterleib. Ich schaue ebenfalls auf den Bildschirm. Das verschwommene Schwarzweiß-Bild sagt mir nichts. Bose runzelt die Stirn. Vielleicht ist er ja genauso ratlos wie ich.
    Die Ärztin, die mich gestern Abend untersucht hat, schien sich ihrer Sache recht sicher zu sein. »Höchstwahrscheinlich ist Ihr Eileiter durch die Behandlung ein wenig überstrapaziert worden«, sagte sie.
    »Aber das ist vorher noch nie passiert«, hat Paul ihr versichert. »Ali hatte schon zahlreiche Eingriffe dieser Art, und nie hat es solche Komplikationen gegeben.«
    Die Ärztin lächelte ihn nur an. Trotz meines Zustands entging mir nicht, dass es ein etwas herablassendes Lächeln war. »Das nennt sich Hyperstimulations-Syndrom«, erklärte sie. »Meistens hervorgerufen durch eine hormonelle Schwankung. Ein ziemlich seltenes, aber durchaus vorkommendes Phänomen im Rahmen einer IVF-Behandlung. Mr Bose wird Ihnen das sicherlich genauer erklären.«
    »Ich wollte Ihre Diagnose nicht in Zweifel ziehen«, sagte Paul, »aber sollte man hier nicht eine zweite Meinung einholen? Wo ist Doktor Bose überhaupt?«
    »Es ist 19.30 Uhr, Mr Heath. Ich denke, er wird bereits zu Hause sein. In Buckinghamshire «, setzte sie hinzu, als ob er sich damit in einer anderen Galaxie befände. »Ich werde ihn aber anrufen und meine Diagnose mit ihm besprechen, doch ich bin sicher, dass er zu dem gleichen Schluss kommen wird. Ich hatte schon einige Fälle dieser Art, und normalerweise klärt sich das schon in wenigen Tagen. Morgen früh werden wir einige Tests machen, und das Beste, was Sie jetzt tun können, Mrs Heath, ist, bis morgen durchzuschlafen.«
    »Aber ich habe ziemliche Schmerzen«, hab ich gewimmert.
    »Ich gebe Ihnen was dafür«, sagte sie.
    Sie injizierte mir Pethidine – ein Aspirin hätte hier nicht mehr geholfen – und überließ mich meiner Nachtruhe, die eher einer durch Schmerzattacken unterbrochenen Lethargie glich. Paul schlief genauso unruhig wie ich; zusammengekrümmt auf dem Besuchersessel des kleinen Zimmers, das man mir zugeteilt hatte.
    Heute Morgen fühle ich mich keinen Deut besser. Bose schiebt den Scanner über die linke Seite meines Bauchs. Was genau sucht er eigentlich? Ich habe immer noch Schmerzen und zucke zusammen, sobald er den Druck etwas verstärkt. Zu meinem Schmerz hat sich nun auch Angst gesellt, weil der Halbgott in Weiß zunehmend ratloser aus der Wäsche schaut.
    »Hmmmm«, macht er.
    Hmmmm? Was soll das bedeuten? Ist das ein medizinischer Fachausdruck? Und wenn ja, für was?
    »Was ist es denn?«, fragt Paul. Er sitzt auf einem Stuhl in der Ecke des winzigen Behandlungszimmers, und es ist das erste Mal, dass er heute Morgen das Wort an den Arzt richtet.
    Bose antwortet nicht. Ja, er sieht meinen Mann nicht mal an. Stattdessen reißt er ein paar Lagen Kleenex von einer Rolle undwischt meinen Bauch trocken. Dann streift er seine Latexhandschuhe ab und erhebt sich.
    »Ich denke, die Hyperstimulation können wir ausschließen«, sagt er

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