Der Orden
in Szene setzte.
Und immerhin, die kleine christliche Gemeinde hier auf dem Hügel blühte und gedieh. Er lag außerhalb von Verulamium, in der Nähe des protzigen Schreins, der über dem mutmaßlichen Grab von Alban, dem ersten Märtyrer der Stadt, errichtet worden war – angeblich sogar dem ersten christlichen Märtyrer in ganz Britannien. Um den Schrein als Mittelpunkt hatte sich eine Gruppe hölzerner Rundhäuser und rechteckiger Hütten angesammelt; sogar ein kleiner freier Bereich, der als Marktplatz diente, war entstanden. Der Schrein – das einzige steinerne Bauwerk hier – war ersichtlich aus Marmor errichtet worden, den man aus einem der Bogengänge der alten Stadt herausgeschnitten hatte; lateinische Inschriften, eine Sprache, die nur noch wenige sprachen, waren ohne viel Federlesens weggemeißelt worden. An den entsprechenden Stellen hatte man dann das Chi und Rho, das Symbol der Christen, in den Stein gekratzt.
Dieses Hügeldorf war noch klein und in seinem groben, ungeplanten Durcheinander kaum eine römische Gemeinde. Aber Pilger kamen von weither, um Albans martyrium zu besuchen, und brachten ihren Reichtum mit. Selbst heute mochten es vierzig Menschen sein, die sich dieses trockene Gerede über das Wesen der Sünde anhörten – eine große Versammlung für Verulamium in diesen Zeiten –, und viele von ihnen trugen aus diesem Anlass Tuniken und Umhänge in leuchtenden, fröhlichen Farben. Einige hatten ihre Kinder mitgebracht, die nun zu ihren Füßen spielten. Selbst ein Verkäufer war da, der den Leuten eifrig gebratenes Fleisch anbot und zu der seltsamen Karnevalsatmosphäre beitrug.
Regina schaute auf die alte Stadt hinunter. Von hier aus konnte sie mühelos die Linien ihrer Mauern erkennen, die Rautenform, die der Fluss auf die Ebene zeichnete, und das ordentliche Gitterwerk der Straßen, das wiederum mit den nach Norden, Süden und Westen führenden Straßen verbunden war. Dort unten herrschte ein buntes Treiben, Karren und Fußgänger waren auf den Hauptstraßen unterwegs und passierten die Tore, und um die Stände auf dem Forum herrschte dichtes Gewühl. Sie sah jedoch auch, dass Teile der Mauer niedergerissen worden waren und das Grün in den sechs Jahren, die sie nun hier war, wie eine Flut angestiegen war, das Stadtzentrum eingeschlossen und die eingestürzten Hüllen verlassener Gebäude überschwemmt hatte.
Carausias beklagte sich, dass die Gemeinde um den Schrein der alten Stadt das letzte Blut abzapfte. Aber das interessierte Regina nicht weiter. Weshalb sollte sie sich den Kopf über die Instandhaltung öffentlicher Gebäude, die Besoldungsprobleme von Soldaten oder die Maßnahmen zur Fernhaltung von bacaudae aus der Stadt zerbrechen? Sie war achtzehn Jahre alt. Sie wollte nur eines: sich amüsieren. Und wenn überhaupt irgendwo etwas Aufregendes geschah, dann hier auf dem Hügel der Christen.
»… Wer hätte je gedacht, dass meine kleine Regina Studentin der Theologie werden würde?«
Es war Amator. Beim Klang seiner Stimme fuhr Regina herum.
Er stand nah bei ihr, keine Handbreit entfernt. Er trug eine leuchtend bunte, gelb-grüne Tunika und ein kunstvoll gearbeitetes Halstuch aus einem Stoff, der wie Seide aussah; es wurde von einer kleinen Spange an seiner Kehle zusammengehalten. Das dichte schwarze Haar war aus dem sonnengebräunten Gesicht nach hinten gekämmt und mit Puder und Öl eingerieben. Den Mann neben ihm kannte sie nicht: Er schien ungefähr im selben Alter zu sein, ein stämmiger Bursche, der eine Tunika im Barbarenstil trug, aus Leder und Wolle, geschmückt mit einer großen, grob gefertigten silbernen Brosche.
Regina hatte Amator seit drei Jahren nicht mehr gesehen, seit er nach Gallien gegangen war – um, wie er sagte, »sein Glück zu machen«. Dennoch hatte sein Blick dieselbe forschende Intensität wie eh und je, und sie reagierte unwillkürlich mit einer Aufwallung von Wärme im Bauch und spürte, wie ihr die Röte bis in die Wangen stieg. Mit achtzehn war sie jedoch kein Kind mehr. Und inzwischen war er nicht mehr der einzige Mann, der sie jemals so angestarrt hatte.
Sie hob den Kopf und schaute ihm in die Augen. »Du hast mich erschreckt.«
»Da möchte ich wetten. Und, hast du mich vermisst, kleines Huhn?«
»Oh, warst du weg?« Regina strich Amator mit einem Finger über die Wange. Seine Augen wurden groß; er wäre beinahe vor ihrer Berührung zurückgezuckt. »Die Sonne hat dich verändert.«
»Sie scheint stärker auf das südliche
Weitere Kostenlose Bücher