Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
war drei Tage lang sterbenselend gewesen. Aber das behielt er dann doch lieber für sich.
    Samuel starrte den Großen an, dann dessen inzwischen wieder vollkommen unversehrte Hand und schließlich wieder sein schuppiges Gesicht. »Ihr esst … keine Halblinge?«, vergewisserte er sich.
    »Nicht einmal Viertellinge«, witzelte Groxmox.
    »Aber ihr fresst euch gegenseitig!« Wieder sah Samuel auf die Hand, dann auf den immer noch bewusstlosen Muxlux, und auch jetzt reagierte Groxmox wieder mit einem heftigen Kopfschütteln.
    »Muxlux hat gedacht, ich wäre tot«, verteidigte er seinen Eiling. »Sonst hätte er mich nie angebissen.«
    »Und das ist in Ordnung, wenn ihr euch gegenseitig auffresst?«, ächzte Samuel.
    »Es ist gutes Fleisch«, protestierte Groxmox. »Sollen wir es lieber verderben lassen?«
    »Ihr esst eure Toten?«, ächzte Samuel. »Aber das ist ja widerlich!«
    »Irgendetwas muss man essen, oder?«
    »Aber doch nicht …« Samuel schüttelte sich demonstrativ. Dann gab er sich einen sichtbaren Ruck und schaute Groxmox so fest ins Gesicht, wie er konnte. »Und was esst ihr sonst?«
    »Sonst?« Groxmox verstand nicht ganz, was der Halbling überhaupt meinte.
    »Sonst«, bestätigte Samuel.
    »Aber was soll man denn sonst essen?«, wunderte sich Groxmox. »Fleisch.«
    »Orkfleisch«, vergewisserte sich Samuel.
    »Fleisch«, bestätigte Groxmox. Offensichtlich war der Halbling ein bisschen begriffsstutzig.
    »Ihr esst nur euer eigenes Fleisch?«, fragte Samuel denn dann auch prompt noch einmal. »Und wenn einmal keine toten Orks zur Hand sind?«
    »Es sind immer genug da«, versicherte ihm Groxmox böse. »Dafür sorgen schon deine Brüder und ihre langohrigen Freunde.«
    »He! Wir verteidigen uns nur! Keiner hat euch gezwungen, in unser Land zu kommen und hier alles kurz und klein zu schlagen!«
    Groxmox setzte zu genau der geharnischten Antwort an, die diese Unverschämtheit verdiente … und legte dann stattdessen erschrocken den Kopf in den Nacken, um den Himmel mit Blicken abzusuchen. Da war es wieder, das Gefühl, angestarrt und aus boshaften kalten Augen belauert zu werden, und es war sogar noch einmal intensiver und zugleich deutlich unangenehmer geworden; so kalt, als wäre es nicht einmal etwas Lebendiges, das ihn da anstarrte und taxierte.
    Aber es gab noch etwas weit Sonderbareres. Auch Samuel sah sich mit einem Mal erschrocken und einem sehr konzentrierten Gesichtsausdruck um. »Spürst du das auch?«, flüsterte er.
    Groxmox deutete ein Nicken an, gestikulierte ihm aber zugleich hektisch, ruhig zu sein. Die unheimliche Präsenz kam näher, und das Gefühl, angestarrt und regelrecht mit Blicken seziert zu werden, nahm nun eine schon fast körperliche Qualität an – als würde er nicht nur angestarrt, sondern betastet. Begrabscht hätte es vielleicht besser beschrieben.
    »Das ist unheimlich«, sagte Samuel. »Zauberei. Das ist schwarze Orkmagie. Bandalf hat uns gewarnt.«
    »Du solltest jetzt besser still sein« riet ihm Groxmox. Außerdem gab es keine Orkmagie. Es gab überhaupt keine Magie, das wusste doch jeder. Diese Halblinge waren wirklich ein abergläubisches Volk!
    »Du solltest jetzt besser still sein«, wiederholte Samuel mit sonderbarer Betonung und einem noch viel sonderbareren Blick in sein Gesicht herauf. »Gestern hättest du einfach nur gesagt: Halt’s Maul. Oder mir gleich den Schädel eingeschlagen.«
    »Eine interessante Alternative«, pflichtete ihm Groxmox bei. »Ich werde sie in Erwägung ziehen.«
    »In Erwägung ziehen?«, ächzte Samuel.
    Für einen Moment wurde das Gefühl des Angestarrtwerdens so intensiv, dass es ihm fast den Atem abschnürte und erlosch dann ganz plötzlich, aber etwas … hatte sich verändert. Es war Groxmox vollkommen unmöglich, den Unterschied in Worte zu fassen, aber die Welt war mit einem Male nicht mehr so, wie sie gerade noch gewesen war.
    »Was …?«, murmelte Samuel. Er klang sehr erschrocken.
    »Ja, das frage ich mich auch«, knurrte eine Stimme hinter ihnen.
    Groxmox fuhr erschrocken herum und stellte fest, dass sein Eiling wieder wach war und sich zu einer halb sitzenden Position aufgerafft hatte. Mit einer Hand stützte er sich auf dem Boden ab, die andere hatte er um den aus seinem Gürtel ragenden Schwertgriff geschlossen. Groxmox musste nicht fragen, um zu wissen, dass er einen Gutteil ihrer Unterhaltung mit angehört hatte, wenn nicht sogar alles.
    »Ich … ähem … also ich kann das erklären«, begann er hastig.
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher