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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Knie fallen, zog Stech aus seinem Gürtel und fuhr sich mit der Klinge über die geöffnete Linke. Es schmerzte beinahe noch mehr als am vergangenen Tag, und sein schwarzes Blut floss in Strömen und tropfte auf Samuels aufgedunsene Hand hinab.
    Es nutzte nichts. All die zahllosen kleinen Kratzer und Schrammen und auch der eine oder andere blaue Fleck verschwanden so schnell, dass man dabei zusehen konnte, doch ansonsten geschah nichts. Die Schwellung ging nicht zurück, und Samuel wimmerte noch immer vor Schmerz. Und jetzt, wie Groxmox mit einem eisigen Schrecken begriff, vielleicht sogar im Todeskampf.
    Und endlich verstand er. Sein orkisches Blut erreichte die zertrümmerten Knochen nicht, und somit konnte es seine heilende Wirkung auch nicht entfalten. Da war nur noch eines, was er tun konnte. Auch wenn er davor zurückschrak.
    »Ich sterbe«, wimmerte Samuel. »Hilf … mir.«
    Groxmox griff nach seiner schwarz und blau aufgedunsenen Hand und hob Stech. »Das wird jetzt ein bisschen wehtun«, sagte er.
    Es war ihm so vorgekommen, als hätte Samuel Stunden geschrien, und sich noch länger und mit solch übermächtiger Gewalt hin und her geworfen und zur Wehr gesetzt, dass es ihn fast seine ganze gewaltige Kraft gekostet hatte, ihn festzuhalten, damit seine Hand heilen und er sich nicht selbst verletzen und dabei noch mehr Schaden zufügen konnte.
    Irgendwann jedoch waren die Kräfte des Kleinen aufgebraucht gewesen, und der Halbling in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung gefallen – genau wie Groxmox, der ebenfalls einschlief und sich bei seinem Erwachen in der einigermaßen peinlichen Situation wiederfand, auf dem Rücken zu liegen und einen lautstark schnarchenden Halbling wie ein schlafendes Baby in der Armbeuge zu halten. Außerdem erinnerte er sich an einen vollkommen verrückten Traum, der so wirr und erschreckend gewesen war, dass ihm die Worte fehlten, ihn zu beschreiben.
    So behutsam, wie er nur konnte, setzte er sich auf und legte Samuel neben sich auf dem Boden ab; doch da er nun einmal ein Ork war, bedeutete behutsam in diesem Fall nicht wirklich sanft, sodass der Halbling trotzdem aufwachte und sich nicht nur den schmerzenden Hinterkopf rieb, mit dem er zwei-, oder vielleicht auch dreimal auf den Boden geknallt war, sondern ihn auch schon wieder böse anfunkelte.
    »Pass doch auf, du Grobian!«
    »Ja, ich freue mich auch, dass es dir besser geht«, sagte Groxmox. »Wenigstens hoffe ich das. Was macht deine Hand?«
    Samuel blinzelte, sah plötzlich (wenn auch nur ein ganz kleines bisschen) schuldbewusst aus und räusperte sich ein paarmal unbehaglich, während er sich aufsetzte und auf seine Hand hinabsah. Sie war immer noch ein wenig geschwollen, und wenn man genau hinsah, konnte man auch noch die geschwungene Narbe erkennen, wo Groxmox das Fleisch aufgeschnitten hatte, damit sein eigenes Blut die gebrochenen Knochen erreichen und dort seine heilende Wirkung ganz entfalten konnte.
    »Tut noch ein bisschen weh«, sagte er, »aber es geht. Ich hatte einen ganz üblen Traum, weißt du? Ich habe geträumt, du hättest mir mit meinem eigenen Schwert die Hand aufgeschnitten und mit deinen groben Fingern darin herumgeporkelt, um meine Knochen wieder zusammenzusetzen. Und das hat vielleicht wehgetan!«
    »Das war kein Traum«, informierte Groxmox den Halbling.
    Der blinzelte. »Kein Traum?«
    »Kein Traum«, bestätigte Groxmox kopfschüttelnd.
    Samuel blickte auf Stech, das neben ihm auf dem Boden lag und noch immer schwarz und rot von seinem eigenen und dem Blut des Orks war, dann auf seine Hand und schließlich noch einmal auf das zierliche Schwert. Er bewegte prüfend die Finger, und Groxmox meinte, ein leises Rascheln zu hören, wie von zerbrechendem Reisig in einem Beutel. Samuels Mundwinkel zuckten, aber Groxmox vermochte nicht zu sagen, ob vor Schmerz oder nur der Erinnerung daran.
    »Es tut immer noch ein bisschen weh«, meinte der Halbling.
    »Das hätte nicht passieren dürfen«, sagte Groxmox.
    »Was? Dass du mich mit meinem eigenen Messer schneidest?«
    Immerhin gab er zu, dass es ein Messer war, und kein Schwert. »Das Blut hätte viel schneller wirken müssen, und die Wunde besser verheilen«, sagte Groxmox ungerührt. Er blickte demonstrativ zuerst nach rechts, dann nach links. »Es muss an diesem Ort liegen … oder aber an deinem albernen Zaubermesser.«
    »Das ist wieder mal typisch Ork«, sagte Samuel. »Alle sind schuld, nicht wahr? Nur du nicht! Ich wette, es hat dir auch noch Spaß

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