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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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Pistolenschüsse auf dem Laminatboden im Flur knallen.
    Zwei Polizeibeamte standen unter dem Vordach.
    »Guten Tag. Entschuldigen Sie vielmals die Störung. Wohnt bei Ihnen ein Richard Gässler?« Einer der uniformierten Polizisten, auf dessen Achselklappen drei Sterne prangten, fragte es auffällig freundlich.
    »Ja, er ist mein Schwiegervater«, sagte die Mutter. »Worum geht es?«
    Sie sah abwechselnd die beiden Polizisten an.
    »Also, uns liegt eine Anzeige vor  …«, sagte der Beamte mit den drei Sternen, konnte aber nicht zu Ende sprechen,da der andere mit den vier Sternen auf den Achselklappen dazwischenging. Er klang nicht ganz so freundlich.
    »Ist Herr Richard Gässler da?«, fragte er und schlug eine dunkelgrüne Mappe auf.
    Mutter Gässler wollte gerade antworten, als Julius sich aus dem Hintergrund an der Mutter vorbei zur Haustür schob und übereifrig zu den Polizisten sagte: »Opa ist einkaufen!«
    Seine Mutter schaute verwirrt drein, die Polizisten eher gleichgültig. Dann sagte der mit den drei Sternen: »Und er ist noch nicht zurück, was?«
    »Wenn er kommt, soll er sich gleich bei uns melden«, ergänzte der andere Polizist. Er zog eine Visitenkarte aus der Mappe und hielt sie Mutter Gässler hin. Sie nahm die Karte an sich und nickte.
    »Was hat er denn nun wieder angestellt?«, wollte sie besorgt wissen.
    »Wie gesagt, nichts ist sicher. Uns liegt eine Anzeige vom Supermarkt in der Innenstadt vor, dass Herr  …« Er schaute wieder auf ein Formular in der Mappe und fuhr fort: »Dass Herr Richard Gässler bestimmte Waren, äh, Sekt …«
    »Schampus!«, mischte der mit den vier Sternen sich ein.
    »… Schampus entwendet hat, ohne zu bezahlen.«
    Die Krauses und Gässlers, die noch immer lauschend im Wohnzimmer standen, die Zeigefinger auf den Lippen, sahen verblüfft den Opa an. Der streckte die Arme zur Decke, als wollte er sagen: »Was kann ich dafür?« Dabei grinste er unschuldig.
    Hätten Blicke töten können, hätte Vater Gässlers Blick jeden  – außer Opa natürlich  – auf der Stelle niedergestreckt. Horst Krause hingegen hob sein mit Schampus gefülltes Glasund prostete Opa zu. Danach ließ er zum Zeichen der Hochachtung den Daumen nach oben schnellen, was ihm einen bösen Blick seiner Frau einbrachte.
    Die Polizisten zogen wieder ab. Die Familie war erleichtert, da es um drei Flaschen Champagner ging und offenbar nicht um den Macintosh-Computer, Julius’ Geburtstagsgeschenk. Doch Opa Gässler war wütend.
    »Erstunken und erlogen!«, empörte er sich. »Warum soll ich klauen, wenn ich Geld habe?«
    Wie zum Beweis zeigte er auf den Macintosh, den Julius gerade wieder aus der Eckbank holte.
    Natürlich wusste jeder der hier versammelten Gässlers, dass das nicht stimmte. Opa Gässler hatte nie Geld. Deshalb schnorrte er ja auch immer und überall. Außerdem wussten sie, dass der Opa leidenschaftlich gerne klaute. Dazu auch noch so überzeugend log, dass sich die Balken bogen. Er war schon öfters mit dem Gesetz in Konflikt geraten, und mit der Polizei stand er schon lange auf Kriegsfuß.
    »Du gehst jetzt sofort zum Polizeirevier und bringst die Sache in Ordnung!« Vater Gässler war außer sich.
    Opa gab klein bei, weil er wusste, dass in dieser Beziehung mit seinem Sohn nicht zu diskutieren war.
    »Ein Missverständnis«, versuchte Mutter Gässler, an die Krauses gewandt, die Sache herunterzuspielen. »Es wird sich alles auf klären.« Dabei lächelte sie gekünstelt. Während der Opa sich zur Polizeidienststelle aufmachte, ging die Geburtstagfeier im Wohnzimmer weiter. Julius zog sich derweil mit dem Laptop in sein Zimmer zurück. Vorher stibitzte er mich aus dem Schoß von Oma Krause, die im Sessel eingeschlafen war, wahrscheinlich vom vielen Champagner.
    Was hat der vor? , fragte ich mich, als ich auf Julius’ Schreibtisch stand und beobachtete, wie er seinen neuen Computer einschaltete.
    Das wollte auch Jenny wissen, die keine halbe Stunde später plötzlich und wider Erwarten hinter ihm aufgetaucht war. Julius war völlig überrascht. Auf einmal wirkte er nervös.
    »Was machst du?« Jenny zeigte auf den Computer, dann auf mich.
    Julius wollte nicht so recht mit der Sprache heraus.
    »Sag schon. Ich verpetz dich schon nicht.«
    »Ich versteigere den Nussknacker im Internet.«
    »Du versteigerst ihn?«
    »Ja, bei einem Internetauktionshaus.« Er zeigte auf den Bildschirm. »Hier, schau.«
    Tatsächlich. Ich war auf der amerikanischen Internetseite von eBay aufgetaucht

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