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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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persönlichen Dompteur. Groß wie ein Löwenbär sollten sie sein, dabei schnell und hinterhältig wie ein Harschtippier. Und einen Bullenwolf rissen sie mit ihren acht klauenbewehrten Armen angeblich schneller in Stücke, als man »Verfluchter Mist!« sagen konnte. Klorski ahnte, dass sich der Kampf an der Seite dieser günstig akquirierten Zusatzkräfte unter Umständen als noch aufreibender erweisen würde als die Zusammenarbeit mit Trollen.
    Mit Bestimmtheit sagen konnte er dies freilich nicht, denn die verdammten Biester waren ja noch immer nicht hier. General Ortlov hatte bereits mehrere seiner gefürchteten Tobsuchtsanfälle hinter sich, denn nicht einmal eine Nachrichtenkrähe war bislang eingegangen, die Hoffnung hätte wecken können, die Einheit aus Xamen könnte sich wenigstens auf eine überschaubare Anzahl von Tagesmärschen genähert haben.
    Klorski hob das Bein und ließ einen knatternden Furz entweichen. Er schnupperte mit Kennermiene in die kühle Nachduft, dann ließ er der sauren Gaswolke einen Schwall Tabaksqualm aus einer höher gelegenen Körperöffnung folgen.
    Die ganze Operation war laienhaft durchdacht und schlecht ins Werk gesetzt, fand er. Aber das war kein Wunder; in den obersten Etagen der Regierungen saßen einfach viel zu viele verweichlichte Menschen! Seit sie sich auf den Thronen und in den Beratergremien nahezu aller Länder Lorgonias breitmachten wie Ungeziefer, hatte es weder in Lyktien noch in erreichbarer Nähe einen ordentlichen Krieg gegeben. Erbärmlich …
    Ein Geräusch zu seiner Rechten ließ Klorski innehalten. Irritiert blieb er stehen und suchte mit den Augen die Umgebung des Lagers ab.
    Es war eine klare Nacht, der zu drei Vierteln volle Mond sowie der kränkliche Schein der Grabstadt hinter den Hügeln ermöglichten eine gute Sicht.
    Zwei Steinwürfe entfernt ragte eine Reihe verdorrter Dornbüsche aus dem Boden, mannshohe Gewächse mit fingerlangen Stacheln, die hier überall wucherten, sei es auf nacktem Stein oder in sengendem Wüstensand. Ein Stück weiter links ragte ein verkrüppelter Baum in die Höhe wie das in Bewegung erstarrte Skelett einer bemitleidenswerten Drachenechse. Darüber hinaus gab es nichts zu sehen außer Geröll, Geröll und noch mehr Geröll.
    Wahrscheinlich hatte er den Schrei einer Matisraude gehört, überlegte Klorski, eines jener flugunfähigen Riesenvögel, die die Xxamparr als Reittiere benutzten. Ihr Korral lag zwar am anderen Ende des Lagers, aber hin und wieder trug der Wind den krächzenden, stets etwas verstört klingenden Ruf eines der Tiere über weite Strecken mit sich.
    Klorski zuckte die Achseln und steckte sich seine selbstgerollte Zigarre wieder zwischen die Lippen. Während er weiter der vorgegebenen Route folgte, kam ihm erneut die Sinnlosigkeit seines Tuns zu Bewusstsein.
    Was gab es an einem Heerlager zu bewachen, bei Boshuda? Fürchtete Ortlov tatsächlich Spione aus Nesnilinien, die sich einschleichen und ihre Truppenstärke auskundschaften könnten? Lachhaft! Die nesnilinische Grenze war über zweihundert Meilen entfernt, und der Intellekt der Barbaren reichte mit viel Mühe aus, einen Streithammer so zu schwingen, dass er nicht den eigenen Schädel traf.
    Sollten die Wachtposten, die Abend für Abend neu ausgelost wurden und in weitläufigen Abstanden an den Grenzen der Zeltstadt entlangmarschierten, vielleicht verhindern, dass jemand das Lager verließ?
    Nein, auch das war unsinnig: Das Heer bestand aus Freiwilligen, gut bezahlten Berufssoldaten, und der bevorstehende Kampf – so es je dazu kommen sollte – konnte kaum als sehr risikoreich bezeichnet werden. Auch gab es in weitem Umkreis keinerlei Vergnügungsmöglichkeiten. Die einzige Stadt, die sich in weniger als einem Tagesritt erreichen ließ, war Torrlem. An kaum einem anderen Ort in ganz Sdoom würde sich die Vergnügungssucht eines Soldaten weniger befriedigen lassen als in der Grabstadt.
    Erneut riss ein Geräusch Klorski aus seinen Gedanken.
    Er blieb stehen.
    Diesmal war es ganz gewiss nicht der Ruf einer Matisraude gewesen. Es hatte geklungen, als verlagere etwas Schweres kaum merklich sein Gewicht auf dem losen Geröll, welches die Zeltsiedlung nach allen Richtungen umgab. Und die Geräuschquelle schien eher nahebei als in weiter Ferne zu hegen.
    Klorski klappte die ledernen Ohrenschützer seiner Kappe hoch, um besser lauschen zu können, und starrte konzentriert in die diesige Dunkelheit. War das Geräusch nicht von der Buschreihe hergekommen?

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