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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gelben Lichtern über das silberne Metall des Schwertes, dann erscholl ein helles Klicken, und die Tür sprang so plötzlich auf, dass der Halbling Stech um ein Haar fallen gelassen hätte.
    Dahinter lag ein schmaler und, wie es aussah, völlig leerer Gang. Auch er wies keine Fenster auf, wurde aber von denselben magischen Stäben unter der Decke erhellt, und die Stimmen waren jetzt deutlicher zu hören. Groxmox konnte die Worte nicht verstehen, aber es klang nicht nach einer freundschaftlichen Unterhaltung.
    »Und jetzt?«, fragte er.
    Samuel ließ noch ein paar Augenblicke verstreichen, in denen er nichts anderes tat, als sein Schwert aus großen Augen anzustarren. Doch endlich senkte er die Klinge und deutete nach links, in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Sie gelangten zu einer weiteren, vollkommen identischen Tür, und dieses Mal versuchte Samuel erst gar nicht, sie aufzubrechen, sondern berührte sie nur leicht mit der Schwertspitze. Lichter und Klicken wiederholten sich, und auch diese Tür schwang mit einem ganz leisen Summen zur Seite. Jetzt war die Stimme so laut, als stünde ihr Besitzer unmittelbar vor ihnen, doch alles, was Groxmox sehen konnte, waren noch mehr dieser summenden und blinkenden und klickenden Truhen. Manche waren größer als er, andere so klein, dass man sie auf Tische gestellt hatte. Auch hier gab es viele dieser seltsamen beweglichen Bilder, von denen die meisten aber nur Unsinn zeigten. Von den leuchtenden Stäben unter der Decke gab es hier gleich eine ganze Anzahl, denn auch dieser Raum hatte kein einziges Fenster. Groxmox mutmaßte mittlerweile, dass sie sich tief unter der Erde befanden; vielleicht in einem Verlies, wohin solcherlei Dinge auch gehörten, denn sie mussten zweifellos gefährlich sein.
    Samuel bedeutete ihm – vollkommen überflüssig – leise zu sein, ging geduckt voraus und ließ sich dann hastig hinter einer der großen Truhen in die Hocke sinken. Groxmox tat es ihm gleich, erstarrte für einen Moment zur Reglosigkeit und richtete sich dann sehr vorsichtig wieder auf, um über den Rand der improvisierten Deckung zu lugen.
    Samuels Warnung war nur zu berechtigt gewesen. Groxmox starrte direkt ins Gesicht eines Riesen. Seine Größe war unmöglich zu schätzen, doch allein seine Augen waren fast so groß wie Samuels Kopf, und auch wenn Groxmox die Worte immer noch nicht verstand, die er in einem ununterbrochenen Strom hervorsprudelte, so bestand auch nicht mehr der mindeste Zweifel daran, dass er vor Zorn schnaubte.
    Groxmox korrigierte seine vielleicht doch etwas vorschnell gefasste Meinung über diesen Ort. Er befand sich ganz eindeutig nicht tief unter der Erde, sondern mindestens im zweiten oder dritten Stockwerk eines Turmbaus, denn der Riese spähte durch ein Fenster zu ihnen herein. Im Hintergrund waren seltsame Gebäude zu erkennen und ein Himmel von noch seltsamerer, schmutziger Farbe.
    »Was zum –«, begann Groxmox, doch Samuel gestikulierte so heftig mit beiden Armen, dass er mitten im Wort verstummte.
    »Nicht so laut!«, zischte er. »Er könnte uns hören!«
    »Der Riese?«
    »Betta!« Samuel gestikulierte noch aufgeregter in Richtung einer zweiten Gestalt, die Groxmox, fasziniert wie er vom Anblick des Riesen gewesen war, bisher noch gar nicht bemerkt hatte. Es war eindeutig ein Mensch, kein Elb, wie Groxmox erkannte. Er hatte zwar ebenso langes, wenn auch pechschwarzes Haar wie die Spitzohren, trug es aber im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, sodass man seine runden Ohren deutlich erkennen konnte. Der Mann saß auf einem absonderlich geformten Stuhl und wandte ihnen nicht nur den Rücken zu, sondern schien ebenfalls vom Anblick des Riesen vollkommen fasziniert, der ihn durch das Fenster hindurch immer noch anbrüllte. Wahrscheinlicher war allerdings, überlegte Groxmox, dass er vor Todesangst einfach erstarrt war. Er selbst hatte schon Feinde erschlagen, die deutlich größer waren als er – aber wenn ihn ein Riese von den Abmessungen eines Bergfrieds so angefahren hätte, dann hätte er sich gewiss nicht mehr wohl in seiner Haut gefühlt.
    Es verging noch einmal eine geraume Weile, bis Gromox überhaupt aufging, was Samuel da gerade gesagt hatte. »Betta?«
    Samuel nickte so heftig, dass ihm die Haare ins Gesicht flogen, und deutete auf den sitzenden Mann, wobei er noch heftiger gestikulierte. »Das ist Betta!«, stieß er aufgeregt hervor.
    »Euer … Zauberer?«, murmelte Groxmox verdutzt.
    »Betta Testa!«, bestätigte

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