Der Orden
verlaufende Sparren. Aber das Hauptproblem war, dass zwei oder drei der großen Sparren fehlten.
Keiner der von Severus in aller Eile gesammelten Zweige konnte einen der Sparren ersetzen, und sie hatten keine Axt. Aber im Wald unmittelbar unter der Hügelkuppe fanden sie lange, heruntergefallene Äste. Carausias, Regina und Carta schleiften sie zusammen den Hügel hinunter. Dann schoben sie ihre behelfsmäßigen Sparren gemeinsam an die richtige Stelle. Marina, die Leichteste von ihnen, wurde trotz ihres Widerstrebens nach oben geschickt und musste auf dem Stroh zum höchsten Punkt der Hütte klettern, wo sie die neuen Sparren mit den alten verband. Die komplizierte Gitterkonstruktion war für Regina anfangs noch ein Buch mit sieben Siegeln. Dennoch befahl sie Marina, leichte Haselnusszweige an die neuen Sparren zu binden. Anschließend unternahmen sie Expeditionen ins Sumpfland, um Schilf vom Fluss zu dicken Schichten aufzuhäufen.
Es war primitiv und hässlich, aber es funktionierte.
Sobald das Dach wasserdicht war, wurde alles rasch besser. Im alten Stroh wohnten nach wie vor ganze Mäusedynastien, aber ein paar Tage intensiven Räucherns schafften Abhilfe. Das zerstörte Dach hatte dem Regen erlaubt, die Lehmwände anzugreifen, aber ihre elementare Struktur aus dünnen, miteinander verflochtenen Haselnusszweigen war noch intakt. Regina und Carta stopften die Löcher in den Wänden mit Schlamm und Stroh; sie schoben das Material von beiden Seiten hinein und glätteten es mit den Fingern.
Als das Tageslicht endlich ausgeschlossen war, hielten sie eine kleine Feier ab. Sie saßen im Kreis um ihr Feuer, der Rauch kräuselte sich und zog durch das Kaminloch in ihrem neuen Dach ab, und ihre Hirschfett-Kerzen brannten qualmend. Sie aßen den Rest der Hirschleber, gebraten mit wildem Knoblauch, den Marina hinter den Hütten entdeckt hatte. Sie fanden, dass sie gute Arbeit geleistet hatten; immerhin waren sie erst ein paar Tage hier.
Erst in diesem Moment war Regina bereit, ihre kostbaren matres auszuwickeln. Sie stellte sie in eine primitive Nische, damit sie über dem Haufen aus getrocknetem Schilf wachten, auf dem sie nun schlief.
Als sie das nächste Mal einen Hirsch fingen – in einer simplen Falle, die Severus aufgestellt hatte –, nutzten sie ihn effektiver. Sie achteten darauf, dass die Haut heil blieb, damit sie mit ihr den Boden des Rundhauses abdecken konnten, und kochten sogar die Knochen, um das Mark herauszuholen.
Der größte Teil ihrer Nahrung stammte aus Fallen – meist kleineres Wild, vor allem Hasen. Aber sie nahmen auch zaghafte Handelsbeziehungen mit dem Bauernhof auf, den Severus hinter dem Kamm entdeckt hatte. Der Bauer, ein hoch gewachsener, misstrauischer Mann mit wildem Bart, der auf den Namen Exsuperius hörte, war bereit, ihnen im Tausch für ihr Fleisch Wintergemüse wie Kohl und sogar Kleidung zu geben, abgetragene Tuniken, Umhänge und Decken. Die Kleidung, so alt und verlaust sie auch sein mochte, war höchst willkommen. Regina experimentierte mit verschiedenen Methoden, ihre Kleidung im Fluss zu waschen – die leicht ätzende Holzasche ergab ein gutes Reinigungsmittel.
Aber Carausias und Carta konnten betteln, so viel sie wollten, Exsuperius hatte keine Töpferwaren, keine Fußbekleidung und kein Werkzeug für sie – keine Sägen, Hämmer oder Messer –, überhaupt nichts aus Eisen, nicht einmal einen Nagel für ihre Schuhe.
Severus tat seinen Teil, wenn auch widerwillig. Als weitaus Stärkster von ihnen schleppte er die schwersten Lasten, und er konstruierte größere Fallen und Steinschleudern, um weiteres Wild zur Strecke zu bringen. Aber er war unzuverlässig und jähzornig. Er sprach kaum mit den anderen und schien sogar Carta zu vernachlässigen.
Regina war überzeugt, dass sie Cartas Beziehung zu Severus nie verstehen würde. Die beiden schienen niemals glücklich miteinander zu sein – es hatte nicht den geringsten Hinweis darauf gegeben, dass Carta ein Kind mit Severus haben wollte –, und dennoch hielt ihre mittlerweile schon mehrere Jahre alte Beziehung. Es schien, als erwartete sich keiner von ihnen etwas Besseres vom Leben.
Als Regina erfuhr, dass Severus weiterhin versuchte, bei Exsuperius Fleisch gegen Bier zu tauschen, wurde ihr klar, dass auf ihn kein Verlass war.
Die Tage wurden zu Wochen und dann zu Monaten. Sie hielten jeden Tag Ausschau nach Soldaten oder Postboten auf der Straße. Aber die Rückkehr zur Normalität blieb aus.
Stück für
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