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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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entfernt auf der Seite und versuchte gerade sich hochzustemmen, war aber so benommen, dass er drei oder vier Anläufe dazu brauchte. Sie beide befanden sich in einem dunklen Raum mit spitz zulaufenden Wänden, der ihn vage an ein Zelt erinnerte, zugleich aber auch wieder ganz anders war.
    Zuallererst tastete er über den Boden, der ihm so hart zugesetzt hatte. Er fühlte sich weich und auf unheimliche Weise fast lebendig an. Er war aber auch so vollkommen falsch , dass alles in ihm davor zurückschreckte, wie eine Hand vor rot glühendem Eisen.
    »Wo sind wir hier?«, flüsterte Samuel. Seine Stimme erzeugte unheimliche Echos in der Leere ringsum, aber Groxmox hörte dennoch, dass sie vor Angst bebte.
    Er hob die Schultern – woher sollte er wissen, wo sie waren? »Vielleicht hast du ja recht, und wir sind tot.«
    »Du meinst, dass ich den Rest der Ewigkeit zusammen mit dir verbringen muss?« Samuel schüttelte sich, als hätte er einen Anfall. »Das muss die Hölle sein.«
    Groxmox beschloss, vorsichtshalber nicht darüber nachzudenken, sondern setzte sich richtig auf und versuchte seine Umgebung genauer in Augenschein zu nehmen. Viel gab es nicht zu sehen, und das wenige, das er erkannte, ergab keinerlei Sinn, entzog es sich doch sowohl in Form als auch Dimension seinem normalen Begreifen. Die Wände schienen sich jetzt nicht mehr schräg aufeinander zuzubewegen, sondern in Richtungen zu biegen, die es gar nicht gab, dafür aber in entschieden zu viele. Und je angestrengter er versuchte, einen einzelnen Punkt zu fixieren, desto schwerer schien es ihm merkwürdigerweise zu fallen, ihn wirklich zu erkennen. Vielleicht hatte Samuel ja recht, und dies hier war ein Ort der Verdammnis. Auf jeden Fall aber einer, an dem sie nicht sein sollten.
    »Das ist wirklich unheimlich«, meinte Samuel nach einer Weile. Seine Stimme bebte noch immer, und sie löste auch weiterhin unheimliche Echos in der sie umgebenden Düsternis aus.
    »Ja«, grollte Groxmox. »Das sagtest du bereits.«
    Samuel warf ihm einen schrägen Blick zu und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen, aber es misslang und geriet eher zu etwas, das seine Furcht noch unterstrich.
    Nicht dass Groxmox ihm nicht insgeheim zugestimmt hätte. Er hatte erwartet, dass es besser wurde, wenn er erst einmal eine Weile hier war und sich seine Sinne an die sonderbare Umgebung gewöhnt hatten, aber das genaue Gegenteil war der Fall: Sein Herz schlug so hart und schwer, dass es wehtat, und je angestrengter er in die Dunkelheit starrte, desto mehr und weniger zugleich konnte er erkennen, was er da sah. Als wäre die Leere nicht einfach nur leer, sondern zugleich auch die Essenz aus allem, aus dem sich alles bilden wollte, ohne dass es ihm indes gelang.
    Der Gedanke sollte absurd klingen, aber in Wahrheit war er so unheimlich, dass Groxmox’ Herz noch schneller schlug und er rasch die Hände zu Fäusten ballte, damit Samuel ihr Zittern nicht sah. Immerhin war er ein Ork und kein Halbling, und er würde vor einem solchen auch ganz bestimmt keine Schwäche zeigen.
    Dennoch empfand er ein sonderbares Gefühl von Erleichterung (auch wenn er niemals zugegeben hätte, so etwas auch nur nicht zuzugeben), als Samuel nach einer Weile aufstand und sich nur ein kleines Stück neben ihm mit angezogenen Knien wieder hinsetzte.
    Eine weitere, nicht wirklich zu benennende Spanne verging, dann – gerade bevor sich Groxmox erheben und dasselbe tun konnte – stand Samuel abermals auf, kam noch einmal näher und setzte sich gerade weit genug von ihm entfernt wieder hin, dass sich ihre Körper nicht berührten.
    Wieder verging Zeit. Groxmox kam es vor wie eine weitere halbe Ewigkeit, auch wenn es in Wahrheit wohl nur wenige Momente waren. Dann seufzte Samuel tief und fragte: »Und jetzt?«
    »Was, jetzt?«, fragte Groxmox, während er zugleich gegen den Impuls ankämpfte, selbst näher an den Halbling heranzurücken und ihn somit tatsächlich zu berühren – ein Kontakt von Schulter zu Knie wäre das dann gewesen –, und sei es nur, um sich dadurch vor dieser fürchterlichen Leere und dem Gefühl des Verlorenseins zu schützen, das aus der Verborgenheit des Nichts in seine Seele kroch. Wenn er nicht achtgab, da war er sich vollkommen sicher, dann würde ihn diese furchtbare Leere einfach aufsaugen, bis er sich ebenfalls in Nichts aufgelöst hatte.
    »Was geschieht jetzt?«, antwortete Samuel.
    Wofür hielt ihn dieser Bursche eigentlich – für ein wandelndes Orakel? »Jetzt warten wir«,

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