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Der Orkling (German Edition)

Der Orkling (German Edition)

Titel: Der Orkling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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greift ihr uns an?«
    Was war denn das nun wieder für eine dumme Frage?, dachte Groxmox. »Na, weil wir Orks sind«, sagte er.
    »Und wir Halblinge, ich weiß«, sagte Samuel. »Und warum noch?«
    »Noch?« Jetzt war Groxmox endgültig perplex. »Na, weil Orks Halblinge und Elben töten, genau wie Halblinge und Elfen Orks töten.«
    »Mit einem Unterschied«, sagte Samuel. »Wir töten euch, um uns zu verteidigen. Ihr seid in unser Land gekommen und schleift unsere Burgen und Städte, erschlagt unsere Brüder und Schwestern und brennt unsere Bauernhöfe nieder, wenn wir euch nicht davon abhalten.«
    »Wenigstens versucht ihr es«, griente Groxmox. »Wenn auch nicht besonders erfolgreich.«
    »Immerhin versuchen wir es wenigstens«, erwiderte der Halbling. »Aber das habe ich nicht gemeint. So lange es Halblinge und Elben und Orks gibt, bekämpfen sie einander. Hast du dir eigentlich jemals die Frage gestellt, warum?«
    »Na weil«, sagte Groxmox, »weil … also weil …«
    Samuel legte den Kopf auf die Seite und sah ihn durchdringend an. »Weil?«
    »Weil es eben so ist«, antwortete Groxmox heftig. »Es war schon immer so. Orks töten Halblinge.«
    »Warum?«, wollte Samuel wissen. »Ihr esst kein Halblingfleisch, das weiß ich jetzt. Und auch nicht das von Elben oder Menschen, oder auch nur von Tieren. Ihr esst ausschließlich Orks.«
    »Na und?«
    »Aber ihr plündert auch nicht«, fuhr Samuel fort. »Ich weiß es. Ich habe Städte gesehen, die von Orks geschleift worden sind. Sie waren zerstört, aber nicht geplündert. Alles war zerschlagen und alles bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Aber alles Gold und Silber und alle Edelsteine und Schätze waren noch vollständig da. Sie haben nichts mitgenommen.«
    »Wozu denn auch?«, schnaubte Groxmox. »Ich habe noch nie begriffen, was ihr an diesem Gold und Geschmeide so wertvoll findet. Man kann es weder essen noch ist es zu irgendetwas anderem nütze.«
    »Also warum greift ihr uns dann immer wieder an?«, beharrte Samuel. »Und jetzt sag nicht, weil ihr es immer schon so gemacht hat.«
    »Aber wir haben es immer schon so gemacht!«, fuhr Groxmox auf.
    »Und das ist der einzige Grund? Ich meine: Ist dir das nie irgendwie … merkwürdig vorgekommen?«
    »Nein«, antwortete Groxmox wahrheitsgemäß. Aber wenn er ehrlich war, dann gab es eine Menge, was ihm merkwürdig vorgekommen war, und noch unendlich mehr Fragen, die er sich nicht gestellt hatte, bis jetzt.
    »Na ja«, seufzte Samuel. »So wie es aussieht, haben wir eine ganze Menge Zeit, um uns den Kopf darüber zu zerbrechen, nicht wahr? Wer weiß, vielleicht sogar mehr, als uns lieb ist.«
    »Manche Dinge sind eben so, wie sie sind«, meinte Groxmox.
    »Und was ist das jetzt?«, fragte Samuel. »Orkphilosophie?«
    Irgendetwas, fand Groxmox, stimmte mit der Stimme des Kleinen nicht. Sie bebte, doch es waren nicht nur Furcht und Ärger, die er darin hörte, sondern … Schmerz?
    Groxmox schaute dem Halblinge aufmerksam ins Gesicht und verfluchte sich im nächsten Moment selbst dafür, nicht schon viel früher und viel genauer hingesehen zu haben. Samuel war tatsächlich totenbleich. Seine Augen hatten einen entrückten Glanz angenommen, und er zitterte am ganzen Leib.
    »Was hast du?«, fragte er alarmiert.
    »Nichts«, behauptete Samuel, verdrehte die Augen und fiel auf die Seite.
    Groxmox beugte sich hastig vor, um ihn aufzufangen, und schnell, wie er nun einmal war, gelang ihm das auch. Aber dabei berührte er versehentlich die verletzte Hand, und der Halbling stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus und bäumte sich mit solcher Gewalt auf, dass er Groxmox’ Griff entglitt und hart genug auf dem Boden aufschlug, um halb benommen liegen zu bleiben.
    »Aber was hast du denn?«, fragte Groxmox erschrocken, sah auf den stöhnenden Halbling hinab und beantwortete seine eigene Frage gleich selbst: Samuel krümmte sich vor Schmerzen. Seine Hand war noch weiter angeschwollen und hatte sich mittlerweile schwarz verfärbt. Sie pulsierte wie ein kleines (und sehr krankes) Herz am Ende des Armes, und auch dieser begann bereits dunkel anzulaufen.
    »Das tut mir leid«, sagte er erschrocken. »Das war keine Absicht, wirklich!« Er hatte anscheinend härter zugeschlagen, als er es gewollt hatte; hart genug wenigstens, um Samuel die Hand nicht nur zu prellen, sondern zu brechen, und wie es aussah ganz besonders übel. Er musste etwas tun, und zwar schnell.
    Hastig ließ er sich neben dem stöhnenden Halbling auf die

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