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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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verdammt viele Probleme. Alles fing in der Nacht an, als der Rhein zufror und die Barbaren einfach zu Fuß nach Gallien eindrangen. Aber was Britannien betrifft, so war es dieser elende Wicht Constantius, der den Sargdeckel zugenagelt hat…«
    Aetius zufolge griffen die Probleme schließlich auf das gesamte Imperium über. Solange es sich ausgedehnt hatte, war durch Beute und Besteuerung immer neuer Reichtum geschaffen worden. Diese Zeiten waren jedoch längst vorbei. Und wegen der neuen, besser ausgerüsteten und stärkeren feindlichen Barbaren stieg gleichzeitig mit dem wirtschaftlichen Druck auch der Druck auf die Grenzen, und man brauchte mehr Mittel für die Verteidigung des Reiches. Seit einer Generation gab es in allen westlichen Provinzen Probleme und mangelnde Stabilität. Manchmal sprach Aetius wehmütig von dem großen Stilicho, dem Heermeister in den westlichen Provinzen, der Britannien geschützt hatte. Aetius schien Stilicho zu verehren, obwohl dieser, wie sich herausstellte, ein Barbar war, ein geborener Vandale. Barbar hin oder her, unter dem unfähigen Kaiser Honorius war er der wahre Herrscher im Westen gewesen. Aber selbst die größten Generäle werden schwach – und schaffen sich Todfeinde bei Hofe.
    Und in Britannien waren die Probleme seit Constantius’ Abenteuer besonders akut.
    Nachdem Constantius’ Untertanen seine Beamten, Steuereintreiber und Inspektoren hinausgeworfen hatten, war der Kreislauf von Besteuerung und Staatsausgaben zum Erliegen gekommen. Nicht nur das, es gab auch keine Münzanstalt in Britannien, und nach der Vertreibung der Geldleute fehlte die Möglichkeit, Münzen aus dem übrigen Imperium einzuführen. Auf einmal hatte man nicht einmal mehr Münzgeld, das man in Umlauf bringen konnte.
    Jedermann hortete, was er noch besaß, und die Menschen kehrten wieder zum Tauschhandel zurück. Doch die Wirtschaft verfiel rapide, nachdem man ihr den Lebenssaft des Münzgelds abgedreht hatte.
    »Für den Sold der Soldaten ist einfach kein Geld da. Weißt du, ich habe gehört, dass sie – bevor ich hier stationiert wurde – sogar eine Abordnung übers Meer geschickt haben, um den ausstehenden Sold einzufordern. Die Gesandten sind nie zurückgekommen.«
    »Sie haben sich bestimmt woanders niedergelassen.«
    »Oder die Barbaren haben ihnen die Kehle durchgeschnitten. Wir werden es nie erfahren, nicht wahr? Die Menschen in den Städten haben sogar dem Kaiser persönlich geschrieben und ihn um Hilfe gebeten. Das ist erst ein paar Jahre her. Aber da war Rom angeblich selbst schon von den Barbaren geplündert worden. Honorius’ Antwort lautete, die Britannier müssten sich von nun an selbst verteidigen, so gut sie könnten…«
    Aetius machte sich Sorgen um Reginas Zukunft. Deshalb hielt er ihr Vorträge über Politik, Geschichte und Kriege. Es war ihm wichtig, sie für die Herausforderungen des Lebens zu wappnen.
    Und er machte sich offensichtlich auch Sorgen um seine eigene Zukunft. Wenn man zwanzig Jahre Militärdienst abgeleistet hatte, konnte man in die Ränge der honestiores aufsteigen, der Spitzen der Gesellschaft. Eine Karriere als Soldat bot einem einfachen Mann die Möglichkeit, sich in einem hübschen Haus in der Stadt oder sogar in einer Villa zur Ruhe zu setzen. Aber es schien keinen Nachfolger für Aetius’ Posten hier am Wall zu geben, und er hatte keinen Kontakt zum zentralen Oberkommando der Diözese. Wenn er abtrat, würde die Truppe auseinander fallen, das wusste er. Und außerdem hatte er keinen Platz, wo er sich zur Ruhe setzen konnte. Er musste weitermachen.
    »Weißt du«, pflegte er zu sagen, »dieser Unsinn in Gallien muss aufhören. Rom ist schon wieder auf den Beinen, und wenn der Kaiser die Gelegenheit dazu bekommt, wird er seiner Autorität hier von neuem Geltung verschaffen.«
    »Und dann kehrt wieder Normalität ein.«
    »Britannien ist dem Kaiser schon früher verloren gegangen – o ja, sehr oft –, und es ist jedes Mal zurückerobert worden. So wird es auch diesmal sein, da bin ich mir sicher.« Und wenn das schließlich geschehen würde, wenn die Steuereintreiber zurückkehrten und die Münzen wieder in Umlauf kämen – wenn die Soldaten anständig bezahlt und ausgerüstet würden und er einen sicheren Altersruhesitz fände –, konnte Aetius es sich erlauben, seine militärische Laufbahn zu beenden.
    Wie sich jedoch herausstellte, sollte für ihn alles schon viel früher enden. Und geschweige denn, dass wieder Normalität einkehrte, stand Regina

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