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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gemacht, mich zu quälen.«
    Dennoch streckte er die Hand nach dem kleinen Schwert aus und nahm es sehr vorsichtig und mit spitzen Fingern auf.
    »Tut mir leid«, bat er nach einer Weile in völlig verändertem Ton um Entschuldigung. »Ich höre mich schon an wie ein Ork.«
    Groxmox konnte ihm schwerlich widersprechen, aber er wollte auch nicht noch mehr Salz in die Wunde streuen und beließ es lediglich bei einem angedeuteten Schulterzucken. Das Schweigen, das sich nun zwischen ihnen ausbreitete, war ganz eindeutig unbehaglicher Natur.
    Vermutlich nur, um von sich und der unangenehmen Situation abzulenken, drehte Samuel das Schwert weiter in der Hand, hielt es schließlich ganz dicht vor das Gesicht und runzelte mit einem Male die Stirn. »Das ist seltsam!«
    »Dass du immer noch glaubst, dieser Zahnstocher ist ein Schwert?«
    Samuel ignorierte den lahmen Scherz und hielt ihm Stech hin. »Fass an. Aber sei vorsichtig.«
    Letzteres hätte er Groxmox nicht sagen müssen. Sehr vorsichtig sogar tastete er mit den Fingerspitzen über die schwarze Klinge, doch so sacht die Berührung auch sein mochte, reichte sie doch völlig aus, ihn begreifen zu lassen, was der Halbling meinte. Es war, als berührte er nicht nur Stahl. Da war etwas, unter und in der diamantharten Oberfläche; ein lautloses Wispern und Flüstern, als wisse die magische Klinge um alle Geheimnisse der Welt und der Menschen.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Jedenfalls etwas, das da nicht sein sollte«, antwortete Samuel. Er klang besorgt. »Davon hat Betta nichts gesagt.«
    »Euer komischer Zauberer hat euch eine Menge nicht gesagt, scheint mir«, stellte Groxmox fest.
    Doch Samuel fuhr nur unbeirrt und in noch nachdenklicherem Ton fort: »Ich muss etwas falsch gemacht haben. Oder es liegt an diesem Ort. Oder daran, dass sich unser Blut vermischt hat.«
    »Oder an allem zusammen«, fügte Groxmox hinzu. »Oder etwas vollkommen anderem.« Seine Finger strichen weiter über die Klinge, und das Wispern schien lauter zu werden, wie eine allmählich erwachende Stimme, die in einer Sprache redete, die er nicht verstand, die ihm aber auch nicht gänzlich fremd war. Da war etwas wie eine ungeheure Kraft, die ganz langsam im Innern des magischen Schwertes Gestalt annahm. Sie wirkte sonderbar ziellos, wie ein frisch geborenes Riesenkind, dass sich seiner wahren Kraft noch nicht bewusst ist.
    Doch das würde sich ändern, auch das spürte er.
    Bald.
    »Was ist das?«, flüsterte der Ork.
    Samuel hob die Schultern und bewegte das Schwert in ebenso langsamen wie weit ausholenden Kreisen durch die Luft. Winzige weiße, gelbe und rote Funken stoben aus der Klingenspitze und zeichneten ihre Bahn nach. Für einen Moment war es, als versuchten die Funken, flüchtige Bilder und Umrisse zu erschaffen, die jedoch immer wieder auseinandertrieben, lange bevor sie endgültig Gestalt annehmen konnten. Da gab es etwas, spürte Groxmox, das werden wollte.
    »Was ist das?«, flüsterte er noch einmal.
    Samuel hob auch jetzt wieder nur die Schultern, aber er antwortete trotzdem. »Vielleicht habe ich Betta Unrecht getan, und es hat wirklich Zauberkräfte.«
    Er klang nicht wirklich überzeugt, und auch Groxmox war es nicht, auch wenn er zu spüren glaubte, dass an Samuels Worten etwas dran war … und sie zugleich so weit von der Wahrheit entfernt waren, wie es überhaupt nur ging.
    Samuel dachte einen Moment lang angestrengt nach, hob zum dritten Mal die Schultern und tat dann etwas, was Groxmox im ersten Moment vollkommen sinnlos erschien (um nicht zu sagen, er zweifelte ein bisschen an dem Verstand des Kleinen): Er stieß das Messer gerade von sich, spannte die Muskeln und machte dann langsame sägende Bewegungen, als versuche er ein Stück zähes Leder oder Stoff durchzuschneiden. Es sah ziemlich albern aus.
    Wenigstens so lange, bis Groxmox sah, dass er tatsächlich etwas durchschnitt.
    Oder auch nicht, je nachdem.
    »Aber, aber was tust du … denn da?«, murmelte er verblüfft.
    Samuel schenkte ihm zwar einen verstörten Blick und hob auch noch einmal die Schultern, säbelte aber auch unbeirrt weiter, und tatsächlich (Groxmox fand einfach keine besseren Worte, um es zu beschreiben) hinterließ die Klinge einen länger werdenden Schnitt im Nichts, hinter dem … irgendetwas … erkennbar wurde. Keiner von ihnen konnte sagen, was es war, aber es machte ihnen beiden Angst. Auch wenn Groxmox zugleich das unheimliche Gefühl hatte, eigentlich wissen zu müssen, was er da sah.
    »Ich

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