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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lang vergessen, wie schmerzhaft der Biss dieser so harmlos aussehenden Waffe gewesen war. »Wie kommst du darauf?«, fragte er.
    Samuel blickte das Schwert fast sehnsüchtig an, aber er wagte es nicht, noch einmal danach zu greifen. Seine Rechte war mittlerweile fast auf das Doppelte ihrer normalen Größe angeschwollen und schillerte grün und blau und rot und auch noch in ein paar anderen Farben, die Groxmox noch nie zuvor gesehen hatte. Ganz sacht spürte er schon wieder sein schlechtes Gewissen. Er hatte dem Halbling nicht wehtun wollen. Wenigstens nicht so doll.
    »Angeblich soll es grün leuchten, wenn sich ein Feind nähert«, antwortete Samuel. »Und es soll ihn dann auch mit einem einzigen Stich töten können.« Er zog die Nase hoch und begann die geprellte Hand mit der anderen zu massieren. »Aber dich habe ich gleich dreimal damit gestochen, und du lebst immer noch.«
    »Vielleicht hättest du mich damit nicht nur in die Wade piksen sollen«, sagte Groxmox, »sondern besser richtig zugestochen.« Obwohl er bezweifelte, dass Samuel wirklich genug Kraft besaß, um seine dicke Schuppenhaut zu durchstoßen. Jedenfalls nicht tief genug, um ihm ernsthaften Schaden zuzufügen.
    »Ich habe dich gestochen«, antwortete Samuel beleidigt. »Sogar dreimal.«
    Groxmox hatte nur zwei Verletzungen gespürt, aber er sparte sich die Mühe, ihn darauf hinzuweisen. »Du hast mich damit geschnitten, nicht gestochen«, antwortete er. »Das Schwert heißt doch Stech, nicht Schneid, oder?«
    »Haarspalterei«, antwortete Samuel. »So oder so funktioniert sein Zauber nicht. Am Anfang hat es tatsächlich noch grün geleuchtet, aber jetzt sieh es dir doch an! Du hast es in der Hand, und du bist ein Ork. Leuchtet es etwa?«
    Das tat die angeblich magische Klinge tatsächlich nicht, aber Groxmox war dennoch nicht sicher, dass die Erklärung so einfach war. Die Klinge hatte ihm mehr und weit schlimmeren Schmerz zugefügt als jede andere zuvor.
    »Vielleicht ist der Zauber verbraucht«, sagte er, »oder ich bin nicht dein Feind.«
    »Ja, sehr witzig«, maulte Samuel. »Oder Betta Testa ist doch kein so großer Zauberer, wie er immer behauptet.«
    Groxmox maß ihn mit einem langen, abschätzenden Blick – und drehte das Schwert herum, um es ihm mit dem Griff voran zurückzugeben. Samuel war so erstaunt, dass er die Waffe etliche Sekunden lang einfach nur anstarrte, bevor er Stech an sich riss und das Schwert in die zierliche Scheide an seinem Gürtel rammte. Er bedankte sich nicht einmal, aber das nahm ihm Groxmox in diesem Moment nicht übel.
    Irgendwann, nach einer weiteren, schieren Ewigkeit nahm Samuel wieder mit angezogenen Knien neben ihm Platz murmelte: »Danke.«
    »Schon in Ordnung«, sagte Groxmox großmütig. »Was ist ein Mann schon ohne sein Schwert?«
    Samuel sah aus großen Augen zu ihm hoch. »Das war jetzt wirklich nett von dir.«
    »Oder ein Männchen ohne sein Schwertchen«, griente Groxmox.
    »Und das war jetzt überhaupt nicht mehr nett«, sagte Samuel finster. Aber da war etwas in seinen Augen, was das Feixen auf Groxmox’ Gesicht nur noch breiter werden ließ.
    »Du bist mir schon einer, Knirps«, griente er nicht nur, sondern konnte sich auch gerade noch beherrschen, dem Halbling einen freundlichen Klaps auf die Schulter zu versetzen, der sie ihm bestimmt gebrochen hätte.
    »Jedenfalls danke, dass du mir mein Schwert zurückgegeben hast«, sagte Samuel, nach einer weiteren Weile. »Auch wenn ich es ja eigentlich gar nicht mehr brauche.«
    »Nein? Brauchst du nicht? Wieso?«
    »Na, wir sind doch jetzt keine Feinde mehr, oder? Wenigstens behauptet das dieses vollkommen nutzlose Stück Magieschrott.«
    »Wer weiß«, antwortete Groxmox. »Behalt es lieber. Möglicherweise brauchst du es ja doch noch.«
    »Und wozu?«
    »Niemand weiß, ob es hier nicht auch noch Feinde gibt, gegen die wir uns verteidigen müssen.«
    »Feinde.« Samuel schien einen Moment lang über dieses Wort nachzudenken und fragte dann: »Deine oder meine?«
    »Ich glaube nicht, dass das hier einen Unterschied macht«, meinte Groxmox.
    »Macht es denn überhaupt einen Unterschied?« Samuel presste seine geprellte Hand weiter gegen den Leib, und auch seine Augen waren nach wie vor feucht, aber Groxmox hätte nicht sagen können, was ihn mehr verwirrte: die Frage an sich oder der seltsame Ton, in dem der Halbling sie ausgesprochen hatte.
    »Was … was meinst du damit?«
    Statt seine Frage zu beantworten, stellte Samuel seinerseits eine. »Warum

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